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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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«Wie kannst du dir nur so sicher sein, dass es wirklich Alter war?», fragte sie.
    Gustelies schnaubte ungeduldig. «Er war es. Da sind nicht nur die Namen und dass er von Gott als einem Mörder gesprochen hat. Alter hat mir den halben Friedhof an den Sohlen seiner Schuhe in die Küche mitgebracht.» Dann hob sie den Finger und erklärte energisch: «Und im Übrigen weiß ich, dass er kein wirklicher Mönch ist.»
    «Woher weißt du das?» Hella wirkte bei weitem nicht so überzeugt wie ihre Mutter.
    «Hah! Ganz einfach. Kein Mönch, der den Namen zu Recht trägt, würde jemals behaupten, dass Gott ein Mörder ist.»
    Diesem Argument wusste auch Hella nichts entgegenzusetzen. «Also los. Auf zum Antoniterhof», rief sie und sprang davon.
     
    «Ich muss trinken», erklärte der Retter. «Meine Kehle ist so trocken wie Staub.»
    Er kniete sich auf den Boden, riss den Stoffpfropfen aus der Kanne, setzte sie an die Lippen und trank, bis alles leer war.
    Stine stand daneben, hatte ein Lächeln auf dem Gesicht und schaute in die untergehende Sonne, als wollte sie ihr eine Botschaft für den Liebsten mitgeben.
    Der Retter krümmte sich auf dem Boden. Er hielt die Hände vor seinen Bauch gepresst, drückte von außen auf sein Herz.
    «Was ist Euch?», fragte das Mädchen. «Seid Ihr krank?»
    Der Retter schüttelte den Kopf. «Ich bin nicht krank, ich bin verloren. Bitte, gib mir meinen Beutel.»
    Das Mädchen tat, wie ihm befohlen. Der Retter holte eine rote Rose hervor, drückte sie dem Mädchen in die Hand. «Du hast sie verdient, du bist die Rose ohne Dornen. Die einzige.»
    Dann schloss er die Augen. Stine kniete sich neben ihn, nahm seinen Kopf in ihren Schoß, strich ihm sanft über die Wangen. Sie wusste, dass der Mann starb. Niemand hatte es ihr sagen müssen. Sie hatte gesehen, dass ihm die Liebe fehlte. Und sie wusste, dass er deshalb zu sterben begehrte. Also hielt sie ihn fest, strich ihm über das Gesicht und sang leise ein altes Kirchenlied, bis sich die Brust des Retters zum letzten Atemzug hob.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 42
    L ange saß das Mädchen Stine neben dem Retter, streichelte sein Gesicht, welches langsam kühler wurde. Sie saß, bis der Nachtwächter sie mit seinem Ruf aufschreckte: «Dreimal ertönt das Horn, der Ruf des Nachtwächters scheint über den Plan, launig jedermann gemahnend, dass jetzt die rechte Zeit wäre, den Strohsack aufzusuchen. Schließet die Pforten, hört, Ihr Leut. Nicht jeder höret meine Worte gern, heißt es doch, Lebewohl zu sagen und der heimisch Ofenstube zuzustreben.»
    Das Mädchen erkannte, dass es August war, der an diesem Tage Wächtersdienst hatte. Erleichtert atmete es auf. August galt als der Dichter unter den Wächtern, er hatte ein Herz aus Gold.
    «Na, Stine, was treibst du hier noch? Solltest du nicht längst zu Hause im Bette liegen?» August schwenkte seine Tranfunzel.
    «Wer ist denn das? Wer liegt denn da? Ein Mönch?»
    Stine zuckte mit den Schultern. «Er hat Kerzen bestellt, ich sollte ihm tragen helfen, und dann wurde er ganz verzweifelt, trank aus seinem Krug und brach zusammen. Ich bin bei ihm geblieben, wollte ihn nicht allein lassen in seiner Not.»
    Der Nachtwächter August strich dem Mädchen über das Haar. «Du bist ein gutes Kind, Stine, aber mir scheint, der Mönch ist tot. Von welchem Orden stammt er denn?»
    Die Stine strich dem Toten noch einmal sanft über das Gesicht. «In die Töngesgasse sollte ich kommen, zum Antoniterhof.»
    Der Nachtwächter überlegte kurz, dann beschloss er: «Ich werde in die Töngesgasse eilen, ist ja nicht weit, nur ein paar Schritte, und denen dort Bescheid sagen. Sollen sie beraten, was mit ihrem Bruder hier wird.»
    Das Mädchen nickte.
    «Ob du wohl bei ihm bleiben kannst derweil?»
    «Ja. Ich lasse ihn nicht allein.»
    «Hast du auch keine Angst?»
    Stine schüttelte den Kopf. «Vor wem sollte ich Angst haben?»
    «Gut, dann eile ich.»
    Das Mädchen sah dem Nachtwächter hinterher und summte ein Lied, das ihr die Mutter beigebracht hatte:
    «Es geht ein dunkle Wolk herein,
    Mich deucht, es wird ein Regen sein,
    Ein Regen aus den Wolken
    Wohl in das grüne Gras.
    Und kommst du, liebe Sonn, nit bald,
    So west es alls im grünen Wald,
    Und all die müden Blumen,
    Die haben frühen Tod.
    Es geht ein dunkle Wolk herein,
    Es soll und muss geschieden sein.
    Ade, Feinslieb, dein Scheiden
    Macht mir das Herz so schwer.»
     
    Stine hatte das Lied gerade beendet, als Hella, gefolgt von Gustelies, in die

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