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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Antoniter und deinen Schwiegersohn in der Ratsschänke gesehen. Erst zur Sperrstunde haben sie die Schänke verlassen und sind Arm in Arm über den Römer gewankt. Ist das wahr?»
    Gustelies zuckte nur mit den Schultern. «Ich eile den ganzen Tag wie ein Weberschiffchen hin und her. Und wer dankt es mir? Keiner. Es wird ihnen nicht schaden, mal ein paar Tage aushäusig zu essen.»
    Jutta stand der Mund offen.
    «Da staunst du, was?», fragte Gustelies. «So etwas gehört sich nicht, oder? Eine Frau hat ihre Familie zu versorgen, so gehört es sich. Und eine Frau hat ihrem Mann oder Dienstherrn untertan zu sein. Das war ich lange genug.» Sie hob einen Finger und fuchtelte damit Jutta vor der Nase herum. «Und ich habe meine Sache gut gemacht. Aber habe ich in all den Jahren dafür einen Dank erhalten? Nie. Nie. Niemals. Und jetzt ist Schluss damit. Ich koche gern. Aber ich bin nicht nur die Köchin und die Putz- und Waschfrau. Ich bin ein Mensch. Ein eigener mit eigenen Ansichten. Ich sehe und höre Dinge, und ich möchte, dass meine Meinung gehört wird, dass sie zählt. So ist das. Und das kannst du jetzt getrost in der ganzen Stadt weitertratschen.»
    Gustelies hatte sich so in Rage geredet, dass ihr Gesicht ganz rot war. Sie schnappte nach Luft. «Hast du mich verstanden?»
    Jutta nickte eifrig.
    «Hast du eine Meinung dazu?» Gustelies’ Stimme klang beinahe drohend.
    Jutta schüttelte den Kopf. «Ich kann da nicht mitreden, weißt du. Ich bin seit Jahren allein, muss nicht kochen und putzen und waschen für andere, nur für mich. Aber die meisten Frauen leben, wie du es gerade gesagt hast. So ist es nun einmal Brauch und Sitte. Wie willst du sonst dein Auskommen finden? Wie willst du sonst leben? Du bist allein, hast keinen Beruf, brauchst ein Dach über dem Kopf und Schutz. Und das findest du eben in der Ehe oder in einem Dienstverhältnis. Denke nicht, dass ich es leicht habe, so allein.»
    Juttas Gesicht hatte sich verdüstert. Tiefe Falten zogen sich von der Nase bis zu den Mundwinkeln. «Wir werden älter», sprach Jutta weiter. «Bald schon sind wir Greisinnen. Bald schon kann ich die Geldwechslerbude nicht mehr führen. Was soll dann werden?»
    Sie blickte Gustelies beinahe verzweifelt an. Gustelies aber hatte die Sache von dieser Seite noch nicht betrachtet. Und gerade jetzt wollte sie auch nichts davon hören. «Ich muss weiter», erklärte sie. «Habe noch einiges zu erledigen. Wir reden ein anderes Mal darüber.»
    Sie packte ihren Weidenkorb, hob die Hand und verschwand in Richtung Mainufer.
    Sie hörte noch, wie Jutta ihr nachrief: «Komm zum Angelusläuten wieder auf den Römer. Der junge Prediger will wieder sprechen.»
    Juttas Worte wollten ihr nicht aus dem Kopf, und ausgerechnet jetzt konnte sie sie wirklich nicht gebrauchen. Sie hätte nicht geglaubt, dass Jutta unter ihrem Alleinsein litt. Aber jetzt wollte sie auch nicht darüber nachdenken. Später. Ja, später würde sie mit ihr reden und sie vielleicht sogar fragen, ob sie den Fuhrmann aus Liebe oder aus Einsamkeit traf. Im Augenblick aber plagten sie andere Sorgen.
    Am Mainufer setzte sie sich auf einen Stein und sah dem Gedränge am Hafen zu. Ein paar Fischerboote lagen auf dem Ufer, die Fischer priesen ihre Ware an. «Flusskrebse, herrliche Flusskrebse. Gerade gefangen.» Ein anderer rief Brassen aus, ein dritter zeigte einen mächtigen Hecht her.
    Gleich daneben spielten ein paar nackte Kinder. Sie bewarfen sich mit Schlamm, während die Größeren mitten im Fluss spielten und den anderen Schmähworte zuriefen.
    Links lag der Hafen. Gleich vorn machte sich die Fähre auf den Weg ans andere Ufer, nach Sachsenhausen. Das Postschiff aus Mainz hatte angelegt, und die Auflader rollten Fässer eine Rampe herunter, andere hatten sich Säcke über die Schultern geworfen, manche schleppten riesige Körbe, Kisten und Truhen. Es herrschte ein unglaublicher Lärm, doch Gustelies störte sich nicht daran, ja, sie nahm ihn nicht einmal wahr. Vielmehr beschäftigte sie der Gedanke an Adele, von der es hieß, dass sie verschwunden wäre. Sollte sie hingehen zu Henn Goldschläger? Was sollte sie ihm als Grund für den Besuch sagen?
    Ach was, ich probiere es einfach, beschloss sie. Was kann mir schon passieren? Im schlimmsten Falle werde ich wieder als das gelten, was die Frankfurter ohnehin gern in mir sehen: eine neugierige Pfarrhaushälterin, die zu wenig zu tun und Zeit hat, sich in anderer Leute Angelegenheiten zu mischen.
    Sie stand auf und

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