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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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hat.»
    «Das weiß ich selbst!» Unwirsch löste sich Gustelies aus Juttas Umarmung.
    «Dann ist es ja gut», erwiderte die Freundin leicht angesäuert. «Dann weißt du ja sicher auch, dass die Stimmung in dieser Zeit häufig schwankt, nicht wahr? Dass man gereizt ist und ungerecht und nicht einmal merkt, dass die Freundin es nur gut mit einem meint.»
    Sofort war Gustelies besänftigt. «Doch, Jutta, das weiß ich schon. Verzeih mir bitte. Hast du schon einmal gehört, dass auch Trugbilder zu diesen Jahren nach der Mondblutung gehören?»
    Jutta schob die Unterlippe ein wenig vor, als würde sie scharf nachdenken. Dann schüttelte sie den Kopf. «Nein. Aber das heißt natürlich nicht, dass es so etwas nicht gibt. Oder kennst du eine Frau, die zugeben würde, Trugbilder zu haben? Da müsste man ja fürchten, dass sie einen sogleich ins Narrenkästchen stecken.»
    Gustelies nickte. Sie wollte unbedingt über etwas anderes sprechen, denn sie fühlte sich unbehaglich unter dem besorgten Blick der Geldwechslerin. «Und was hast du gemacht am Sonntag?», wollte sie wissen, obwohl sie es sich schon denken konnte.
    Jutta kicherte. «Der Meinrad, weißt du, es war so … so … ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Manchmal, da denkt er sich die verrücktesten Sachen aus.» Jutta errötete leicht.
    «Das hört sich nach einem eindrucksvollen Erlebnis an.»
    Jutta zuckte mit den Achseln und kicherte, dann flüsterte sie Gustelies ins Ohr: «Stell dir vor, der Meinrad und ich, wir waren am Sonntag bei Mondschein im Main baden. Gänzlich unbekleidet.»
    Gustelies verdrehte die Augen. Nein, so etwas wollte sie heute nicht hören. Ganz und gar nicht. «Schön für euch», erklärte sie deswegen ein bisschen schroff. «Hoffentlich habt ihr euch nicht verkühlt. Deine Stimme klingt ganz rau. Aber deshalb bin ich nicht gekommen. Ich möchte gern wissen, ob du von jemandem gehört hast, der verschwunden ist oder vermisst wird.»
    Jutta Hinterer schürzte die Lippen. «So auf Anhieb fällt mir niemand ein. Mägde und Knechte laufen manchmal fort, ohne dass jemand nach ihnen fragt, aber das weißt du ja selbst. Manche Dienstherren sind aber auch zu hart. Na gut. Wer fällt mir da ein?» Sie starrte angestrengt vor sich hin. «Hach, ich hab’s», erklärte sie dann. «Aus der Werkstatt eines Goldschlägers ist wohl die jüngste Tochter entlaufen. Es heißt, sie wäre verliebt gewesen. Aber ob das stimmt?» Jutta hob die Schultern.
    Gustelies rieselte es kalt den Rücken hinab. Gerade eben hatte sie sich noch gefragt, ob sie sich am Ende das tote Mädchen auf dem Friedhof doch nur eingebildet hatte, ob sie mit ihren Gedanken zu lange in der Vergangenheit gewühlt und deshalb Gespenster gesehen hatte. Trugbilder einer alten Frau.
    «Ist sie als vermisst gemeldet?», fragte sie und hatte Mühe, ihre Erregung zu verbergen.
    Jutta schüttelte den Kopf. «Ich glaube es nicht. Der Vater, so heißt es, war sehr streng. Die Mutter starb schon vor langer Zeit, und es wird gemunkelt, dass das Mädchen alle Arbeiten der Mutter übernehmen musste. Verstehst du? Alle Arbeiten, alle Pflichten.»
    Gustelies rümpfte die Nase. «Heißt es das, was ich denke?», wollte sie von Jutta wissen und schüttelte den Kopf. Sie wusste zwar nicht, was aus Henn geworden war, aber dass er die eigene Tochter schändete, nein, das glaubte sie nie und nimmer. Doch vielleicht sprach Jutta gar nicht über den Henn Goldschläger. Vielleicht handelte es sich hier um ein ganz anderes Mädchen.
    Jutta nickte. «Aber berufe dich nicht auf mich, schließlich habe ich nicht die Lampe gehalten dabei.»
    «Wie heißt er, der Goldschläger?»
    «Wie soll er schon heißen?», fragte Jutta. «Er heißt wie die meisten in der Goldschlägergasse. Goldschläger eben. Der Vorname, warte mal, wie hieß der gleich?» Sie überlegte. «Henn. Ja, so hieß er. Henn Goldschläger. Und die Tochter, die Verschwundene, sie hieß wohl Adele. Du kennst sie auch, kannst dich wahrscheinlich nur nicht an sie erinnern. Ein unscheinbares Ding.»
    «Danke dir.» Gustelies machte Anstalten, ihren Weidenkorb aufzunehmen, aber Jutta hielt sie beim Ärmel fest. «Man erzählt sich einiges heute Morgen in Frankfurt», raunte sie Gustelies verschwörerisch zu.
    Die verzog den Mund. «Hat der fremde Prediger wieder jemanden geküsst?»
    «Ja, das auch. Es heißt aber, du hättest deine Arbeit im Pfarrhaushalt niedergelegt, du würdest nicht mehr kochen für die deinen. Man hat gestern den Pater, den

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