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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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stützte ihren Ellbogen auf den Tisch und verbarg ihre Wange in der Hand. «Ich verstehe die Leute schon, die sagen, die Geistlichkeit würde prassen und Geld verschleudern.»
    Bruder Göck und Pater Nau rissen überrascht die Augen auf. Der Pater zeigte auf seine vielfach geflickte Kutte. «Nennst du das etwa prassen?»
    «Ich meine doch nicht dich», erklärte Hella weiter. «Sondern die Geistlichkeit, die den Bauern immer mehr Abgaben abverlangt. Die, die sich die Pfründe unter den Nagel reißt, wo sie nur kann. Die, die Wasser predigt und Wein trinkt.»
    Bruder Göck fuchtelte mit dem Zeigefinger in der Luft herum. «Na, na, na. Du wirst einem alten Mann, der den ganzen Tag im Dienste an der Menschheit verbringt, sein abendliches Schlückchen doch wohl noch gönnen!»
    «Ich wette, diese Suppe schmeckt weder nach Vater noch nach Mutter!» Gustelies rührte so heftig in dem Kessel, dass die Suppe beinahe ins Feuer schwappte. «Statt euch über die Kirche zu unterhalten, füllt euch lieber die Teller. Aber ich sage es zur Vorsicht noch einmal: Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Gebräu auch nur einen Hauch von Geschmack hat.»
    Heinz hatte Flora neben sich auf die Küchenbank gelegt und tätschelte seiner Schwiegermutter beiläufig den Arm. «Jetzt koste doch erst einmal. Vielleicht schmeckt es ja doch.»
    «Du weißt doch, Heinz, für Wunder ist nur der Herr zuständig, bestimmt aber nicht der Koch vom Roten Ochsen.» Gustelies verzog den Mund, aber dann tunkte sie doch die Schöpfkelle in den großen Topf und schenkte reichlich Selleriesuppe aus, in der ein paar Flusskrebse schwammen.
    Richter Blettner war als Erster mit der Vorspeise fertig, die nicht schlecht geschmeckt hatte – dennoch hielt er sich mit einem Urteil dazu zurück. Schließlich warf Jutta ihrer Freundin Gustelies einen besänftigenden Blick zu und sagte: «Na, so übel war die Suppe nun auch wieder nicht, oder? Natürlich ist sie nicht mit denen zu vergleichen, die du uns ansonsten kochst. Aber man kann sie essen.»
    Blettner nickte energisch und schlug seiner Schwiegermutter leicht auf die Schulter.
    Er schob seinen Teller in die Mitte und fragte, an Bruder Göck und Pater Nau gewandt: «Was wisst ihr beiden denn über den neuen Prediger?»
    Pater Nau zuckte mit den Schultern. «Ich habe andere Sorgen», erwiderte er. «Kannst du mir vielleicht einmal sagen, was der Unterschied zwischen einem evangelischen und einem katholischen Gottesdienst ist? Das weiß hier nämlich keiner. Nur eines steht fest: Die Beichte ist abgeschafft. Der Prediger ist mir egal. Soll er machen, was er denkt. Hauptsache, der nimmt mir nicht auch noch die letzten Schäfchen meiner Gemeinde weg. Wenn ich nur an den kommenden Sonntag denke, dann wird mir ganz flau im Magen.»
    Auch Bruder Göck schüttelte den Kopf. «Der Prediger schert auch mich im Augenblick nicht im mindesten. Ich muss überlegen, wie ich den Antoniterhof retten kann. Aber wir sollten schon einmal darüber nachdenken, lieber Pater, ob er am Ende nicht doch eine Gefahr für uns darstellt.»
    Jetzt ergriff Jutta Hinterer das Wort: «Die Weiber liegen ihm zu Füßen.» Sie kicherte. «Und ich muss schon sagen, dass er es versteht, die Frauen verrückt zu machen. Er küsst sie zum Zeichen seiner Liebe. Und manch eine ist wohl dabei, die sich ihn heimlich in ihr Bett wünscht.» Sie schüttelte sich in wohligen Schauern.
    «Jutta!» Gustelies hob ihren Löffel, als wollte sie ihn geradewegs nach der Freundin werfen.
    «Was ist denn?», wollte Jutta wissen. «Du hast es doch selbst gesehen. Und warst zweimal dabei, als er gepredigt hat. Und sage jetzt bloß nicht, dass dieser Mann einem nicht die Knie weich machen kann.»
    «Ich hatte ihn heute aufs Malefizamt bestellt», verkündete der Richter. «Er ist aus dem Thüringischen, und mir scheint, der Türkenkrieg hat ihm ein wenig den Kopf verdreht. Die Erde ist in Frevlerhand, verkündet er, und wir sind eigentlich alle in der Hölle.»
    «Das hat er gesagt?» Bruder Göck hob den Kopf. «Interessant, wenn auch nicht neu. Und wie hat er das begründet?»
    Auch Pater Nau hatte seinen Löffel zur Seite gelegt und lauschte Blettners Ausführungen.
    «Er sagt, alle Anzeichen der Hölle wären vorhanden. Schon neulich in seiner Predigt sprach er von Hitze und verlorenen Ernten, von Siechtum und Krankheit, von der Pest in Nürnberg, von Kriegen, Hunger und Not.»
    Der Pater nahm seinen Löffel wieder auf. «Wo er recht hat, da hat er recht. Trotzdem kann

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