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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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daneben, auf einem Bord, lagen die Instrumente. Neben dem Eingang befanden sich mehrere Eimer mit Wasser. Über alldem lag ein Geruch, der so süß und klebrig war, so faulig und schwer wie der Geruch von Fallobst, nur um einiges intensiver. Blettner holte ein Taschentuch aus seinem Wams und hielt es vor Mund und Nase. Der Gerichtsschreiber, ein Mann mit empfindlichem Magen, lehnte grüngesichtig an der Wand und blickte angestrengt in eine Ecke, in der Mäuse vor ihrem Loch hin- und herhuschten.
    Der Leichenbeschauer zog der toten jungen Frau behutsam das weiße Kleid aus. Dann, als sie nackt vor ihm lag, entzündete er noch einige Fackeln, sodass der Leichnam gut beleuchtet war. Zoll für Zoll untersuchte Metzel den Körper. Er zog das Unterlid herab, schaute in Ohren und Nase, untersuchte den Haaransatz, den Hals, betrachtete die Achselhöhlen, Armbeugen, die Leisten, die Kniegelenke. Er bog jeden einzelnen Finger und jede Fußzehe auseinander und inspizierte die Zwischenräume, kontrollierte am Ende sogar die Scheidenöffnung und den After. Dann schüttelte er den Kopf. «Wir haben hier eine junge Frau in gutem körperlichem Zustand, bei der ich keinerlei Anzeichen eines gewaltsamen Todes feststellen kann. Sie hat keine Strangmerkmale, ist nicht erstickt worden, trägt keine Messerspuren oder blauen Flecke von Schlägen oder Quetschungen. Es gibt keine frischen Verletzungen, keine Blutspuren. Ja, sie hat noch nicht einmal einen abgebrochenen Fingernagel. Weiß der Himmel, wie sie zu Tode gekommen ist.» Der Leichenbeschauer blickte ratlos auf die tote Frau vor sich, strich ihr dann sanft eine Haarsträhne aus der Stirn. «Schade um das junge Ding. Sie stand in voller Blüte. Na ja, jedenfalls wird sie allen als strahlende Schönheit in Erinnerung bleiben. Falls das etwas zählt, meine ich.» Der Leichenbeschauer wollte seinen Worten ausführlichere Erklärungen folgen lassen, doch der Richter winkte ab.
    Blettner verschränkte den rechten Arm vor der Brust, stützte den linken darauf und legte die Hand nachdenklich an sein Kinn. «Also doch Selbstmord?»
    Der Leichenbeschauer schüttelte den Kopf. «Unter uns gesagt, Heinz, ich glaube nicht daran. Gustelies und Jutta haben recht. Was soll die Rose? Wie ist die Frau in die Grube gekommen? Nein, nein, ich vermute etwas ganz anderes.»
    «Und was, wenn ich fragen darf? Ich muss ein Protokoll anfertigen, welches dem Schultheißen zusagt. Du weißt selbst, es geht um mehr als um ein totes Mädchen.»
    «Oder zwei tote Mädchen.»
    Der Richter winkte ab. «Daran darf ich überhaupt nicht denken. Gustelies MUSS sich getäuscht haben. Wenn nicht, dann hieße das, wir haben einen Serienmörder in unserer Stadt. Aber was vermutest du?»
    «Gift.»
    «Gift? Wieso?»
    «Ich habe an ihrem Mund gerochen. Er riecht nicht nach Bittermandel, also scheidet ein Vergiftungstod durch Blausäure aus.»
    «Blausäure?»
    Eddi nickte, aber er erwiderte nichts auf Blettners Frage. «Hast du gesehen, dass die Lippen eine bläuliche Verfärbung aufweisen?», fragte er stattdessen.
    Blettner trat näher an die Leiche heran. «Jetzt, wo du es aussprichst. Aber kann das nicht auch am Licht liegen?»
    Eddi schüttelte den Kopf. «Schon auf dem Friedhof sind mir die blauen Lippen aufgefallen. Wie bei einem Kind, das zu lange im Fluss gespielt hat. Ich bin kein Medicus, weiß nicht sicher, was das bedeutet. Aber ich kann es herausfinden, wenn du willst. Mir scheint, ich hätte da mal was von einem Zusammenhang zwischen einem Gift und dieser Lippenfarbe gelesen. Wenn ich mich nur darauf besinnen könnte, wo das war? Es hatte, wenn mich nicht alles täuscht, etwas mit dem Herzen zu tun.»
    «Und was soll ich jetzt dem Schreiber für das Protokoll diktieren?»
    Der Leichenbeschauer zuckte mit den Schultern. «Schreibe einfach, dass es sich um einen Tod durch Vergiften handelt. Mag der Schultheiß dann selbst entscheiden, ob er weiterhin von einem Selbstmord sprechen will. Du jedenfalls hast deine Aufgabe erledigt.»
    Blettner seufzte und kratzte sich am Kopf. «Du hast recht, mein Lieber. Genauso werde ich es machen. Ich werde die Tote also zur Bestattung freigeben. Doch vorher ist noch zu klären, wer sie denn eigentlich ist.»
     
    «Das war Luise, die junge Bäckerin.» Jutta blieb mitten in der Krämergasse stehen. «Die ganze Zeit habe ich schon überlegt, woher ich die Frau kenne. Jetzt ist es mir eingefallen. Sie hat einen Laden drüben in der Neustadt. Vor etwa einem Jahr hat sie ihr erstes

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