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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Wollust ins Hirn gekrochen? Ist dir der Johannistrieb ausgebrochen? Nimm deine Pfoten von mir, das rate ich dir.»
    Der Mann zog einen Flunsch. «Ihr seid eine Spielverderberin, Gustelies. Alle Weiber der Stadt tummeln sich, ganz gleich, ob alt oder jung, hässlich oder hübsch, dick oder dünn.» Er deutete von der Brücke hinab zum Mainufer. «Den ganzen Abend und die ganze Nacht herrscht hier reges Treiben. Ich höre die Weiber quietschen und die Männer grunzen. Als hätte jemand Liebespulver ausgestreut. Nur Ihr stellt Euch an wie eine fromme Jungfrau.»
    «Was weißt du denn schon?», herrschte Gustelies den Mann an. «Kümmere dich um deine Brücke, alles andere geht dich nichts an. So, und jetzt lass mich gehen, oder muss ich dir erst eine Maulschelle verpassen?»
    Gustelies riss sich los, strafte den Brückenwärter noch mit einem vernichtenden Blick und eilte über den Fluss. Sind denn alle in der Stadt verrückt geworden?, fragte sie sich leise. Narrenzeit mitten im Juni. Als ob schon wieder Fastnacht wäre.
    Sie brauchte nicht lange, um die Bäckerei zu finden. Ein halbes Dutzend Frauen hatte sich davor versammelt.
    «Was tut sich denn hier?», fragte Gustelies. «Gibt es heute kein Brot?»
    «Brot gibt es hier schon seit Wochen nicht mehr, aber wenigstens hat sie den Laden aufgesperrt.»
    «Und die Backstube», erklärte eine andere Frau. «Damit wir unsere eigenen Sachen backen können. Sie hat nicht viel dafür genommen, die Luise. Gerade mal so viel, dass dabei die Anheizkosten rausgekommen sind. Manche von uns haben ihr ein Brot gelassen. Aber seit heute ist der Laden zu.»
    «Ihr könnt also nicht mehr euer Brot backen?», fragte Gustelies. Erst jetzt bemerkte sie, dass die Frauen alle Körbe mit sich trugen, in denen etwas in Leinentücher Eingewickeltes lag. Zwei Mägde trugen sogar eine alte Tür auf der Schulter, die voll von Teiglaibern war.
    «Wo ist sie denn, die Luise?»
    Eine dicke Frau mit einem Kopftuch statt einer Haube stemmte die Arme in die Seite. «Das wüssten wir alle gern.»
    «Hat sie nicht Kinder, die Bäcker Luise?», wollte Gustelies wissen.
    «Und ob. Ein kleines Mädchen, noch kein Jahr alt. Sie hat es hiergelassen, allein mit der Schwiegermutter. Und die weiß nicht ein noch aus vor lauter Kummer.»
    «Hat sie denn keinen Mann, die Bäckerin?» Gustelies schüttelte verwundert den Kopf.
    «Wo lebt Ihr denn?» Die Frau, die die Arme in die Seite gestemmt hatte, kam näher und beäugte Gustelies misstrauisch. «Wer seid Ihr überhaupt? Ich habe Euch hier noch nie gesehen.»
    Gustelies lächelte. «Die Pfarrhaushälterin von Liebfrauen bin ich. Mein Pater hat mich geschickt, um den Pfarrer von den Heiligen Drei Königen zum Essen zu laden. Weil ich auch noch Brot brauche, dachte ich, ich könnte es gleich hier kaufen.»
    «Ach so!» Die dicke Frau war beruhigt. «Also, der Bäcker, der musste doch in den Krieg ziehen. Mit dem Landgrafen Philipp, dem Großmütigen, der gegen die Habsburger nach Württemberg will.»
    «In den Krieg? Warum zieht ein Mann mit eigener Bäckerei und Familie in den Krieg?» Gustelies schüttelte den Kopf. «Das ist nicht zu verantworten. Hat denn Euer Pater nichts dazu gesagt?»
    Die Frauen blickten einander an. Dann trat die dicke Frau so nahe an Gustelies heran, dass die ihren Schweiß riechen konnte. «Der wollte nicht, der Bäcker, das könnt Ihr mir ruhig glauben. Der Richter von drüben, vom anderen Ufer, der aus dem Malefizamt, der hat ihn geschickt.»
    Gustelies zog die Stirn kraus. «Der Richter? Was hat der denn mit Eurem Bäcker zu tun? Ein Richter kann niemanden so einfach in den Krieg schicken. Das ist nicht seine Aufgabe.»
    Die dicke Frau wandte sich an die anderen. «Sie ist so arglos wie ein Kind, die Pfarrhaushälterin von Liebfrauen. Es scheint bald so, als wisse sie nicht, was sich unter den Schäfchen so tut.»
    Die Frauen lachten, aber Gustelies verzog den Mund um keinen Deut. Sie ahnte längst, was geschehen war, aber sie wollte es mit eigenen Ohren hören. «Dann erklärt mir, was geschehen ist.»
    «Also gut. Der Bäcker hat Brot gepanscht. Hat zu viel Wasser hineingemischt, hat es mit Malz braun gefärbt, hat niedriges Mehl genommen, aber Geld dafür verlangt, als handle es sich um Köstlichkeiten von des Kaisers Tafel. Man hat ihn angezeigt. Uns geht es allen schlecht. In den letzten Jahren haben sich die Preise verdoppelt. Für alles, nicht nur für Brot. Die wenigsten von uns können sich am Sonntag noch einen Braten auf

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