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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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braun gefärbt.»
    Blettner hob den Löffel und nickte. «Ja, jetzt dämmert es. Ich erinnere mich. Das war der Bäcker aus der Sachsenhauser Neustadt. Wenn es nach Recht und Gesetz gegangen wäre, würde er jetzt mit Brandmalen auf den Wangen herumlaufen, und die Torwächter hätten ihn und die seinen längst aus der Stadt gejagt. Er dauerte mich, denn er hat nicht aus Habgier, sondern aus Not gehandelt. Ich habe ihm angeboten, statt in die Verbannung in den Krieg zu ziehen, damit die Frau und die Tochter wenigstens ein Dach über dem Kopf behalten.»
    Er blickte ein wenig unbehaglich auf den Tisch und kratzte an einem Bratensoßenfleck herum.
    «Nun, du hast christlich gedacht und gehandelt. Vor Gott hast du dich tadellos verhalten», bemerkte Bruder Göck, und Pater Nau hob seinen Weinbecher.
    «Auf dich, Heinz.»
    «Danke.» Das Wort kam sehr leise. «Ich hoffe nur, dass ich mit meiner Entscheidung nicht alles nur noch schlimmer gemacht habe.»
    «Was meinst du damit?», wollte Hella wissen.
    Heinz sah auf und breitete die Hände aus. «Das liegt doch auf der Hand. Die arme Frau hat sich vor Kummer über ihren Mann selbst entleibt. Hätte ich sie nur aus der Stadt gejagt, so würde sie wohl noch leben.»
    «Das ist ja Unfug!» Jutta Hinterer fuchtelte energisch mit Hand vor Blettners Gesicht herum, als könnte sie damit seine trüben Gedanken verscheuchen. «Blödsinn ist das. Du hast Gutes tun wollen. Und dass die Luise Bäckerin sich selbst umgebracht hat, das steht überhaupt nicht fest. Ich jedenfalls glaube, dass sie ermordet worden ist.»
    Blettner blickte ein wenig schuldbewusst auf seine Schwiegermutter. «Eddi Metzel hat keine Todesursache finden können. Ihr Leichnam ist unversehrt, nicht einmal einen abgebrochenen Fingernagel hatte sie. Sie könnte Gift geschluckt haben. Alles spricht für einen Selbstmord, jetzt mehr denn je.»
    Gustelies biss sich auf die Unterlippe, aber sie sagte kein Wort.
    «Wo wird die Ärmste denn nun begraben, wenn sie keine unbekannte Selbstmörderin mehr ist?», fragte Hella.
    Der Pater tunkte mit einem Stück Brot die Soße auf. «Wo schon? Hinter der Friedhofsmauer. Nicht in geweihter Erde.»
    «Hmm.» Gustelies schien in Gedanken ganz weit weg. Sie tippte sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn, den Blick starr geradeaus gerichtet. Bruder Göck nutzte die Gunst der Stunde und schenkte sich noch einmal kräftig Wein aus der Kanne nach. «Hmm. Friedhofsmauer. Ungeweihter Boden. Das heißt ja nichts anderes, als dass sie direkt in die Hölle kommt, oder nicht?»
    Bruder Göck trank einen langen Zug, ehe er antwortete: «Das entscheidet letztendlich der Herr allein. Aber normalerweise ist es, wie Ihr sagt. Das Leben ist schließlich ein Geschenk unseres Herrn. Das weist man nicht so einfach und ungestraft zurück.»
    Pater Nau legte den Kopf leicht schief. «Sie kommt in die Hölle, das ist einmal sicher. Jeder Mensch, der sich selbst entleibt, kommt zwangsläufig in die Hölle, da er nämlich die Errettung durch Jesus Christus ablehnt. So ist das.»
    Bruder Göck hob den Zeigefinger in die Luft. «Außerdem sind alle Selbstmörder, welche die Bibel kennt, von Grund auf schlecht. Ich sage nur Saul, Ahitofel, Simri und …» Seine Stimme ging in die Höhe, und er machte eine effektvolle Pause. «Judas Ischariot.»
    Jutta fuhr auf. «Ihr wollt ja wohl die arme Bäckerin nicht mit Judas vergleichen.»
    Der Antoniter zuckte mit der Schulter. «Nun, ich kannte sie ja nicht. Aber was in der Heiligen Schrift steht, das steht nun einmal so geschrieben und ist Gesetz, welches noch über dem weltlichen Gesetz steht.»
    «Hmm», machte Gustelies, und es schien, als hätte sie von den theologischen Einwürfen nicht das Geringste mitbekommen. «Wenn eine Selbstmörderin in die Hölle kommt, weil sie nicht in geweihter Erde begraben ist, dann hat jemand die Luise Bäckerin in geweihte Erde gelegt, damit sie eben nicht in die Hölle kommt. Das wiederum heißt, wir haben es hier mit einem Mörder zu tun, der Mitleid mit seinen Opfern hat.» Sie schüttelte sich, als wäre ihr gerade ein ekliger Wurm über den Leib gelaufen. Dann blickte sie mit großen Augen auf die anderen. «Begreift ihr das? Ein Mörder, der möchte, dass seine Opfer in den Himmel kommen?»
    Blettner wischte sich mit dem Mundtuch über die Lippen. «Du redest Unfug, Schwiegermutter. Verzeih, wenn ich das so sage. Kein Mörder hat Mitleid mit seinen Opfern. Hätte er das, so müsste er sie ja nicht töten.»
    Die beiden

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