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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Geistlichen nickten.
    «Kann es nicht auch sein, dass sie sich selbst in geweihte Erde gelegt hat, um von ihrem Selbstmord abzulenken?»
    Jutta kicherte, hörte aber augenblicklich auf, als sie die empörten Blicke der anderen sah. «Du glaubst also, die Luise Bäckerin wollte Gott auf eine falsche Fährte führen und hat sich deshalb selbst in die Grube auf dem Friedhof gelegt?»
    «Warum nicht? Mir erscheint das nicht so abwegig. Jeder hat Angst vor der Hölle». sagte Gustelies.
    «Aber wie kann ein Mensch nur glauben, er könnte unseren Herrn hinters Licht führen?», wollte Bruder Göck jetzt wissen, doch eine Antwort wartete er gar nicht erst ab. Er trank seinen Becher aus und erhob sich. «Es tut mir leid, dass ich schon gehen muss. Ein Bruder, ein Novize ist mir geschickt worden. Er soll mir bei der Abwicklung des Antoniterhofes helfen, denn er kann gut schreiben und lesen und rechnen. Er ist schon seit ein paar Tagen bei uns, aber heute Abend wollten wir uns einmal über die Angelegenheiten des Hofes unterhalten. Aber wenn Ihr meine Meinung hören wollt, so lasst die Leiche einstweilen beim Henker. Vielleicht stellt sich in den nächsten Tagen ganz von selbst heraus, was mit ihr geschehen soll.»
     
    Auf dem Heimweg fragte Hella ihren Mann: «Und nun? Wie willst du mit der Toten verfahren?»
    Heinz stöhnte leise auf und presste seinen Sohn, den er im Arm trug, zärtlich an sich. «Wenn ich das nur wüsste. Es widerstrebt mir, die arme Frau, die sich womöglich durch meine Schuld getötet hat, hinter der Mauer zu verscharren. Andererseits weiß ich nicht, was ich sonst tun könnte. Da wäre es mir beinahe wirklich lieber, sie wäre ermordet worden.»
    Hella wiegte den Kopf hin und her. «Langsam fange ich an, meiner Mutter zuzustimmen. Warum in aller Welt sollte sich eine Selbstmörderin die eigene Grube graben? Hast du etwa einen Spaten oder Ähnliches neben der Leiche gefunden? Du sagtest, nicht einmal das Kleid wäre schmutzig gewesen. Vielleicht solltest du wirklich einmal in Richtung Mord denken.»
    Blettner blieb stehen. «Das geht nicht, das weißt du ganz genau. Der Schultheiß … das Hirschessen … es geht hier um mehr als um eine junge Frau. Das Schicksal der ganzen Stadt hängt womöglich von dieser Sache ab.»
    Hella winkte ab. «Ja, ja. Krafft von Elckershausen. Ganz egal, wann in Frankfurt eine Leiche gefunden wird, der Schultheiß hat immer einen Grund, die Ermittlungen zu unterbinden. Er hasst Morde. Aber bist du nicht auch den Opfern verpflichtet, Heinz?»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 19
    B lettner trat in seine Amtsstube. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Soeben hatte er in der Schatzkammer damit beginnen wollen, wie aufgetragen den Ratsschatz zu überprüfen, um sich von der elenden Sache mit den toten Frauen abzulenken. Doch er hatte kaum begonnen, die Bestände mit der Inventarsliste zu vergleichen, da fielen ihm schon die ersten Seltsamkeiten auf. Es fehlten mehrere Stücke, oder sie standen nicht an ihrem Platz. Der Richter, dem die Schatzkammer nicht sehr vertraut war, suchte ein wenig herum, doch ohne Erfolg, und brach sein zielloses Handeln schließlich ganz ab.
    Jetzt hockte er sich missmutig hinter seinen Schreibtisch, vor sich das Protokoll des Leichenbeschauers in der Todessache Luise Bäckerin. Noch immer wusste er nicht, wie er mit diesem Fall umzugehen hatte. Wenn er ehrlich war, so würde er nur zu gern den Anweisungen seines Dienstherrn folgen und die Akte schließen. Die Frau war tot, und nichts auf der Welt würde sie wieder zum Leben erwecken. Andererseits nagte das schlechte Gewissen an ihm. Schlösse er die Akte, so würde er niemals herausfinden, ob er schuld am Tode der Bäckerin war. Diese mögliche Schuld wog schwer, drückte ihm die Schultern nach unten und webte einen grauen Schleier über seinen Tag. Er las noch einmal die Akte, jedes Wort einzeln, aber er fand keinen Ansatz. Da war die Rose. Die konnte sie selbst in die Hand genommen haben. Sie hatte die Grube ausgehoben, den Spaten versteckt, sich vergiftet, eine Rose in die Hand genommen und war rückwärts in die Grube gestürzt.
    Er blätterte noch einmal im Bericht über den Leichenfundort. Hatte man da eine Kanne gefunden? Einen Becher? Sonst irgendein Trinkgefäß? Hätte nicht eines da sein müssen bei einem Gifttod? Irgendwie hatte sie ja das Gift schlucken müssen. Oder gab es auch Trockengifte? Ein Pulver vielleicht. Wären da nicht Spuren auf den Lippen zurückgeblieben? Und warum sollte

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