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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Stühle. Unter dem Fenster befanden sich zwei Truhen, die mit Decken und Kissen belegt waren. Auf einem Wandbord standen ein paar Teller, von denen Blettner nicht sagen konnte, ob sie aus Zinn oder Messing waren.
    Er öffnete den Schrank, und ein Hauch von Blumenduft schlug ihm entgegen. Flüchtig fuhr er durch die Tafel- und Bettwäsche, öffnete da eine mit Samt bezogene Schachtel und begutachtete den schmalen goldenen Reif darin, schaute dort in einen verschlossenen Kasten, in dem sich die Geburtsscheine der Bäckersleute befanden.
    Dann trat er an den Schreibtisch, der aus hellem Holz gefertigt war und auf dem das Geschäftsbuch der Bäckerei lag. Einmal in der Woche, so hatte die Frau noch berichtet, war ein Schreiber gekommen, der die Bücher geführt hatte, weil Josef und Luise nur mangelhaft oder gar nicht schreiben konnten. Ein letztes Mal sah er sich in dem Zimmer um und seufzte.
    «Gehen wir weiter», wies er den Schreiber an. «Hast du alles notiert, was du siehst?»
    Der Schreiber nickte und folgte Blettner in das gegenüberliegende Schlafzimmer. Dort befand sich nur ein großes hölzernes Bett mit einem Himmel aus Stoff. In mehreren Truhen lagen Kleider, und in einer fand Blettner eine offene Geldkassette, in der aber nur ein paar Münzen lagen. Sonst nichts. Alles war so, wie es sich für einen solchen Haushalt ziemte. In den Leuchtern standen billige Talglichter, und vor einer polierten Silberplatte, die als Spiegel diente, waren Bürsten und Kämme, Döschen und Bänder aufgereiht. Ein Flugblatt lag auf dem Fensterbrett, in dem dazu aufgerufen wurde, die katholischen Kirchen zu meiden und sich der neuen Kirchenbewegung anzuschließen.
    Blettner betrachtete es stirnrunzelnd, dann sprach er: «Schreiber, ich kann hier nichts Ungewöhnliches entdecken. Wir gehen in die Küche.»
    «Was wollen wir denn in der Küche?», wunderte sich der Schreiber.
    Blettner lachte. «Du bist noch nicht lange verheiratet, was? Die Frauen verbringen die meiste Zeit in der Küche. Also verstecken sie ihre Geheimnisse auch dort. Die meine macht das jedenfalls so. Sie hat einen Schlüssel zu meinem Arbeitszimmer in der Mehldose und denkt, ich merke nichts davon.»
    Der Schreiber machte große Augen. «In der Mehldose?»
    «Aber ja. Der Schultheiß Krafft von Elckershausen hat meinem Weib und ihrer Mutter bei Strafandrohung verboten, sich in laufende Ermittlungen einzumischen. Nicht dass das geholfen hätte. Hella hat sich lediglich einen Nachschlüssel gemacht und schnüffelt nun in meinen Unterlagen, wenn ich nicht zu Hause bin. Und dieser Schlüssel, mein Lieber, ich sagte es schon, der befindet sich in der Küche.»
    Der Schreiber seufzte. «Die Weiber, Herr Richter, werden mir immer ein Rätsel bleiben.»
    Blettner schlug ihm auf die Schulter. «Und genau das macht ja ihren Reiz aus, nicht wahr?»
    Dann verließ er das Schlafzimmer und stieg die Treppe hinab zur Küche. Dort öffnete er jede Schublade, schüttelte das Säckchen mit Grieß, fuhr mit der Hand durch einen Topf mit Linsen und knetete schließlich einen Mehlsack so lange, bis er etwas gefunden hatte. «Ha!», brüllte er so laut, dass der Schreiber zusammenschrak. «Hier ist etwas, etwas Hartes. Schreiber, los, krempel die Ärmel hoch, und dann schau, was es ist.»
    Blettner klopfte sich den Mehlstaub von den Händen und sah zu, wie sein Schreiber die Arme bis zu den Ellbogen in den Sack steckte und darin herumwühlte. «Tiefer, Schreiber, tiefer.»
    Der Mann seufzte, versuchte, die Ärmel seines Wamses höher zu schieben, doch das gelang ihm nicht. Also ergab er sich in sein Schicksal und fuhr jetzt bis zu den Schultern in den Mehlsack. «Ich habe etwas!», triumphierte er und brachte einen Löffel zutage.
    Blettner nahm den Löffel entgegen, pustete ihn sauber und betrachtete ihn von vorn und hinten. «Wahrscheinlich misst die Hausfrau damit die Mehlmenge für die Familie ab», mutmaßte der Schreiber.
    «Mit einem Silberlöffel?», fragte Blettner erstaunt und drehte den Löffel in der Hand hin und her. «Schreiber, sieh dir das an!» Blettner zog den Schreiber am bemehlten Ärmel. «Siehst du das?»
    Der Schreiber kniff die Augen zusammen und starrte auf den Löffel, bis er leicht schielte.
    «Ein R und ein F sind da eingraviert. Dazu ein Wappen. Es ist sehr klein und ein wenig undeutlich. Aber ich erkenne einen Adler! Das Wappen der Stadt!» Die Stimme des Schreibers kletterte in die Höhe.
    «Und das R steht für Reichsstadt und das F für Frankfurt»,

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