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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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amüsieren. Die Zeit der Jugend ist ohnehin viel zu schnell vorüber.»
    Gustelies wollte etwas erwidern, doch Jutta warf ihr einen warnenden Blick zu, sodass sie schwieg. Außerdem nahte Mutter Dollhaus. Sie trug einen Kuchen in ihrem Korb.
    «Für wen ist der denn?», wollte Gustelies wissen.
    «Für den Prediger, den armen Jungen. Man muss doch sehen, dass er was auf die Rippen kriegt. Obwohl? Wie sagt man doch?» Mutter Dollhaus kicherte. «Ein guter Hahn wird selten fett.»
    «Mutter Dollhaus. Meine Tochter ist dabei. Zügelt Euch.» Gustelies drohte der alten Frau mit dem Finger.
    «Ach was, Eure Tochter ist kein kleines Mädchen mehr. Sie weiß genau, was ich meine. Immerhin hat ihre zwei Kinder ja auch nicht der Storch gebracht, oder?»
    Mutter Dollhaus stieß Hella leicht in die Seite.
    «Achtung, der Prediger kommt, es fängt an!» Jutta stellte sich auf die Zehenspitzen, aber Hella und Mutter Dollhaus gebrauchten schamlos ihre Ellenbogen, um einen Platz weiter vorn zu ergattern.
    Der Prediger, von dem Gustelies nun wusste, dass er Einar von Beeden hieß, trug heute einen Packen Flugzettel bei sich. Das wilde Weib an seiner Seite beäugte die Menschentraube mit zusammengekniffenen Augen.
    «Vor der könnte ich glatt Angst kriegen, wenn ich sie nachts auf der Straße träfe», flüsterte Jutta Hinterer in Gustelies’ Ohr.
    «Das braucht Ihr nicht, Geldwechslerin, das Weib ist unbescholten.»
    Die beiden Frauen fuhren herum. Hinter ihnen stand der Richter Heinz Blettner und neben ihm sein Schreiber.
    «Woher willst du wissen, dass sie unbescholten ist?», erkundigte sich Gustelies.
    «Ich habe sie vernommen. Sie ist eine arme Kreatur, der viel Böses auf der Welt widerfahren ist.»
    «Aha. Und was zum Beispiel?»
    Blettner legte einen Zeigefinger quer über den Mund. «Das kann ich euch nicht sagen, das fällt unter die richterliche Schweigepflicht.»
    «Seid ruhig jetzt, ich kann gar nichts verstehen!», zischte Jutta und trat ein paar Schritte nach vorn.
    Hella wollte ungesehen in der Menge abtauchen, doch ihr Gemahl hatte sie schon am Arm gepackt. «Wo sind die Kinder?», wollte er wissen. Hella zog ihr Sonntagsmessengesicht. «Die Lilo ist bei ihnen. Ich bin nur hier, um mit eigenen Augen zu sehen, ob ich dir bei deiner Arbeit helfen kann. Du weißt ja, vier Augen sehen mehr als zwei.» Sie küsste ihren Mann auf die Wange und hängte sich lächelnd bei ihm ein.
    Blettner machte sich los. «Ich bin in dienstlichen Angelegenheiten unterwegs, meine Liebe. Da ziemt es sich nicht, dem anderen Geschlecht verliebte Blicke zuzuwerfen. Nicht einmal, wenn es sich dabei um das eigene Eheweib handelt.» Er machte sich los, richtete sein Wams und setzte seine Amtsmiene auf. Hella kicherte unterdrückt, dann stellte sie sich sittsam neben ihren Mann.
    Gustelies hob sich auf die Zehenspitzen, um Einar von Beeden besser sehen zu können. Sie hatte den Eindruck, dass der Prediger heute nicht besonders bei der Sache war. Immer wieder blickte er in Richtung der Nikolaikirche. Gustelies ging ein paar Schritte nach links, um zu sehen, wohin der Prediger schaute. Sie traute ihren Augen kaum, als sie dort brav nebeneinander und mit ordentlich verschränkten Händen vor dem Bauch Bruder Göck und Pater Nau stehen sah. «Du lieber Himmel», murmelte sie vor sich hin. «Nun ist ja wirklich ganz Frankfurt hier versammelt.»
    Doch jetzt zogen die Worte des Predigers sie endlich in ihren Bann. «Die Hölle», rief er aus, «ist bevölkert von widerlichen Kreaturen. Manche kennen sie von Bildern. Es sind Menschen mit Geschwüren, wie sie auch die Pestkranken oder Leprösen aufweisen. Das also bedeutet, dass ein Teil der Höllenqualen schon auf der Erde ausgestanden werden muss. Man erblickt auch Weiber ohne Haare und ohne Zähne, mit welkem Fleisch und runzliger Haut.»
    An dieser Stelle machte er eine kleine Pause, und Gustelies fuhr sich geistesabwesend mit der Hand über die Stirn und glättete das, was sie schon nicht mehr für Stirnfalten, sondern für regelrechte Gräben hielt.
    «Ist es also nicht erwiesen, dass die Erde in Frevlerhand ist? Glaubt Ihr mir nun, Ihr guten Leute, dass wir uns bereits jetzt schon in der Hölle befinden? Schaut Euch um, seht dem Nachbarn ins Gesicht. Erst gestern hat er noch unterm Maienbaum getanzt, und schon heute geht er krumm, mit Buckel und schlurfenden Schritten, mit laufender Nase und zahnlos mümmelndem Mund.»
    Gustelies spürte eine Hand auf ihrer Schulter. «Ich glaube nicht, dass du

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