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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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ausgerechnet auf Tinte gekommen?», wollte Pater Nau wissen.
    «Ganz einfach. Die meisten Klöster üben sich im Kopieren von Büchern. Gutenberg und seine Druckkunst hin und her. Buchmalereien kann man nicht drucken. Deshalb benötigen die Klöster Tinte. Sehr viel Tinte. Unheimlich viel Tinte. Und Tinte ist teuer und schwierig herzustellen. Was glaubst du wohl, was ein einfacher Farbenreiber für einen Eimer Tinte haben will?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Vier Gulden. Vier Gulden!!! So viel wie für zwei Spanferkel! Kannst du dir das vorstellen? Wucher ist das. Na gut. Aber womöglich für uns von immensem Vorteil. Wenn wir nämlich die teure Tinte selbst herstellen. Das müssen wir natürlich in der Stadt machen, versteht sich, denn die Kundschaft für die Tinte ist neben den Klöstern nun einmal die Stadt.»
    Bruder Göck lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. «Na, wie findest du das? Alles, was wir noch brauchen, ist ein geheimer Ort.»
    Pater Nau kratzte sich am Kinn. «Wo wollt ihr ihn finden, den geheimen Ort?»
    Bruder Göck strahlte. «Hier natürlich!»
    Der Pater schaute zweifelnd. «Ein Ort, an dem meine Schwester Gustelies wirkt, ist die längste Zeit ein geheimer Ort gewesen. Das weißt du, Göck, genauso gut wie ich.»
    «Gustelies muss ja nichts davon merken. Der Alter wird den Sud im Pfarrhausgarten ansetzen. In einer dunklen Ecke. Nicht wahr, Alter?»
    Der Junge nickte.
    «Aber zuerst musst du ihm erklären, wo hier in der Gegend Dornengestrüpp wächst.»
    «Was?»
    «Dornensträucher. Für die Herstellung von Tinte benötigt man Dornensträucher. Wo gibt es die?»
    Der Pater seufzte. «Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht darüber nachgedacht, wo es Dornensträucher geben könnte. In der Heide, meine ich. Gleich hinter der großen Bleiche beginnt die Frankfurter Heide. Dort wachsen Himbeeren und Brombeeren. Halb Frankfurt sammelt sie und kocht Latwerg daraus.»
    Bruder Göck deutete auf den Novizen Alter. «Hör gut zu, mein Junge. Jetzt erklärt dir der Pater den Weg.»
    Nau zeigte auf die Tür. «Du gehst nach rechts und immer geradeaus. Dann kommst du wie von selbst zur Bleiche und von dort zur Heide.»
    Der Novize nickte. «Ein Messer brauche ich noch und einen Korb. Eine Kiepe wäre sogar noch besser.»
    Pater Nau schüttelte den Kopf. «Gibt es keinen anderen Weg? Was meint ihr wohl, was geschieht, wenn Gustelies spitzkriegt, was hier vorgeht.»
    Bruder Göck stand auf, ging ganz selbstverständlich zur Vorratskammer, holte Kiepe und Messer und reichte es dem Novizen. «Jetzt wünsche ich dir viel Glück, mein Junge, bei der Dornenjagd. Zerkratz dich nicht allzu sehr.»
    Der Novize hob die Hand zum Gruß, setzte sich die Kiepe auf den Rücken und verschwand.
    Pater Nau setzte zum Lamentieren an, doch Bruder Göck winkte ab. «Deine Bedenken merke dir vorerst. Wir zwei gehen nämlich jetzt hinunter zum Römer und hören, was der Prediger zu sagen hat. Vielleicht können wir etwas davon für unsere Zwecke nutzen. Und wenn nicht, auch nicht schlimm, dann wissen wir wenigstens, wer dem Fremden lauscht. Ein Hausbesuch bei den Abtrünnigen wirkt manchmal Wunder.»
    Pater Nau runzelte die Stirn, aber er musste zugeben, dass an dem, was Bruder Göck sagte, etwas dran war.
     
    Pünktlich zum Angelusläuten fand sich Gustelies neben der Geldwechslerbude ihrer Freundin Jutta Hinterer ein. Die zeigte auf eine Seitengasse. «Schau nur, wer da kommt.»
    Gustelies kniff die Augen zusammen. «Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, meine Tochter kommt da. Aber das kann nicht sein, denn Hella hat zwei Säuglinge zu Hause.»
    «Grüß Gott, Mama.» Hella gab Gustelies einen Kuss.
    «Wo sind die Kinder?» Gustelies betrachtete ihre Tochter so argwöhnisch, als vermutete sie die Säuglinge unter Hellas Kleid.
    «Die Seifensieder Lilo passt auf sie auf. Außerdem schlafen sie. Es ist ja nur für eine Stunde. Die Kinder müssen lernen, dass ich nicht rund um die Uhr für sie da sein kann.»
    «Pfffft!», machte Gustelies und verzog säuerlich den Mund. «Zu meiner Zeit hätte es so etwas nicht gegeben. Mein Mann hätte mir die Leviten gelesen, wenn ich dich allein gelassen hätte.»
    «Ja, wenn dein Mann es gemerkt hätte. Der meine aber hockt ganz bestimmt in seiner Amtsstube und streitet mit dem Schultheißen. Was soll schon passieren?»
    Jutta legte Hella einen Arm um die Schulter. «Recht hast du, Kind. Du bist noch jung, kannst dich ruhig ab und an auch einmal

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