Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
Vom Netzwerk:
sie einen Spaten verstecken? Und warum war ihr Kleid nicht schmutzig, warum waren ihre Hände so rein wie die einer Wäscherin? Nein, nein, das hier passte vorn und hinten nicht zusammen. Also doch Mord? Blettner seufzte. «Wie soll ich das nur dem Schultheißen beibringen?»
    «Was bitte wollt Ihr mir beibringen?»
    Blettner schrak hoch. Er hatte nicht gehört, dass Krafft von Elckershausen seine Amtsstube betreten hatte. Der Schultheiß blickte ihn streng an. Sein Haar hing ihm wirr um den Kopf herum, das Wams war falsch geknöpft, und unter seinen Augen lagen dunkle tiefe Ringe.
    «Wagt es bloß nicht, mir heute noch mehr Ärger zu machen, Richter!», drohte er. «Ich weiß ohnehin vor Kummer und Sorgen weder aus noch ein. Mein Weib ist ganz in den Fängen dieses Predigers. Ich soll am Abend zu Hause sein, bei ihr. Und ein Kind soll ich ihr auch noch machen. Weil nur die Liebe … und so weiter … Ihr wisst ja selbst, Blettner, was der Kerl da verkündet. Als ob wir nicht schon drei Bälger hätten, die Tag und Nacht mein Heim mit Gebrüll verwüsten. Sogar gedroht hat sie mir, die Schultheißin. Tsss.» Er schüttelte verständnislos den Kopf. «Sagt, ist Euer Weib auch so außer Rand und Band?»
    Blettner verneinte, und Krafft von Elckershausen stöhnte zum Gotterbarmen und wischte sich mit einem Tuch über die schweißnasse Stirn. «Wir müssen etwas unternehmen, Blettner. Schafft mir den Kerl vom Hals. Verweist ihn der Stadt, hängt ihm meinetwegen irgendetwas an. Und die toten Frauen, seht zu, dass Ihr die Sache ohne viel Aufhebens erledigt. Noch mehr Kummer und Sorgen kann ich einfach nicht gebrauchen.»
    Aber Heinz Blettner hatte sich entschlossen. «Hier ist der Bericht über den Leichenfund auf dem Friedhof», sagte er und reichte die Akte über den Schreibtisch.
    «Gut, gut. Wo soll ich unterschreiben?» Der Schultheiß griff nach dem Federkiel auf Blettners Schreibtisch.
    «Noch gar nicht», erwiderte Blettner. «Die weiteren Untersuchungen haben ergeben, dass es sich hier nicht um einen Selbstmord handeln kann.»
    In wenigen Sätzen erläuterte er Krafft von Elckershausen seine Bedenken. Der Schultheiß stöhnte auf wie ein verletzter Bulle. «Das hat mir gerade noch gefehlt.» Er seufzte, hielt die Akte in der Hand wie eine Schaufel voller Kot und verdrehte die Augen zur Decke. «Habe ich nicht genug am Hals? Herrgott, wie sehr willst du mich noch prüfen?» Dann räusperte er sich und sagte: «Gut. Kein Selbstmord. Aber was dann? Ein Unglücksfall?»
    Der Richter wiegte den Kopf. «Ein Unglück? Mit einer Rose in der Hand?»
    «Warum nicht?» Krafft von Elckershausen zerrte an seinem Kragen, als drücke der ihm die Luft ab. «Ganz sicher ein Unglück. Jemand, den sie kannte, ist gestorben. Die Grube war schon ausgehoben. Weil sie zur Zeit der Beerdigung in der Backstube stehen muss, ist sie schon vorher gekommen. Die Rose deutet darauf hin. Dann ist sie gestolpert und in die Grube gestürzt. So war es. Da bin ich ganz sicher, Blettner.»
    «Eure Gedanken sind klug, Schultheiß», erwiderte der Richter behutsam. «Dann müsste allerdings jemand gestorben sein, der einen Platz in der Ruhestätte der Familie Gontard verdient hätte. Aber dem ist nicht so. Die Familie erfreut sich bester Gesundheit. Und die Backstube ist überdies geschlossen. Ich selbst habe es angeordnet, damit dort nicht länger gepanschtes Brot verkauft wird.»
    Der Schultheiß trat wütend gegen ein Stuhlbein. «Blettner! Wie könnt Ihr es wagen, jeden meiner Ermittlungsansätze in Bausch und Bogen zu verdammen?», rief er und knallte die Akte auf den Schreibtisch zurück. «Hatte ich mich nicht klar und deutlich ausgedrückt? Keine Morde derzeit! Wir haben genug andere Probleme.»
    Blettner wusste kaum, ob er dem Mann noch mehr zumuten konnte. Doch er konnte nicht an sich halten. «Und heute ist noch ein weiteres dazugekommen. Der Ratsschatz ist nicht vollständig. Es fehlen mehrere Silberbecher und die dazugehörigen Teller. Außerdem der Prunkleuchter. Soweit ich das sehen konnte. Ich wollte den Kämmerer nach dem Verbleib der Sachen befragen, aber der war nicht an seinem Platze. Überhaupt habe ich den Mann in der letzten Zeit nicht gerade häufig im Römer gesehen. Es wird gemunkelt, er befinde sich derzeit in Mainz. Beim Erzbischof. Seine Nichte hat den Schwippschwager des Bischofs geheiratet, erzählt man sich.»
    Von Elckershausen sah aus, als würde er am liebsten selbst in eine Grube springen. «Wie bitte? Und das so

Weitere Kostenlose Bücher