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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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sicher?», fragte er leise.
    Blettner trat zu ihm. «Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber wenn ich daran denke, dass die Frauen wie räudige Hunde auf dem Acker des Schinders verscharrt werden, dorthin, wo niemand etwas weiß, wo es keinen Sarg und keine Seelenmesse und keinen Grabstein gibt, dann dauern mich die armen Dinger hier noch mehr, als sie es ohnehin schon tun.»
    «Das geht mir genauso», flüsterte der Leichenbeschauer zurück. Laut aber sprach er, zum Schreiber gewandt: «Die jungen Frauen wurden ermordet. Durch Gift. Ich denke, es handelt sich hierbei um ein Pflanzengift. Möglicherweise um blauen Eisenhut; es könnte aber auch Bilsenkraut, Bittersüßer Nachtschatten, Weißer Germer, der Schierling, die Tollkirsche, der Gemeine Goldregen, der Rote Fingerhut oder die Herbstzeitlose gewesen sein.»
    «Soll ich das alles aufschreiben?» Der Schreiber lehnte sich an die Wand und atmete sehr flach durch sein Mundtuch.
    «Natürlich!», erwiderte der Richter. «Krafft von Elckershausen muss schließlich wissen, worum es hier geht.»
    «Ach, mir fällt außerdem noch der Efeu ein, des Weiteren der Riesenbärenklau, die Christrose und die gemeine Hundspetersilie. Soll sich der Schultheiß eine davon aussuchen.»
    Der Schreiber schluckte und warf einen Seitenblick auf die toten Frauen. «Das geht so nicht», murmelte er. «Wie soll der Schultheiß wissen, welche Pflanze es war?»
    «Und ich?», schnauzte der Leichenbeschauer, sodass der Schreiber ängstlich zusammenfuhr. «Habe ich vielleicht dabeigestanden, als die Frauen gestorben sind? Habe ich die Laterne gehalten, was? Weiß ich, ob sie mit einem Male Herzrasen hatten, ob sie sich erbrochen haben, ob sie Krämpfe oder Fieber bekamen? Weißt du das vielleicht, Schreiber? Na, sprich?»
    Der Mann schluckte erneut, so deutlich, dass Blettner seinen Adamsapfel auf und nieder tanzen sah. «Ich notiere also, dass das Gift nur bestimmt werden kann, wenn man weiß, auf welche Art die Frauen gestorben sind.»
    «Du bist ein kluges Kerlchen, Schreiber.» Der Leichenbeschauer haute dem Mann herzhaft auf die Schulter. «Da ist noch etwas, Richter. Wenig nur, sehr wenig, aber doch sichtbar. Die andere, die Unbekannte, nun, die war nicht von solcher Tugend wie die Adele.»
    Blettner horchte auf. «Was meinst du damit?»
    Eddi Metzel zog das Tuch, mit dem die Scham der Leiche bedeckt war, ein wenig zur Seite. «Sieh hier, das Mädchen war nicht gerade eine der Saubersten. Ich habe bei ihr einen übelriechenden Ausfluss festgestellt, dazu Bläschen an den Schamlippen.»
    Blettner verzog das Gesicht vor Ekel. «Und das heißt?»
    «Sie litt an einer Geschlechtskrankheit.»
    Blettner kratzte sich am Kopf. «Dann hat Hella also recht gehabt», gab er erstaunt von sich.
    «Womit hat sie recht gehabt?»
    «Das Mädchen könnte eine Wanderhure aus dem Heer des Landgrafen sein.»
    Eddi Metzel nickte. «Das denke ich auch. Aber wenn du ganz sicher gehen willst, so schicke jemanden in den Wartenkeller. Dort, im Hinterzimmer der Schänke, gibt es eine heimliche Würfelstube. Und der Wirt verdient sich ein wenig Beibrot, in dem er die oberen Kammern vermietet. Du verstehst, was ich damit meine?»
    Blettner nickte. «Ganz genau verstehe ich es. Aber woher weißt du denn das?»
    Metzel schluckte. «Das tut hier ja wohl nichts zur Sache, oder?» Er klang empört.
    Der Richter klopfte dem Leichenbeschauer leicht auf den Rücken. «Ich danke dir, mein Freund. Von mir erfährt keiner ein Sterbenswörtchen. Nicht einmal deine liebe Gemahlin.» Er grinste, und Eddi verzog ebenfalls ein wenig den Mund.
    «Und jetzt raus hier aus dem Keller.» Beinahe zärtlich bedeckte der Leichenbeschauer die nackten Frauen mit großen Tüchern und tat kund, dass sie seinerseits für die Beerdigung freigegeben waren. Dann löschte er die Fackeln, und die Männer stiegen die Treppe hinauf ans Tageslicht.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 32
    G ehen wir noch auf einen Krug Wein in die Ratsschänke?», fragte Eddi, als sie das Stadttor passiert hatten.
    Blettner schüttelte den Kopf. «Ich muss ins Verlies, noch eine Vernehmung abhalten, aber sage mir doch bitte eines: Hast du bei der Fremden etwas gefunden, welches auf ihre Tätigkeit hindeutet? Ich meine nicht die in den Zelten der Landsknechte, sondern noch etwas anderes, was dir womöglich aufgefallen ist.»
    Metzel blieb stehen. «Wie meinst du das? Sie sah nicht aus, als hätte sie schwer gearbeitet in ihrem Leben. Die Muskulatur an den Armen war

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