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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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zurückzugeben, ehe es sich in die Hölle verwandelt?»
    «So!» Der Schultheiß klatschte in die Hände. «Ich habe genug gehört.» Er winkte die Büttel zu sich. «Der Mann ist ein Ketzer, ein Gotteslästerer. Verhaftet ihn und sperrt ihn einstweilen ins Verlies. Ihr braucht nicht zaghaft zu sein, denn so, wie der klingt, hat der die Mädchen auf dem Gewissen.»
    «Und das Weib?» Einer der Büttel deutete auf die Riesenfrau.
    «Die nehmt auch mit. Aber haltet sie getrennt.»
    Die Büttel rannten los, und der Schultheiß wandte sich an Blettner. «Für mich ist der Fall klar wie Kloßbrühe. Der Prediger war es. Er hat es ja förmlich selbst hier vor allen Leuten zugegeben. Ihr werdet ihn vernehmen. Gründlich. Und danach können wir die Akte endlich schließen.»
    «Ich soll ihn vernehmen? Allein?» Blettner war sich nicht sicher, ob er recht verstanden hatte.
    «Natürlich Ihr allein. Nehmt den Schreiber mit. Und wenn der Kerl nicht redet, so holt den Henker. Ihr wisst schon: Manche von den Galgenvögeln müssen erst die Folterinstrumente sehen, ehe sie reden. Aber lasst ihn mir vorerst am Leben.»
    «Wollt Ihr nicht so schnell wie möglich diesem Spuk ein Ende machen? Ich meine, jetzt, wo das Hirschessen vor der Tür steht.»
    «Eben drum, Blettner. Der Erzbischof soll den Mörder selbst zu Gesicht bekommen. Es wird ihm eine Ehre sein, wenn wir ihn bitten, über dessen Schicksal zu bestimmen, versteht Ihr?»
    Blettner nickte. «Ihr wollt ihm schmeicheln, wollt das Kirchengesetz über die Peinliche Halsgerichtsordnung stellen.»
    Der Schultheiß hob die Schultern. «Was soll ich sonst tun? Der Mann hat Macht, und der Kaiser ist fern. Irgendwie müssen wir den Erzbischof beeindrucken und auf unsere Seiten ziehen. Also seht zu, dass Ihr dem grausligen Kerl ein Geständnis entlockt.»
    «Und Ihr? Was macht Ihr?»
    Krafft von Elckershausen zog sich das Wams stramm über seinen Bauch. «Ich gehe nach Hause und lese meinem Weib die Leviten.»
    Er nickte grimmig, dann stürzte er über den Römer, packte sein Weib beim Arm und zerrte sie hinter sich her.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 31
    B lettner war verzweifelt. Und er machte, was er immer tat, wenn er verzweifelt war. Er ging nach Hause.
    Nichts wünschte er sich sehnlicher, als seinen Kopf an Hellas Busen zu lehnen und ihr alles zu erzählen, was ihn bedrückte. Es war schon mehr als einmal vorgekommen, dass Hella mit ihrer unverblümten Art plötzlich einen Weg sah, wo der Richter nur Wände gesehen hatte. Vielleicht würde es heute wieder so sein. Aber dann fielen ihm die Säuglinge ein, und er glaubte nicht, dass Hella Zeit für ihn finden würde. Seufzend sah er sich auf dem Römer um. Dann erstand er ein paar heiße Pasteten bei einer Garküche und für die Kinder bunte Bänder, mit denen sie spielen konnten, und eilte nach Hause.
    «Du kommst wie gerufen!», rief ihm Hella schon aus dem Schlafzimmer entgegen. Sie lag auf dem Bett, den Busen entblößt und daran die kleine Flora, die hingebungsvoll saugte, während der kleine Fedor verzweifelt vor Hunger an seinen Fingerchen lutschte und dabei mit vor Empörung rotem Gesicht schrie.
    «Mach doch bitte ein wenig Wasser warm, gib einen Löffel Honig hinein und füttere damit den Jungen, damit er endlich still ist.»
    Blettner hastete in die Küche, schnappte sich der Einfachheit halber den Honigkrug, stippte einen Finger hinein und hielt ihm seinen Sohn hin. Der kleine Mund schnappte augenblicklich danach, und schon hörte das Gebrüll auf. Nun lag auch Blettner seitlich auf dem Bett, vor seiner Brust der Junge, den er mit Honig fütterte, und neben ihm, Rücken an Rücken aneinandergeschmiegt, seine Frau Hella mit der kleinen Flora.
    «Was treibt dich um diese Zeit nach Hause?», wollte Hella von ihm wissen. «Ich hoffe, es ist nicht der Hunger, denn ich bin noch nicht zum Kochen gekommen. Und auf dem Markt war ich auch noch nicht. Wenn nur endlich unsere Lotte wieder heimkäme. Ich verspreche, ich kaufe ihr einen neuen bunten Rock für den Sommer, wenn sie nur wieder nach Hause kommt.»
    «Ich habe Pasteten mitgebracht», erklärte der Richter, dem vor Müdigkeit beinahe die Augen zufielen, als er sich jetzt in den warmen, weichen Kissen fand. «Ich dachte, wir könnten vielleicht wie früher …»
    Hella lachte, dann seufzte sie. «Wir können es ja versuchen, aber ich glaube nicht, dass die Kinder uns lassen. Und jetzt nimm Flora und gib mir Fedor rüber.»
    Heinz und Hella tauschten die Babys, und kurz

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