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Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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meint also, der Lilo ist wahrhaftig etwas zugestoßen?»
    «Aber nein, aber nein. Ihr wisst doch, wie die jungen Dinger heutzutage sind. Haben ihre Gedanken oft in den Füßen und rennen los wie junge Hunde, ohne Bescheid zu geben. Und wenn sie dazu noch schwanger ist, herrje! Welche Frau in guter Hoffnung wird nicht von seltsamen Gedanken geplagt? Sie wird sich schon finden, da bin ich ganz sicher.»
    Die Seifensiederin nickte, doch ohne viel Hoffnung.

[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel 5
    A ls Gustelies ein wenig außer Atem bei ihrer Tochter im Richterhaus eintraf, fand sie Hella sehr beschäftigt vor. Sie saß in der Küche neben der schwarzen Hilde und starrte mit weitaufgerissenen Augen auf einen Faden, an dem ihr Ehering hing. Die schwarze Hilde pendelte damit über Hellas gewölbten Bauch.
    «Was, in aller Welt, treibst du da?», wollte Gustelies wissen und beäugte misstrauisch die schwarze Hilde.
    «Wie sieht es denn aus?», fragte Hella zurück. «Ich will doch einfach nur wissen, ob ich einen Jungen oder ein Mädchen bekomme.»
    «Aha.» Gustelies stemmte die Hände in die Hüften und sah die schwarze Hilde streng an. «Und? Was ist rausgekommen?»
    Die schwarze Hilde fing ihr Pendel ein. «Ihr habt gestört. Jetzt sind die Schwingungen weg.»
    «Aha. Ich habe die Schwingungen vertrieben, na, so etwas aber auch. Und vorher? Als ich noch nicht da war?»
    «Wir hatten gerade erst begonnen. Das Pendel hat sich noch seinen Weg gesucht.»
    «Ist es gekreist oder hin- und hergeschwungen?»
    «Mama, jetzt lass doch», mischte sich Hella in das Verhör.
    «Also, es hat sich gerade erst eingeschwungen.»
    «Mit anderen Worten», beendete Gustelies das Gespräch, «euer Hokuspokus hat zu keinem Ergebnis geführt.»
    Die schwarze Hilde stülpte die Unterlippe vor. «Niemand ist verpflichtet, an meine Kunst zu glauben.»
    «Das wäre ja auch noch schöner», sagte Gustelies bestimmt, gab der Frau ein paar Groschen und wedelte sie mit der Hand zur Tür hinaus.
    «Mutter!» Hella hatte sich aufgesetzt. «Was fällt dir ein? Du kannst doch nicht einfach meine Gäste aus meinem Haus werfen.»
    «Gäste? Wenn die schwarze Hilde ein Gast ist, dann bin ich ein Engelchen. Sie hat dich betrogen, deine Gutgläubigkeit ausgenutzt. Pendeln! Pfft! Dass ich nicht lache!»
    Gustelies nahm das Pendel vom Tisch, zerbiss den Faden und reichte Hella den Ehering. «Da, steck ihn wieder an. Sonst bringt es Unglück.» Dann setzte sie sich. «Und überhaupt: Jeder vernünftige Mensch weiß, wie man das Geschlecht eines Ungeborenen bestimmt. Man braucht nur zu wissen, in welche Richtung die Füße bei der Zeugung gezeigt haben. Also, welche Richtung war es bei dir?»
    Hella kniff die Augen zusammen. «In welche Richtung? Du … du meinst, als Heinz und ich …»
    «Keine Einzelheiten, bitte!» Gustelies hob abwehrend die Hände. «Sag mir nur die Richtung.»
    Hella zog die Stirn in Falten und dachte eine Weile nach. «Nach oben», erklärte sie dann. «Meine Fersen haben nach oben gezeigt, die Zehen nach unten.»
    Gustelies bekreuzigte sich. «Herr im Himmel, verzeih meiner sündigen Tochter.»
    Dann wandte sie sich an Hella. «Gerade nach oben? Mit ausgestreckten Zehen, die direkt zur Erde zeigen?»
    Hella schloss die Augen, dachte noch einmal nach. «Nun ja, vielleicht haben die Fersen ein wenig in Richtung Süden gezeigt.» Gustelies bemerkte zufrieden, dass eine kräftige Röte die Wangen ihrer Tochter färbte.
    «Du bekommst ein Mädchen. Das steht so fest wie das Amen in der Kirche», verkündete sie und schlug bekräftigend mit der Hand auf den Küchentisch.
    «Weil meine Fersen nach Süden gezeigt haben während der Zeugung?»
    «Richtig. So ist das Leben nun einmal. Es gibt für alles Gesetze und Regeln.»
    Hella verzog den Mund. «Ah, natürlich, so ist das. Wenn ich mich recht entsinne, so hat dir deine Mutter einen Jungen vorausgesagt. Hattest du da die Fersen im Norden?»
    Gustelies verzog den Mund, als hätte sie auf einen Knochen gebissen. «Ach, die alten Zeiten. Die Menschen waren damals abergläubisch. Nein, meine Zehen haben nach Süden gezeigt. So, wie es der ehelichen Sitte entsprach und auch heute noch entspricht, meine Liebe. Der Mann oben, die Frau unten, ordentlich auf der Bettstatt, die nach Süden ausgerichtet ist. Und ich habe ein Mädchen bekommen. Also wirst du auch eines kriegen, weil ja die Zehen die Verlängerung der Fersen sind.»
    Hella lachte. «Wie gut, Mutter, dass du nicht so abergläubisch bist, wie es

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