Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich
Ihr?»
«Nichts weiter», erklärte Richter Blettner mit Chorknabenmiene. «Ihr sollt nur morgen mal ins Frauenhaus gehen und dort nach den Liebesdiensten einer Nonne fragen.»
Bruder Göck verschluckte sich und sprühte den guten Dellenhofener über den Küchentisch. Hella sprang auf und schlug dem Mönch ins Kreuz, Jutta holte Wasser, Gustelies reichte ihm ein Taschentuch.
Es dauerte ein paar Minuten, bis sich Bruder Göck von seinem Schrecken erholt hatte. Der Richter nutzte die Zeit, um ihm ausführlich seine morgige Aufgabe zu erklären.
Als Bruder Göck sich wieder gefasst hatte, schüttelte er energisch den Kopf. «Pater Nau ist mein bester Freund, und ich bin schon allein aus christlicher Nächstenliebe verpflichtet, ihm zu helfen. Aber das? Nein. Das geht nicht. Geht gar nicht. Das kann ich nämlich nicht. Ich weiß ja nicht einmal, was ich da sagen soll. Und wenn mich eine anfasst, was mache ich dann?» Bruder Göck schüttelte sich. «Am Ende küsst sie mich noch! Pater Nau hat recht: Die Erde ist in Frevlerhand. Und ich kann da nicht hin. Auf gar keinen Fall!»
«Bei der heiligen Hildegard, jetzt stellt Euch nicht so an. Der Richter wird Euch begleiten, sich aber kurz vorher im Henkershaus verstecken. Unterwegs wird er Euch erklären, was Ihr dort zu sagen habt. Herr im Himmel, das kann doch nicht so schwer sein! Jeder Fuhrknecht weiß, wie so etwas geht.»
Bruder Göck versank in Trübsinn und starrte in seinen Weinbecher. «Ich muss es mir überlegen. Aber viel Hoffnung mache ich Euch nicht.»
Während er stumm und niedergeschlagen dasaß, sprachen die anderen weiter über den Stand der Ermittlungen.
«Jutta und ich versuchen gerade herauszufinden, wo die Säuglinge geblieben sind – so es mehr als einer ist. Wir haben da auch eine Spur, die wir aber weiterverfolgen müssen, ehe wir mehr erzählen können.»
Blettner erzählte von seiner Begegnung mit dem Schankmädchen Steffi.
«Du hast sie gefragt, ob ihre Wirtin ihre Monatsblutung hat?» Hella konnte es nicht fassen.
«Denk nicht, dass es mir leichtgefallen ist, über solche heiklen Dinge zu reden. Alles im Dienste der Stadt. Man sollte mich tatsächlich befördern.»
«Das heißt also, die Zwillinge der Ochsenwirtin könnten gar nicht ihre Kinder sein?»
«So ist es.»
«Und wie willst du den Beweis dafür antreten?», fragte Gustelies.
Der Richter zuckte mit den Achseln. «Das weiß ich auch noch nicht. Vielleicht über ein Wunder des Herrn.»
«Soll ich vielleicht einmal mit ihr reden?», fragte Hella. «So von Frau zu Frau. Immerhin bin ich schwanger und könnte einigen Rat gebrauchen.»
«Eine anständige Frau hat allein in einem Wirtshaus nichts zu suchen», erklärte Heinz Blettner streng. «Wage es nicht. Und die Wirtin würde schön staunen, wenn du als Fremde plötzlich weiblichen Rat bei ihr suchst.»
Hella zuckte mit den Achseln. «Hast du eine bessere Idee?»
Blettner sah auf den Tisch.
«Ich könnte hingehen», bot sich Jutta Hinterer an. «Viele Wirte kommen zu mir, um das fremde Geld, mit dem in ihren Schänken bezahlt wird, bei mir einzutauschen. Auch der Wirt vom Roten Ochsen. Oder aber seine Frau. Ich kenne Ricka, sie ist immer freundlich zu mir. Jetzt, wo ich von der Geburt erfahren habe, wäre es doch nur höflich, ihr meine Aufwartung zu machen. Allerdings muss ich ihr auch ein Geschenk mitbringen.»
Sie streckte ihre Hand zum Richter aus. «Du kannst es ja als städtische Kosten beim Kämmerer wieder eintreiben.»
Heinz seufzte, zückte seine Geldkatze, spähte hinein und steckte sie sofort wieder zurück. «Ich glaube, ich mache das selbst. Der Ochs und ich, wir verstehen einander. Und so ein Gespräch von Mann zu Mann hat schon manche Ermittlung vorangetrieben.»
Dann wandte er sich an seine Frau. «Sag, Liebes, könntest du morgen zur Seifensiederei gehen und nach dem Verbleib der Lilo fragen?»
Hella nickte.
Dann stieß der Richter die Luft aus. «Es tut mir leid, ihr Lieben, dass ich euch bei diesem Fall so mit einspannen muss. Aber Krafft von Elckershausen hat die Ermittlungen einstweilen einstellen lassen. Er will abwarten, was der Rat im April entscheidet. Das heißt, ich bin im Amt auf mich allein gestellt. Und muss nebenbei noch den Wasserschaden in der Ratsschänke aufklären. Jedenfalls danke ich euch.»
Die anderen schüttelten abwehrend die Köpfe. «Bernhard Nau ist mein Bruder. Ich tue alles für ihn, was nötig ist», erklärte Gustelies.
«Und mein Onkel ist er», fügte Hella
Weitere Kostenlose Bücher