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Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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hinzu.
    «Für mich ist er Beichtvater und Freund», ergänzte Jutta entschlossen. Dann blickten alle zu Bruder Göck.
    «Was ist mit Euch?», fragte der Richter. «Seid Ihr bereit, uns zu helfen?»
    Bruder Göck schaute mehr als kläglich drein. «Könnt Ihr mir versichern, dass mein Seelenheil dabei keinen Schaden nimmt?», fragte er mit ängstlicher Stimme.
    Jutta Hinterer musste sich heimlich in den Oberschenkel kneifen, um nicht laut herauszulachen.
    Heinz Blettner nickte ernst. «Nicht nur das, Antoniter. Ihr bekommt ein Fässchen Wein und von Gustelies einen wunderbaren Kuchen.»
    Der Mönch verzog den Mund. «Ich glaube, ich möchte lieber keinen Kuchen.»
    «Wieso denn nicht? Ihr wart doch sonst immer ganz wild darauf.» Gustelies war aufgesprungen und hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt.
    Bruder Göck zeichnete unschuldig mit dem Finger ein Muster auf die Tischplatte.
    «Aha!», stellte Gustelies fest. «Ihr habt mit Klärchen Gaube, der guten Haut, gesprochen. Ist es so, Bruder? Leugnen hilft hier nicht.»
    Der Antoniter stieß die Luft aus. «Ich habe einfach einen Appetit auf Hasenbraten. Niemand, meine liebe Gustelies, kann einen Hasenbraten so köstlich zubereiten wie Ihr.»
    Gustelies war noch lange nicht besänftigt und hatte sich in Gedanken bereits notiert, dass ein ausführliches Gespräch mit der guten Haut nötig war. Aber das hatte Zeit. Sie streckte die offene Hand in Richtung ihres Schwiegersohnes.
    «Was soll das denn jetzt?», fragte der.
    «Geld. Ich brauche Geld, um einen Hasen für Bruder Göck zu kaufen. Vielleicht kannst du es dir als Gerichtskosten vom Kämmerer erstatten lassen.»
    Der Richter löste seine Geldkatze erneut vom Hosenbund, öffnete sie und hielt sie seiner Schwiegermutter vor die Nase. «Leer», sagte er. «Nicht ein einziger Kupferpfennig ist mehr darin. Unser Pater Nau kostet mich ein Vermögen.»
    Gustelies stöhnte.
    «Da musst du dich wohl selbst auf die Lauer legen», kicherte Jutta Hinterer, und Gustelies warf ihr einen Blick dafür zu, der das Wasser im Kessel hätte gefrieren lassen können.
    Langsam schlich sich ein Lächeln auf das Gesicht Bruder Göcks, der noch immer mit seiner richterlich bestellten Aufgabe haderte. «Nun, wahrscheinlich ist nur der ein guter Geistlicher, der auch die Niederungen des Menschen einmal selbst in Augenschein genommen hat.»
    Verblüffte Blicke trafen ihn.
    «Du sprichst hoffentlich von Klärchen Gaube», sagte Gustelies warnend.
    «Nein. Eigentlich habe ich an das Frauenhaus gedacht.»
    «Heißt das, Ihr geht dorthin, Antoniter?» Hella sprang auf und wollte Bruder Göck um den Hals fallen, aber der versteckte sich vorsichtshalber hinter Jutta Hinterer und kreuzte heimlich Zeige- und Mittelfinger der Hand.
    «Nicht!», schrie er. «Die Weiber morgen reichen mir fürs ganze Leben.»
    Hella kicherte und setzte sich wieder. Gustelies hauchte ergriffen: «Danke, mein lieber Antoniter.»
    Und der erwiderte: «Ein Becher Dellenhofener wäre mir lieber.»
    Sofort goss Jutta ihm ein, und der Antoniter trank so gierig, als wäre er am Verdursten.
    Richter Blettner erhob sich. «Dann steht ja alles zum Besten. Genug für heute. Mir schwirrt schon der Kopf. Es wird Zeit, dass wir nach Hause kommen.»
    Auch Hella erhob sich. Als Heinz ihr in den Umhang half, fiel ihr noch etwas ein. «Gab es eigentlich besondere Vorfälle in der Kirche, Bruder Göck?»
    «Die Erde ist ein Jammertal und das Leben ein Graus», zitierte der Antoniter seinen Freund. «Pater Nau hat recht, ich wusste es schon immer.»
    «Und was heißt das in diesem Falle?», wollte der Richter wissen.
    «Die Menschen sind wirklich schlechter, als ich immer gedacht habe. Einer war am Freitag in der Beichte, der war sogar zu faul, mir wortgetreu seine Sünden zur Vergebung darzulegen. Stattdessen hat er Bibelverse zitiert. Pfff! Ist das zu fassen?»
    «Was waren das für Bibelverse?»
    Bruder Göck zuckte mit den Achseln. «Die Bibel ist ja ein öffentliches Buch. Es war Hiob:
    Darum will ich auch meinem Munde nicht wehren; ich will reden in der Angst meines Herzens und will klagen in der Betrübnis meiner Seele.
    Bin ich denn ein Meer oder ein Meerungeheuer, dass du mich so verwahrst?
    Wenn ich gedachte: Mein Bett soll mich trösten, mein Lager soll mir meinen Jammer erleichtern,
    so erschrecktest du mich mit Träumen und machtest mir Grauen durch Gesichte,
    dass meine Seele wünschte erstickt zu sein und meine Gebeine den Tod.
    Ich begehre nicht mehr zu leben. Lass ab

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