Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
Vom Netzwerk:
machen. Denk mal an eingelegte Zwiebeln, an Essiggurken oder an Sauerkraut in Fässern. Mit Salz pökelt man Fleisch. Auch zur Haltbarmachung von Fisch wird Salz verwandt. Daher der Name ‹Salzheringe›.»
    Die beiden Männer schauten verständnislos wie Chorknaben.
    «Und?», fragte Blettner erneut.
    Jutta hob die Schultern. «Wir sind keine Ermittler. Zumindest gelten wir nicht als solche. Wir sind nur einfache Weiber, die es verstehen, einen Haushalt zu führen.»
    «Und?»
    «Die Reste der Frau riechen, als ob jemand Teile von ihr eingelegt hat. Oder als habe man sie neben einem Fass Sauerkraut und einer gepökelten Schweinehälfte festgehalten.»
    «Ja, wobei wir eher auf eingelegt wetten», erklärte Jutta Hinterer. «Hätte sie nämlich nur in einer Vorratskammer gelegen, so wäre der Geruch vom Wasser abgespült und vom Winde weggeweht worden.»
    «Eingelegt?» Eddi Metzel schüttelte sich.
    «Eingelegt wie Sauerkraut, gepökelt wie eine Schinkenseite.»
    Die beiden Männer starrten sich an. Für einen Augenblick schien es Gustelies, als suche jeder von den beiden irgendwo nach seinem Verstand. In den Augen des Richters und des Leichenbeschauers tanzten Funken, die Gustelies normalerweise nur von den Irren aus dem Heilig-Geist-Spital kannte.
    Dann fuhr der Richter herum: «Seid ihr euch da ganz sicher?»
    Jutta und Gustelies nickten.
    Dann schwiegen alle eine ganze Weile, bis der Henker sich räusperte.
    «Ähem, ich habe da auch noch was gerochen. Ist jetzt verflogen. War aber vor ein paar Tagen ganz deutlich, als man mir die Tote brachte.»
    «Was habt Ihr gerochen?», wollten alle vier auf einmal wissen.
    «Kokosfett», antwortete der Henker. «Ganz deutlich habe ich es gerochen. Kokosfett, wie es die Reichen zum Backen nehmen.»
    Blettner verzog den Mund, doch noch ehe er etwas sagen konnte, wollte Gustelies wissen: «Woher, Henker, wisst Ihr denn, was die Reichen zum Backen nehmen?»
    Der Mann schnaubte beleidigt und erwiderte so lange Gustelies’ Blick, bis diese sich beschämt abwandte. «Verzeiht, Henker. Ihr lebt in der Vorstadt, da vergesse ich immer, dass Ihr es in puncto Reichtum mit jedem Patrizier aufnehmen könnt.»
    Der Henker nickte besänftigt.
    «Die Tote hat nach Kokosfett gerochen?» Richter Blettner schaute noch immer ungläubig. «Wie kommt sie denn an diesen Geruch? Und wo genau hat sie danach gerochen? An welcher Stelle?»
    Der Henker seufzte. «Das weiß ich doch nicht. Ihr seid die Ermittler. Ich sage nur, was mir aufgefallen ist.»
    «Und Ihr seid sicher, dass die Eure nicht zur selben Zeit gerade gebacken hat und der Duft bis hierher gedrungen ist?»
    Jetzt wirkte der Blick des Henkers unsicher. Er fuhr mit der Hand durch die Luft, dann riss er zwei Fackeln aus der Halterung und löschte sie in einem Wassereimer. «Ich bin der Henker, in Gottes Namen. Ich kenne mich mit dem Töten und Foltern aus. Fragt mich das nächste Mal nur nach Dingen, die ich weiß. Und jetzt raus aus meiner Halle. Es ist heiliger Sonntag. Der Tag des Herrn. Und ich bin ein gottesfürchtiger Mann.»
    Nacheinander verließen die beiden Frauen, der Richter und der Leichenbeschauer die Halle. Auf dem Hof, genau vor dem Wohnhaus, standen Hella und die Henkersfrau. Beide hatten gerötete Wangen und lächelnde Münder.
    «Na, ihr Lieben, habt ihr etwas herausgefunden?», wollte Hella wissen.
    Doch niemand antwortete ihr. Stattdessen stürzten Heinz und Gustelies direkt auf die Henkersfrau zu. «Habt Ihr vor ein paar Tagen gebacken?», wollte Gustelies wissen.
    Die Henkersfrau nickte. «Gestern erst. Butterplätzchen mit Zimt. Den hatte ich noch von der Weihnachtsbäckerei übrig. Warum fragt Ihr? Wollt Ihr ein paar davon haben? Es müsste noch etwas da sein.»
    «Nein, nein.» Gustelies winkte ab. «Eure Plätzchen sind sicher ganz besonders köstlich. Aber wir müssen wissen, wann Ihr vor dem Zimtgebäck das letzte Mal gebacken habt.»
    «Letzten Samstag. Ich backe immer samstags, damit die Meinen am Sonntag einen Kuchen haben.»
    «Das mache ich auch so», rief Jutta Hinterer dazwischen. «Allerdings backe ich nur für mich und die Nachbarin. Wir sind ja Witwen. Und kinderlos.»
    Gustelies fuhr herum und warf ihrer Freundin einen bitteren Blick zu, doch Jutta ließ sich davon nicht beirren. Die Augen der Henkersfrau flackerten ängstlich. «Warum fragt Ihr denn so? Ist irgendetwas nicht in Ordnung mit meiner Bäckerei? Hat der Rat einen neuen Erlass herausgegeben, der das Backen am Samstag verbietet?» Sie

Weitere Kostenlose Bücher