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Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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erschien mit zerzaustem Haar und gerötetem Gesicht in der Tür.
    «Um des Herrgotts willen, Geldwechslerin, was treibt Euch zu dieser Stunde in mein Haus? Ist etwas geschehen? Benötigt Ihr eine Arznei?»
    «Hella ist weg. Das schwangere Richtersweib. Ich weiß, dass sie bei Euch war. Und Ihr wisst, dass schwangere Frauen im Augenblick in dieser Stadt nicht sicher sind. Ihr müsst mir helfen.»
    Minerva strich sich das wirre Haar aus der Stirn. «Die Hella kenne ich», sagte sie. «Ich mag sie gern. Und ich werde helfen, so gut ich es vermag. Sie soll auf keinen Fall zu Schaden kommen. Was muss ich tun?»
    «Geht mit mir zu Euerm Vater. Er soll mit mir sprechen. Auch der Gehilfe muss gefunden werden. Es ist wichtig. Lasst uns jetzt auf der Stelle aufbrechen.»
    Minerva biss sich kurz auf die Unterlippe, nickte dann, ging raschen Schrittes in den Anbau und nahm dort einige Töpfe von der Feuerstelle. Dann band sie ihr Haar zusammen und sagte: «Ich bin bereit.»
    Gemeinsam hasteten sie durch die stille Vorstadt. Inzwischen brannten in einigen wenigen Hütten die ersten Lichter. Eine Frau kam aus einer offenen Tür und reckte und streckte sich ausgiebig. Irgendwo weinte ein Kind, anderswo kläffte ein Hund.
    Aus dem Frauenhaus taumelte ein Mann, der sich noch im Gehen die Hose zuknöpfte.
    Jutta und Minerva hörten, wie die Hurenmeisterin hinter ihm energisch die Tür verschloss.
    Der Horizont hatte sich inzwischen blutrot verfärbt und strahlte sein Licht auf die Wolkenberge ab. Minerva schaute nach oben. «Der Frühling kommt», erklärte sie. «Und mit ihm die Stürme. Es ist gefährlich im Wald, wenn der Wind so bläst.»
    Jutta winkte ab. «Ich kann mir keine Sorgen um herabfallende Zweige machen, wenn Hella in Gefahr ist.» Sie hielt inne und presste eine Hand auf ihr Herz. «Oh, mein Gott», hauchte sie. «Ich darf gar nicht daran denken, was mit Gustelies und Heinz geschehen mag, wenn Hella etwas zustößt.»
    Der Wächter schlief noch immer, als die beiden Frauen das Stadttor passierten. Frankfurt war unterdessen erwacht. Die Handwerker öffneten die Klappläden an ihren Werkstätten und legten die Waren aus. Im Viertel der Bäcker und Zuckerbäcker duftete es aus allen Häusern. Lehrjungen trugen Bleche mit Broten umher, Mägde füllten ihre Körbe damit.
    Ein Fuhrwerk rumpelte die Straße entlang, ein Auflader rollte ein Fass die Gasse hinab. Fensterläden wurden schwungvoll aufgestoßen, und der Inhalt der Nachttöpfe ergoss sich auf das Pflaster. Der Wind riss an Vorhängen, ließ Türen zuschlagen, hob die Röcke der Mägde und riss an den Hauben der Frauen.
    Ein kleiner Junge balgte sich mit einem Hund, eine Frau legte Bettdecken ins Fenster. Es war ein Morgen wie jeder andere auch in Frankfurt, aber Jutta schien es, als wäre alles ein wenig grauer als sonst.
    «Wie weit ist es bis zu deinem Vater?», fragte sie.
    «Eine Stunde, wenn wir uns beeilen.»
    Jutta nickte und schritt entschlossen aus.
    Sie gingen am Verlies vorbei, und Jutta hielt die Augen offen nach einem Mann. Nach irgendeinem Mann, der sich irgendwie auffällig verhielt. Doch da war niemand. Nur die Armen, die vor der Tür des Verlieses Schlange standen, um ihre eingekerkerten Familienmitglieder zu besuchen. Manche trugen einen wurmstichigen Apfel wie eine Kostbarkeit in der Hand, andere hielten einen Brotkanten oder eine ausgefranste Decke im Arm.
    Auf der anderen Straßenseite unterhielten sich zwei zerlumpte junge Frauen, die Säuglinge in einem Tuch vor der Brust trugen.
    «Warte», bestimmte Jutta. «Die beiden Frauen dort, ich muss sie etwas fragen.»
    Jutta überquerte die Straße, beugte sich zu den Säuglingen, lobte deren Aussehen, strich mit dem Finger behutsam über die weichen Wangen. «Ihr Lieben», fragte sie. «Seid Ihr öfter hier?»
    Die eine lachte. «Der Meine, der hockt da hinter der Mauer, weil er sich beim Stehlen hat erwischen lassen, als ich in den Wehen lag. Dabei hatte ich ihm gesagt, er solle das lassen. Für Taschendiebstahl hat er kein Geschick. Aber er hat es mir ja unbedingt beweisen wollen.» Sie lachte und schüttelte den Kopf. «Jetzt wartet er auf sein Urteil. Wenn er Glück hat, wird ihm nur ein Eisen durch die Wange gebrannt.»
    «Und der Meine ist auch nicht viel besser», erklärte die andere. «Er kam eines Tages mit einem Fass nach Hause. Wein war drin, und der Meine witterte das große Geschäft. Also panschte er – und wurde natürlich erwischt.»
    «Wie sieht dafür die Strafe aus?», wollte

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