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Die Verdammnis

Die Verdammnis

Titel: Die Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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zwischen ihm und Eleya bestand, hatte ihn daran gehindert.
    Und irgendwann waren seine Wunden verheilt, langsam, aber stetig. Narben blieben natürlich zurück, aber ihr Anblick gemahnte Landru nur immer wieder an Eleyas Aufopferung, und diese Erinnerung erfüllte ihn jedes Mal aufs Neue mit Dankbarkeit - die doch, wie alles, was ihn mit Eleya verband, stets getrübt wurde durch jene Erinnerung, die sehr viel weiter zurückreichte.
    Hinein in ein anderes Leben.
    Bis an den Anfang dieses anderen, vergangenen Lebens ...
    *
    ... im Jahr 727 menschlicher wie vampirischer Zeitrechnung.
    Weder wußte ich, woher ich kam, noch wie ich an diesen Ort gelangt war.
    Ich war es, und das zu wissen genügte. Ich hatte nie näher über meine Herkunft nachgedacht - weder zu diesem, noch zu einem späteren Zeitpunkt.
    Ich hatte gewußt, wer ich war und was zu tun mein Lebenssinn war. Und dieses Wissen war von solch immenser Bedeutung gewesen, daß neben ihm kein Platz gewesen wäre für irgend etwas anderes.
    Zu jenem Zeitpunkt, da mit mir eine neue Epoche in der Folge der Hüterschaft angebrochen war, hatte ich das Gewicht des Kelches noch gespürt. Erst später war es mir vertraut geworden und schließlich wie zu einem Teil meiner selbst.
    Daß ich gerade erst erwacht war aus äonenlangem Schlaf, war mir seinerzeit nicht bewußt. Die Hintergründe der Hüterschaft waren mir erst sehr viel später offenbart worden - oder vielmehr hatte ich den Schleier von den Geheimnissen gerissen. Und damit das Ende der Alten Rasse eingeläutet .
    Zu dieser Zeit aber stand ich am Anfang. Am Beginn meiner eigenen Zeit, in der ich als Verwalter des Grals und in der Maske des Hüters von Sippe zu Sippe reisen sollte. Eine Erinnerung an ein Vorher existierte nicht in mir. Die Macht, die uns einst zu Hütern bestellt hatte, hatte sie uns mit Bedacht nicht gewährt. Auf daß keiner der unseren auf den Gedanken käme, sich dem Gesetz der Nachfolge zu widersetzen .
    Ich hatte es dennoch getan. Narr, der ich war!
    Damals jedoch, im Jahre 727, wußte ich nichts von alledem.
    Und als ich den Kelch zum ersten Mal als Hüter einsetzte, war ich mir dieser Premiere nicht bewußt. Für mich schien es, als hätte ich nie etwas anderes getan, als hätte sich das Unheiligtum nie in anderer Hand als der meinen befunden.
    Und im Grunde war es auch so.
    Denn zu jener Zeit war ich nicht Landru - sondern der Hüter. Das Gesicht hinter der Maske mochte zwar mit jeder Übergabe des Amtes wechseln, aber die Maske machte sie alle gleich in den Augen derer, die den Hüter als Gast ihrer Sippen empfingen.
    Der Hüter blieb stets nur der Hüter - ein Wesen, das die Identität derer leugnete, die seine Maske trugen.
    Und so war auch ich zu meiner Zeit nichts anderes als der Mächtigste aller Vampire - im Grunde ein Gefangener, weniger frei als jene, die ich aufsuchte. Aber diese Pflicht war mir nie als Joch erschienen, denn sie bescherte mir die Gunst und Verehrung eines ganzen Volkes.
    Die Stadt, der mein erster Besuch galt, hieß Konstantinopel, in einer Region gelegen, die damals Kleinasien geheißen ward. Ich fand mich in ihrem steinernen Gewucher und ihrem lauten Treiben zurecht, als hätte ich ein Leben darin verbracht.
    Ich wandelte allein im Schutze der Nacht, trotzdem es nicht erforderlich gewesen wäre. Aber ich genoß ihren schwarzseidenen Schutz wie eine Liebkosung auf meiner kalten Haut. Und ich begegnete in den Gassen auch während der Nacht genügend Menschen, deren Verhalten mir meine eigene Macht vor Augen führte. Sie wichen mir aus, gaben mir den Weg frei und wandten die Blicke ab von mir, obgleich sie nicht wußten, wer ich war. Hätten sie es gewußt, würden sie schreiend das Weite gesucht - oder sich auf mich gestürzt haben, um mir den Garaus zu machen.
    Oh, ich wünschte in jenen Nächten, sie hätten es getan!
    Mir stand der Sinn danach, meiner gewaltigen Kraft freien Lauf zu lassen. Als ahnte ich aller fehlenden Erinnerung zum Trotz, daß es das erste Mal gewesen wäre.
    In jeder Nacht nahm ich mir eine Gefährtin, die ich den nächsten Tag nicht schauen ließ. Denn auch dies zählte zu den Aufgaben des Hüters: Dienerkreaturen nicht im Übermaß zu erschaffen. Zum einen oblag dies der Verantwortung der Oberhäuptern der jeweiligen Sippen; zum anderen wäre die Herrschaft unserer Rasse nicht allzu lange verborgen geblieben, hätten wir unseren Keim in jedem unserer Opfer zur Entfaltung gelangen lassen. Und schließlich hätte sich unser Volk auf diese

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