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Die Verdammnis

Die Verdammnis

Titel: Die Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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überall lauern konnten, wie Landru inzwischen hinreichend hatte feststellen müssen.
    Mörderische Kreaturen hatten sich ihnen in den Weg gestellt. Monstren, wie der Schöpfer sie in seiner schlimmsten Stunde nicht ersonnen haben konnte.
    Landru indes hatte sie alle besiegt. Es war nie leicht gewesen -aber auch nie unmöglich.
    Und er hatte im Laufe der Zeit begriffen, welcher Sinn dahintersteckte: Jeder neue Kampf bedeutete ihm körperliche Pein und Angst um Eleyas Wohl. Und an dieser seiner Qual schien sich jemand aus dem Unsichtbaren zu laben.
    Jemand oder etwas ...
    Wieder verstrich eine Zeitspanne, die Landru nicht zu schätzen vermochte. Er wanderte mit Eleya von einem Zufluchtsort zum nächsten, auf der Suche - - wonach eigentlich?
    Landru wußte, daß er die Antwort einmal gekannt hatte, daß er einmal ein Ziel gehabt hatte. Doch inzwischen, auf diesem endlosen Marsch durch die Ödnis, hatte er es aus den Augen verloren.
    Ihre Wanderschaft selbst kam ihm mit jeder Meile sinnloser vor. Und irgendwann verließ ihn aller Antrieb.
    Wozu noch irgendwohin gehen, wenn es doch nichts gibt, was sich zu erreichen lohnt? fragte er sich im stillen, müde und lustlos.
    Landru stellte sich diese Frage genau in dem Moment, da Eleyas Stimme die Hülle aus Lethargie um ihn herum durchschnitt.
    »Sieh, Landru! Da vorne! Was ist das?«
    Sie stand einige Schritte entfernt, selbst in der Erschöpfung noch wunderschön. Ihr ausgestreckter Arm wies in die Ferne.
    Landru ließ seinen Blick der Richtung folgen bis zum Horizont.
    »Eine Stadt ...?« flüsterte er, ungläubig, als traute er seinen eigenen Augen nicht mehr.
    *
    Die Hölle, das sind die anderen. Jean-Paul Sartre Eine Stadt. Und zugleich die erschreckendste Monstrosität, die Landru je gesehen hatte!
    Wohin er auch blickte, nichts entsprach irgendwelchen Dingen, die ihm auch nur vage vertraut waren. Diese Stadt war eine Ansammlung völlig fremdartiger Konstruktionen, deren doch unleugbare Existenz so unmöglich schien, daß allein der Versuch, sie als gegeben zu akzeptieren, gefährlich für den Verstand war.
    Dennoch wandte Landru den Blick nicht ab.
    Weil der Anblick jener, die diese Stadt bevölkerten, noch vielfach entsetzlicher war!
    Nur wenige unter ihnen wirkten wenigstens annähernd humano-id. Die meisten konnten nichts anderes sein als die Ausgeburten pervertierter Phantasie, die eine nicht minder perverse Macht zum Leben erweckt haben mußte. Viele der Gestalten wirkten asymmetrisch, und es kam einem abartigen Wunder gleich, daß in der Lage waren, sich fortzubewegen - auf ihren drei oder mehr Gliedmaßen. Einige indes konnten es offenbar nicht. Sie ritten auf seltsamen Tierwesen, mit denen sie - zum Teil jedenfalls - regelrecht verwachsen waren.
    »Welch ein Ort ...«, entfuhr es Landru voller Ekel.
    Eleya ging mit den staunenden Augen eines Kindes an seiner Seite durch die Gassen.
    Im ersten Moment sah Landru schier entsetzt zu ihr hin, dann legte sich sein Schrecken. Er brachte Verständnis für Eleyas Bewunderung auf. Sie hatte nie etwas anderes kennengelernt als jene Siedlung, in die sie sich mit den anderen Kelchseelen zurückgezogen hatte - oder zumindest erinnerte sie sich an nichts anderes. Jener Ort mußte für sie das Maß aller Dinge sein. Und im Vergleich mit dessen Trostlosigkeit mußte ihr diese Stadt in gewisser Weise wie das Paradies erscheinen - voll von tausenden Eindrücken, und jeder Blickwechsel entdeckte Neues; pulsierendes Leben, wohin man auch sah, unzählbar, und kein Wesen glich dem anderen.
    »Ist es nicht großartig?« Eleya lächelte Landru verzückt zu und drehte sich freudig im Kreis. Die bösen Blicke der beiden Kreaturen, die sie dabei anrempelte, nahm sie nicht einmal wahr. Landru zog sie hastig fort, ehe die beiden ihren vieläugigen Blicken Worte oder gar Taten folgen lassen konnten.
    »Was ...?« machte Eleya verwirrt.
    »Schon gut. Komm mit.«
    Landru beeilte sich, in der Menge unterzutauchen, ohne Eleya loszulassen.
    Links und rechts ragten bizarre Gebäudefassaden himmelhoch empor. Das Firmament schmolz hoch über ihnen zu einem schmalen grauen Streifen Helligkeit zusammen. Entsprechend düster war es hier unten im Gewirr der Gassen. Landru hatte Mühe, weiter als ein paar Meter zu sehen, zumal ihn die meisten der Passanten an Größe übertrafen - oder zumindest Teile von ihnen ...
    »Wohin willst du?« fragte Eleya.
    Landru wollte schon die Schultern zucken, hielt dann aber inne und streckte die Hand aus.

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