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Die Verdammten der Taiga

Die Verdammten der Taiga

Titel: Die Verdammten der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Du willst mich heiraten? Wirklich?«
    »Ja, wirklich«, sagte Putkin in erbarmungswürdiger Naivität. »Mit weißem Kleid und Schleier …«
    Dann schwieg er. Nadeshna lachte noch immer, sie bog sich zurück und stemmte die Hände in die Hüften wie ein Marktweib. Und lachte, lachte, lachte. Ein fürchterliches, schönes, engelsgleiches, satanisches Weibchen.
    Da begriff auch Putkin endlich, warum sie so lachte. Er kniff die Augen zu, lehnte sich an den Ofen, in dem das Holz geschichtet war, damit es Nadeshna anzünden sollte, diese heilige Handlung: Das ist mein Ofen, mein Haus … und er spürte, daß irgend etwas in ihm zerriß, zu bluten begann und in ihm anstieg, heiß und erstickend.
    Nicht wahnsinnig werden, dachte er krampfhaft und stützte sich am Ofen ab. Igor Fillipowitsch, nicht wahnsinnig werden. Bring sie nicht um, das lachende Luder, bring sie jetzt nicht um … Igor Fillipowitsch, halte dich fest …
    Es dauerte einige Zeit, bis Putkin die innere Ruhe gefunden hatte, mit Nadeshna wieder zu reden. Ihr Lachen hatte plötzlich geendet, als er Zugriff und ihr mit seinen beiden riesigen Händen den Hals zudrückte … nur ganz leicht, so, wie man ein lahmes Vögelchen im Winter zwischen den Fingern wärmt, aber wenn Putkins Zartheit mit anderer Menschen Vorsicht verglichen werden soll, dann war dieser Griff bedenklich nahe an einem Totschlag. Nadeshna taumelte gegen die Wand, atmete schwer und tastete mit zitternden Fingern ihren Hals ab.
    »Du lebst!« knurrte Putkin. »Frag deinen Gott, warum du noch lebst. Wert bist du es nicht. Kriecht des Nachts zu mir auf den Pelz, heiß bis zum Bersten, und jetzt lacht sie … lacht mich aus! Für wen habe ich das Haus gebaut, he? Mit wem will ich die Millionen Rubel teilen, die ich aus dem Fluß hole? O du Teufelsaas!«
    Die Stimme stockte ihm, Galle stieg wieder in ihm hoch, und er mußte wieder an sich halten, um sie nicht doch noch mit einem einzigen Schlag gegen die Wand zu werfen.
    Nadeshna schwieg. Und das war klug. Ein Wort nur von ihr, in dieser Minute gesprochen, hätte ihr Ende bedeutet. Sie schien es zu spüren, ihr Instinkt ließ sie schweigen. Nur ihre großen, das schmale Gesicht beherrschenden Augen starrten Putkin an. Sie rührte sich auch nicht, stand an der rohen Blockhauswand, hatte die Hände um ihren Hals gelegt, und die Welt war plötzlich so leer, als habe der große Sturm sie sauber gefegt und diese zwei Menschen vergessen.
    »Geh –«, sagte Putkin heiser. Er wischte sich über das bartüberwucherte Gesicht. Wie soll das weitergehen, dachte er dabei. Es kann so ja nicht weitergehen. Ich liebe sie, und ich muß mit ansehen, wie sie mit dem Gerippe Morotzkij ins Bett geht und mich schamlos auslacht. Was war denn das alles in den vergangenen Wochen? Kann man einen Menschen so hassen, daß man versucht, ihn durch Liebe verrückt zu machen? Nadeshna, ich hätte sogar in einer deiner verfluchten Bibeln gelesen, wenn du mir eine gegeben hättest. Ich hätte …
    »Geh!« sagte er wieder. Seine Stimme grollte tief. »Ich bin kein Mörder … aber – du hast das Zeug, einen aus mir zu machen …«
    Er gab die Tür frei, nickte nach draußen, und Nadeshna rannte an ihm vorbei aus dem Haus. Erst draußen in der klirrenden Kälte und dem leuchtenden Schnee zerbrach ihre Beherrschung … sie schrie so laut auf, als habe Putkin ihr einen Teil aus dem Körper gerissen, warf die Arme hoch und hetzte hinüber zu Andreas' Hütte. Dort fiel sie kraftlos in sich zusammen, noch bevor sie die Tür erreicht hatte, und Andreas schleifte sie, unter die Achseln packend, ins Haus.
    Wenig später erschien die Susskaja bei Putkin. Sie hatte das Gewehr schußbereit in den Händen und blieb in der Tür stehen. Putkin saß auf der breiten Ofenbank, die Arme zwischen den gespreizten Beinen hängend, stierte vor sich hin und kaute auf einem Stück Holz herum.
    »Schießen Sie, Katja Alexandrowna –«, sagte er mit einer Ruhe, die bei ihm erschreckend wirkte. »Sie tun ein gutes Werk damit. Ich will nicht mehr –«
    »Was haben Sie mit Nadeshna gemacht, Igor Fillipowitsch?« Die Stimme der Susskaja war kalt wie der stählerne Lauf ihres Gewehres, den sie auf Putkin richtete.
    »Nichts. Das ist es ja. Ich hätte sie zerreißen sollen.«
    »Sie ist ohnmächtig. Andrej mußte sie hineintragen. Jetzt liegt sie da, hat einen Schreikrampf hinter sich, ihre Nerven vibrieren wie Bandura-Saiten, ich habe ihr Kyrills Wundertee geben müssen, aber sie beruhigt sich nicht. Selbst

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