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Die Verdammten der Taiga

Die Verdammten der Taiga

Titel: Die Verdammten der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Welt, was ich mehr liebe als Nadeshna. Ich habe nie richtig geliebt, Katja Alexandrowna. Immer dachte ich: Die ist es! Und was war sie? Ein Flittchen, eine Hure. Nur auf meinen gesparten Lohn aus. Ich habe nur Weiber gehabt, die für einen nötig waren wie ein neues Hemd oder eine neue Hose. Aber Liebe? Ich kam mir vor wie schwerelos, wenn Nadeshna in meiner Nähe war. Ich hätte mich wie ein Vogel in die Luft heben können. Kennen Sie das Gefühl, Katja?«
    »Ich kenne es, Igorenka. Es ist ein wunderbares Gefühl.«
    »Und da kommt sie und lacht mich aus!« Er ließ Katjas Hand los, stieß sie von sich und drehte sich zu seinem gewaltigen Ofen. »Es gibt nur zwei Möglichkeiten, Katja Alexandrowna: Ich töte Morotzkij und Nadeshna … oder ich töte mich! Was ist Ihnen lieber?«
    »Mir ist am liebsten, daß wir morgen das große Festessen in Ihrem Haus einnehmen, Putkin.«
    »Betrachten Sie es als Leichenschmaus für die eine oder die andere Möglichkeit.«
    »Nein!« Die Susskaja setzte sich neben Putkin. Sie sah, wie sich die Muskeln in seinem Rücken strafften, wie er sich wie ein Raubtier zum Sprunge vorbereitete.
    »Stehen Sie auf, Katja –«, sagte er dumpf. »Und gehen Sie hinaus!«
    »Ich will Ihr Ehrenwort, daß Sie keine Dummheiten machen.«
    »Das können Sie haben. Mord an Nadeshna und Morotzkij ist keine Dummheit.«
    »Wo ist Ihr Stolz geblieben, Igor Fillipowitsch? Sie wollen an einer Frau zugrunde gehen?«
    »Ja. Was soll ich mit den Millionen, die ich aus dem Fluß holen werde? Ich werde mir Weiber kaufen können, unzählige, eine immer schöner als die andere, willige Weiber, die den stinkenden Putkin ablecken, weil er sich mit Gold eingepudert hat. Ist das das Glück, Katja? Hier in der Taiga war ich ein Nichts wie ihr alle, und dieses Nichts wurde von Nadeshna in vierzehn Nächten besucht. Kann man sich da nicht einbilden, das sei endlich die Liebe? Aber nein … sie lacht mich aus!« Er sprang auf, packte Katja, bevor sie zurückweichen konnte, mit seinen riesigen Händen vorn am Pelz, hob sie empor, als wäre sie ein Püppchen und trug sie vor die Tür. Dort ließ er sie in den Schnee fallen und warf das Gewehr hinterher, das ihr aus den Händen geglitten war.
    »Sie sind Chirurgin, Katja Alexandrowna«, sagte er. »Ihr Ausflug in die Psychologie ist mißlungen. Bleiben Sie beim Messer. Schneiden Sie alles im Leben weg, was unnütz und nur Ballast ist.« Er schnaufte, preßte mit einem Daumen das linke Nasenloch zu und rotzte mit dem rechten in den Schnee, dicht neben Katjas Kopf. Es war, als befreie er sich damit vom letzten Überrest seiner zurückgehaltenen Tränen: Der alte Putkin war wieder da. »Ihr Mitgefühl kotzt mich an, schöne Dame!«
    Damit drehte er sich um und stampfte in seinen ›Kreml‹ zurück.
    Andrej bemühte sich noch immer um Nadeshna, als die Susskaja zurückkehrte. Morotzkij ritt noch mit seiner Elchkuh Maruta durch den lichten Wald am Ufer des Flusses, unterhielt sich mit ihr in verschiedenen Tonhöhen und rouh-rouh und war selbst verblüfft über das hohe Maß an Dressur, das ihm bei Maruta gelungen war. Er konnte sich nicht erinnern, jemals gelesen zu haben, daß ein Mensch auf einer wildeingefangenen Elchkuh mit Sattel und einer Art Trense geritten war.
    »Sie ist wach –«, sagte Andreas, als Katja ihren Pelz abwarf und das Gewehr auf den Tisch legte. »Aber sie sieht mich an, als erkenne sie mich nicht mehr.«
    Nadeshna lag auf der Ofenbank, die Bluse aufgeknöpft, ein in warmes Wasser getauchtes Tuch auf der Stirn. Ihre kleinen, aber festen, straffen Brüste waren entblößt, es roch stark nach Alkohol, Andreas hatte ihren Oberkörper mit verdünntem Wodka eingerieben. Er schien Erfolg gehabt zu haben. Sie lag ganz ruhig da, mit einem weißen, porzellanähnlichen Gesicht, sehr zerbrechlich und sehr schön, eingebettet in ihre goldenen Haare.
    »Steh auf!« sagte die Susskaja laut und grob.
    Nadeshna bewegte den Kopf etwas zur Seite. Ihre großen blauen Augen flehten die Susskaja an.
    »Laß diesen Engelsblick!« sagte Katja. Sie griff nach dem Lappen auf Nadeshnas Stirn und schleuderte ihn gegen die Wand. »Soll ich dich auch hochwerfen?«
    »Katjenka –«, stotterte Andreas betroffen. »Sie ist doch nicht ansprechbar.«
    »Und wie gut man sie ansprechen kann! Du wirst es gleich begreifen. – Los! Steh auf!« Sie packte Nadeshna an den Schultern und riß sie hoch. Nadeshna saß jetzt, ihre Brüste wippten aus dem Blusenspalt, das Porzellangesicht war

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