Die Verdammten der Taiga
– das kam von der Wärme der trocknenden Flammen – helle, blaugraue, forschende Augen, ein so verdammt verjüngtes Gesicht, daß er sich zunickte und ehrfürchtig sagte: »Guten Abend, gospodin! Wie kommen Sie vornehmer Mensch in die Taiga?« Und dann lachte er, lachte mit seinem dröhnenden Baß, riß den Spiegel an sich, küßte ihn, drückte ihn an seine Brust und begann mit ihm herumzutanzen. Stampfend, die säulenartigen Beine von sich werfend, so wie sie immer in den Ölcamps getanzt hatten, am Sonntag, wenn ein Lastwagen aus der nächsten Siedlung ein paar willige Weibchen geholt hatte und nun jeder dieser Stiere den anderen übertreffen wollte an Demonstrationen seiner Kraft.
Nun also trafen sich Putkin, Katja und Andreas unten am Fluß, es war früher Morgen, und Putkin stand da mit gestutzten Haupthaaren, einem glatten Gesicht und nach Serikows Rasierwasser duftend. Sogar seinen Pelzmantel hatte er ausgebürstet und die Fellstiefel gereinigt.
»Ihr werdet euch daran gewöhnen müssen!« brüllte Putkin, als Katja und Andreas noch immer schwiegen, aber in ihren Mundwinkeln das mühsam zurückgehaltene Lachen zuckte. »Ich warne euch! Beim Satan lacht nicht! Ich werde jeden erschlagen müssen, der jetzt lacht, und wenn's meine eigene Mutter wäre!« Dann ging er zu dem Wasserloch, tauchte seinen Wassersack hinein und zog ihn gefüllt heraus. Aber er stampfte nicht zurück zu seinem Haus, sondern blieb auf dem Eis stehen und schielte zu Katja und Andreas hinüber.
»Macht die Mäuler endlich auf!« schrie er. »Wie sehe ich aus?«
»Ich wollte Sie gerade fragen, mein Herr, wer Sie sind –«, sagte die Susskaja. »Aber so voll von unflätigen Reden kann nur ein Igor Fillipowitsch Putkin sein.«
»Haben Sie gewußt, Katja Alexandrowna, daß ich ein ganz passables Gesicht habe? Seien Sie ehrlich.«
»Ich habe Sie bisher nur als stoppelbärtiges Untier und zuletzt als herumrennenden Urwald gesehen. Sie sind wirklich kein übler Mann, Putkin.«
»Danke, Katja.« Putkin blickte zu Andrejs Hütte hinüber. »Ob ich ihr jetzt auch gefalle?«
»Darüber müssen wir reden«, sagte die Susskaja. Es war wieder der mütterliche Ton in ihrer Stimme, der Putkin erschreckte und nachdenklich stimmte. Wenn Katja Alexandrowna so sprach, war die Welt nicht mehr in Ordnung, das kannte er jetzt.
»Was fehlt noch?« brummte er. »Katja, seien Sie mutig und schonungslos mit mir. Mich hat ja noch nie eine Frau, die etwas davon versteht, beraten.«
»Es ist nicht allein eine Sache des glattrasierten Gesichtes, ob ein Mann einer Frau gefällt, Igor Fillipowitsch. Und wenn Sie jetzt sagen: Dazu habe ich aber auch noch meine Millionen, ich stehe darauf, im Frühjahr fließt das Gold durch meine Finger wie beim Bäcker das Mehl … auch darauf kommt es nicht an.«
»Worauf denn? Was fehlt noch an mir? Kenne sich einer aus mit den Weibern! Katja, ich bin sogar bereit, einem Popen die Hand zu küssen! Was will man mehr?«
»Es steckt in der Seele, Putkin.« Katja ging auf ihn zu, faßte ihn unter, und in diesem Augenblick war ihr so elend zumute, daß das Heulen in ihrer Kehle kitzelte. Auch Andreas blickte weg, über den Fluß, wo über den hohen Bäumen die Sonne in einem milchigen Himmel schwamm. »Liebe ist ein Rätsel, Igor Fillipowitsch. Ewig unbegreifbar. Man kann die Seele einer Frau nicht zwingen oder bestechen oder kaufen – man kann damit nur ihren Körper bekommen. Genügt das Ihnen?«
»Nadeshnas Seele gehört dem klapprigen Morotzkij?« fragte Putkin rauh. »Auch jetzt noch, wo ich so … so menschlich aussehe? Andrej, steh nicht herum wie ein Hosenpisser, sag etwas! Verstehst du das? Warum laufen dir die Weiber nach wie Bienen einer Zuckerstange?«
»Man kann es nicht erklären, du hörst es ja.« Andreas wandte sich ab und ging schnell zu seinem Haus zurück.
»Er kneift«, murmelte Putkin und hielt Katjas Arm an sich gepreßt. »Immer kneifen alle vor mir. Höre ich nie auf, ein Scheusal zu sein?«
Was die Susskaja eine Stunde lang zu Putkin sagte, hat man nie erfahren. Aber als Nadeshna ihm gegenüberstand, war er ruhig, wartete nicht auf eine Reaktion von ihr oder stellte schicksalsschwere Fragen.
»Sie sehen gut aus, Igor Fillipowitsch«, sagte Nadeshna und lächelte ihn an. Sein Herz wurde zu einem Ballon und zerplatzte dann in seiner Brust. »Das glatte Gesicht steht Ihnen vorzüglich. Sie sollten es so lassen …«
Und Morotzkij sagte wenig später: »Putkin, erstaunlich, erstaunlich. Bereiten
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