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Die Verdammten der Taiga

Die Verdammten der Taiga

Titel: Die Verdammten der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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im Leben hatte … sie verbrennt –
    Mit seinem riesigen Körper durchbrach er, einer Ramme gleich, den brennenden Pferch, Maruta rannte zu ihm, noch fürchterlich schreiend, er umfaßte ihren Kopf, drückte ihn an sich und sagte atemlos: »Ich bin hier, mein Liebling, hier bin ich ja. Sei still, mein Tierchen, sei still. Wer wird denn Angst haben, wenn Igor Fillipowitsch bei dir ist? Rouh-rouh-rouh … ganz still, Marutuschka! Was kümmert uns der brennende Wald, ha? Was geht er uns an? Wir sind ja wieder zusammen …«
    Er packte die Elchkuh an den langen Halshaaren, zerrte sie hinter sich her und durchbrach wieder den Feuerkreis des Pferches. Aber selbst Putkin hatte nicht mehr die Kraft, die vor Angst wahnsinnige Maruta noch länger festzuhalten. Kaum hatten sie die Feuerwand durchstoßen und liefen nur noch über das brennende Gras, stieg Maruta auf die Hinterläufe und machte einen wilden Satz vorwärts. Putkin hing an ihrer Mähne, er wollte etwas schreien, aber die Angst des Tieres war größer als Putkins Gewicht und seine sich festkrallenden Finger. Mit einem einzigen Kopfschütteln und einem gewaltigen Ruck befreite sich Maruta, schleuderte Putkin von sich und rannte hinunter zum Fluß und am Ufer entlang den Strom abwärts, wo sie in den roten Rauchschwaden verschwand.
    Putkin aber war durch die Luft geflogen wie ein großer Klotz. Krachend landete er in dem glühenden Aschenhaufen von Andreas' Hütte, mitten hinein stürzte er, eine Funkenwolke und flammende Balkenteile hüllten ihn ein. Es war, als bräche dort ein kleiner Vulkan aus, feurige Schwaden aus brennender Asche staubten auf und bildeten einen Pilz, der mit schrecklicher Langsamkeit wieder in sich zusammenfiel.
    Putkin kroch durch die glühenden Haufen ins Freie. Er schrie nicht, er sah auch nichts mehr, er kroch nur, weil sein Instinkt, diese Urkraft, leben zu wollen, ihn dazu trieb … Geschwärzt von der Asche, mit brennenden Holzteilen auf seinem Rücken und glühendem fettem Staub über dem ganzen Körper, wälzte er sich zum Fluß, rollte und kroch durch das glimmende Gras, erreichte das Flußufer und warf sich in das seichte Wasser.
    Hier blieb er liegen, das Feuer auf seiner Haut verzischte, Dampf stieg von seinem zerstörten Körper auf, er drehte sich auf den Rücken – und jetzt erst spürte er die Schmerzen, die ihn völlig zerrissen, die so unerträglich waren, als sei die ganze Sache auf seinen Leib gefallen. Da begann er zu brüllen, ungehemmt, mit gelähten Lungen … er brüllte und starrte in den Himmel, aber der Himmel war nicht mehr da, sondern nur eine bis in das Hirn bohrende, stechende Schwärze. Er trommelte mit den Beinen auf das Wasser, warf sich hoch, krümmte sich in der Luft und stürzte wieder zurück in den Fluß, und in den leergebrannten Augenhöhlen blieb das Wasser stehen wie in kleinen schwarzen Kratern.
    Katja Alexandrowna und Andreas hatten sich umarmt und das Bündel mit Amalja zwischen sich genommen, preßten ihre Gesichter gegen die Schulter des anderen und kniffen die Augen zu, als Putkin drüben in die flammenden Trümmer des Hauses geschleudert wurde. Der Fluß schäumte über ihre Köpfe, sie duckten sich, krochen fast ineinander und warteten, daß Putkins fürchterliches Schreien die brennende Taiga übertönte. Aber nichts geschah. Nach einigen Minuten wagte es Andreas, den Kopf zum Ufer zu drehen. Er sah noch, wie sich Putkin in das seichte Wasser wälzte, aus ihm wieder herausschnellte wie ein harpunierter Riesenfisch, der ganze brennende Körper nur noch ein zuckender Schmerz, und dann zurückfiel auf den Rücken und langgestreckt liegenblieb mit ausgebreiteten Armen.
    Andreas hielt das Kind an sich gepreßt, starrte auf Putkin und begriff nicht, daß ein Mensch, der so verbrannt war, noch herumkriechen konnte und versuchte, sich in das Leben zu flüchten. »Er lebt noch …«, stammelte er. »Katja, er lebt noch …«
    Er drehte sich um. Aber wo die Susskaja eben noch am Felsen gehangen hatte, war der Platz leer. Sie war aus den schützenden Steinen hinausgesprungen und schwamm bereits gegen die Strömung zur Mitte des Flusses.
    »Katja!« brüllte Andreas in höchster Angst! Er drückte das Kind an sich und mußte es wieder hoch auf den glatten großen Stein legen. Die Wellen klatschten über ihn hinweg, er war zur Untätigkeit verurteilt. »Katja! Das kannst du nicht tun!«
    Sie wandte den Kopf und ließ sich treiben. Ihre Stimme war so deutlich, als schreie sie Andreas ins Ohr.
    »Er hat

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