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Die Verdammten der Taiga

Die Verdammten der Taiga

Titel: Die Verdammten der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verrecken?«
    Sie ruhten sich ein paar Minuten aus, sorgten nur dafür, daß sie nicht zu weit abtrieben, sammelten neue Kraft, und sie kam fast von allein, wenn sie hinüber zum Wald blickten, zu diesem feurigen Inferno mit seinen roten Rauchschwaden, den knackend und zischend flammenden Ästen und den zusammenbrechenden Stämmen der jungen Zirbelkiefern. Die Hitze wurde immer unerträglicher, sie tauchten wieder die Köpfe in den Fluß, ließen sie abkühlen und stemmten sich dann wieder mit dem Flugzeug gegen die Strömung.
    »Wir schaffen es so nie!« schrie Putkin. Er hing wieder an dem linken Schwimmer und trat das Wasser unter sich weg. »Du bist gegen mich ein Vögelchen, Andrej. Klettere in die Kanzel, dort liegt ein Seil, bind es um das Gestänge, und ich schwimme voraus zur Insel. Ich ziehe, du drückst … dann muß das Mistding kapitulieren!«
    Es dauerte eine Stunde, bis Andreas das Seil befestigt und Putkin wieder zurück zur Insel geschwommen war, das Seil um seine Bärenbrust geknotet. Die Susskaja stand noch immer bis zum Hals im strömenden Wasser und hielt ihr Kind mit beiden Händen auf dem glatten, flachen Felsenbuckel fest. Die Wirkung von Kyrills Wundertee hatte nachgelassen, Amalja weinte leise, greinend, so wie eben ein Säugling weint, der gerade aus dem Schlaf erwacht ist und sich in seiner Welt noch nicht zurechtfindet.
    »Geht es noch?« keuchte Putkin. Er zwängte sich neben Katja und stemmte die dicken Beine gegen die Steine. »Du mußt allein durchhalten, Täubchen! Jetzt kann dir keiner helfen.«
    Die Susskaja nickte. Das Wasser spritzte immer wieder über ihren Schädel, die langen Haare pappten um ihren Kopf wie dicke schwarze Sirupsträhnen, nahmen ihr die Sicht, verklebten ihr die Augen, aber sie konnte sie nicht wegstreifen, ohne Amalja loszulassen. So stand sie im Wasser, nur an das Kind denkend, nur noch eine Kraft in sich: Wir müssen leben! Wir müssen leben!
    »Wo ist Andrej?« schrie sie kurz. Putkin hatte mit beiden Händen das Seil gefaßt und begann zu ziehen.
    »Er hängt am Flugzeug! Ihm geht es gut! Noch zwanzig Meter, zum Teufel, dumme zwanzig Meter, und wir sind alle Sorgen los! Ziiieeehet an! Ziieeehet an!«
    Er brüllte sich diesen alten Schlepperruf zu, mit dem früher die Schiffe an langen Tauen die Ströme hinaufgezogen wurden, von Station zu Station. Lange Reihen nach vorn gekrümmter, sich in die Seile stemmender Männer, Meter um Meter angetrieben von dem Aufschrei: Ziiiieeehet an! Oder begleitet vom dumpfen Gesang der Flußsklaven.
    Es gelang … Putkin zog. Andreas drückte. Und das Flugzeug trudelte auf die Felseninsel zu, die hölzernen, primitiven, mit Baumharz abgedichteten Schwimmer stießen gegen die Steine und zerbarsten nicht.
    »Eine gute Arbeit!« schrie Putkin zu Andreas hinüber, der röchelnd vor Erschöpfung die letzten Meter wegdrückte. Er konnte jetzt stehen, hatte Grund unter sich und stemmte sich gegen die schäumenden Wasser. »Die Schwimmer sind stabil. Meine Gratulation! Aber es ist ja auch sibirisches Holz, Söhnchen!«
    Dann lachte er, sein breiter Mund klaffte auf, seine Augen strahlten, er legte sich in das Seil, zog die trennenden fünf Meter, als gelte es, den Nabel der Welt herauszuziehen, und benahm sich direkt kindisch vor Freude. Als er das Flugzeug in das ruhigere Wasser zwischen den Steinen gezogen und festgebunden hatte, umarmte er Andreas, küßte ihn auf beide Augen und erdrückte ihn fast.
    »Sind wir Kerle, Andrej, was?« schrie er. »Wer macht uns das nach? Wir haben uns selbst neu geboren!«
    Andreas nickte stumm. Die Erschöpfung ließ keine Worte mehr zu. Er watete hinüber zu Katja, strich ihr die festgeklebten nassen Haare aus dem Gesicht und küßte sie. Dann packte er das Deckenbündel mit der weinenden Amalja und lehnte sich gegen den großen, glatten Stein.
    »Ruh dich jetzt aus«, sagte er mit kurzen, pfeifenden Atemstößen. »Halt dich an mir fest. Ich habe Amalja sicher im Griff …«
    Sie nickte, umklammerte von hinten seinen Leib und drückte sich an ihn. Die schäumende Strömung klatschte wieder über ihre Köpfe, sie zogen die Schultern hoch und hielten den Atem an, solange das Wasser über sie herfiel.
    Die Glutschwaden zogen jetzt bis zu ihnen hinüber. So weit sie sehen konnten, brannte nun der Wald, das Feuer kroch hinter dem Felsental den Berg hinauf, eine flammende Schlange, die sich von Baum zu Baum schwang und sie wie riesige Fackeln anzündete. Der sonnige, tiefblaue Himmel war unsichtbar

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