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Die Verdammten der Taiga

Die Verdammten der Taiga

Titel: Die Verdammten der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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…« Der Oberst lächelte breit. »Ein Stück des Revers blieb übrig, und an diesem Revers steckte eine kleine Nadel mit einem Klubabzeichen: Tennisclub Grün-Weiß von Essen-Steele. Sie sind verblüfft? Mein lieber Serikow, wir haben eine vorzügliche Kartei in Moskau. Frage: Wer ist in Rußland Mitglied des Tennisclubs Grün-Weiß in Essen-Steele? Lächerlich, was? Also war's ein Ausländer! Ein Deutscher. Welcher Deutsche aus dem Gebiet Essen war in letzter Zeit in Rußland? Eine einfache Frage – wir haben unsere Einreiselisten. Vier Namen standen da … drei schalteten aus, sie hielten sich in Moskau, Leningrad und Wolgograd auf. Nur einer war jenseits des Ural, ein Bergbauingenieur Andreas Herr. Von uns eingeladen, um Vorschläge für neue Abraummethoden zu erarbeiten. Gospodin Herr stürzte über der Taiga mit einem Flugzeug ab … er ist seitdem verschollen. Man rechnet damit, daß er tot ist. Die Suche nach dem Flugzeug haben Sie geleitet. Frage, Genosse General: Warum zerschießen Sie diesem Andreas Herr den Kopf? Warum ermorden Sie ihn posthum?«
    Serikow schwieg. Er aß mit großer Willensanstrengung seine Blinis und schluckte die Bissen hinunter wie Blei. General Lagutin setzte sich neben ihn auf die Bettkante.
    »Warum antworten Sie nicht?« fragte er sanft.
    »Ich habe nichts zu sagen, Genossen«, antwortete Serikow ruhig.
    »Ist es Gospodin Herr?«
    »Ich kenne diesen Andreas Herr gar nicht.«
    »Aber Sie kennen die Frau, die Sie ebenfalls symbolisch ermordet haben.« Der kleine dicke Bubnow legte Katjas zerstörtes Foto auf die Bettdecke. Serikow zog schaudernd die Schultern hoch, aber dann aß er tapfer weiter. »Trauen Sie uns bitte zu, daß wir logisch denken können. Andreas Herr und diese fremde Frau – eine Russin, nicht wahr? – begannen eine Liebschaft miteinander. Diese fremde Frau war aber auch Ihrem Herzen nah, Genosse General … Bei hundert Fällen, wo Männer Frauen umbringen, sind 95 Morde aus Eifersucht geschehen. Serikow … wer ist diese Frau?«
    »Ich möchte schlafen.« Serikow rutschte in die Kissen. General Lagutin trug das Tablett mit den halbgegessenen Blinis zu dem kleinen Tisch an der Wand.
    »Sie können schlafen, bis Ihre Nerven wieder dick wie Drahtseile sind.« Oberst Bubnow wedelte mit der zerschossenen Fotografie. »Wir haben uns erkundigt. Genosse Serikow war immer ein untadeliger Mensch. Keine Weibergeschichten. Und trotzdem gab es diese Frau! Wie haben Sie sie getarnt? Wer ist sie?«
    »Sie gebrauchen eine falsche Zeit, Oberst.« Serikow schloß die Augen. Er sah jetzt aus wie eine Leiche. Lagutin machte sorgenvoll einige Zeichen, aber der kleine dicke Bubnow schüttelte energisch den Kopf. Wo gibt es so etwas, daß jemand während einer Aussprache mit dem KGB einschlafen will? »Nicht ist …« , sagte Serikow müde. »… war ist korrekt.«
    »Sie haben die Dame wirklich erschossen?« rief Lagutin entsetzt. Bubnow sah den General strafend an. Leidenschaften während eines Verhörs sind die Bremsklötze der Gedanken.
    »Aber nein, Genosse.« Serikow faltete die Hände über der Bettdecke. Jetzt fehlte nur noch die Blume zwischen den Fingern, und der Tote war komplett. Bubnow ließ sich durch solche Betrachtungen nicht beeindrucken.
    »Was nein?« fragte er sofort, zuhackend wie ein Geier.
    »Die Dame gibt es nicht mehr.«
    »Für Sie … oder auch als lebendes Wesen?«
    »Wäre das nicht eine schöne Aufgabe für das KGB, dem nachzuforschen?«
    »Hören Sie mal zu, Serikow, ehe Sie vollends einschlafen«, mischte sich nun General Lagutin ein. »Was da auch geschehen ist – über diesen Andreas Herr werden wir auch noch an die Identität der Dame kommen! Ihnen sollte eines klar sein: Gospodin Herr war Gast. Ein gern gesehener, geladener Gast. Eine Art Demonstration der neuen Politik: die Öffnung nach Westen –«
    »Weil uns der Chinese im Genick sitzt«, sagte Serikow und lächelte mild.
    »Wenn sich dieser Andreas Herr in eine Russin verliebt hatte und sie vielleicht heiraten wollte … wir hätten in diesem ganz speziellen Fall, entgegen unseren Usancen, einer Heirat zugestimmt, eben zu dem Zweck, diese ost-westliche Liebe propagandistisch auszuwerten. Bei den bekannten Übertreibungen der westlichen Presse wäre daraus ›Das Liebespaar des Jahres‹ geworden … eine Publicity für die neue Politik, die uns nur eine Unterschrift gekostet hätte. Aber welche Breitenwirkung! Das zur politischen Seite Ihres Privatkrieges gegen Gospodin Herr. Verstehen wir

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