Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verdammten der Taiga

Die Verdammten der Taiga

Titel: Die Verdammten der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
sanft sich senkendes Ufergelände, von dem Putkin lauthals behauptete, unter dem Schnee liege Sand. Noch einmal blickte Andreas kritisch zurück, war mit dem ›Sicherheitsabstand‹ zu der Felsenröhre einverstanden und stach seine Skistöcke in den Schnee.
    »Hier! Putkin … hier!«
    »Lob und Preis sei dem Kolumbus von Sibirien!« sagte Putkin und warf seine Lasten ab. Er hatte zwei Säcke getragen, weil Nadeshna nur noch schwankend, mit weit offenem Mund, ihnen hatte folgen können. Nachdem Putkin ihr den Verpflegungssack abgenommen hatte, war es besser gegangen. Es war unheimlich, welche Kraft dieser Kerl besaß. Wie allen mußte die Müdigkeit auch ihm bis in die Knochen gedrungen sein, aber keiner sah es ihm an. »Ich muß Ihnen widerwillig recht geben, Andrej: Das ist ein schöner Platz. Wenn es Sommer ist, muß es sich hier leben lassen wie an der Riviera von Sotschi.«
    Sie setzten sich erschöpft auf die Säcke, sahen über den zugefrorenen Fluß, zurück zu dem Felsental und dem Hügel, an dem sie bald zerbrochen wären, und erkannten erst jetzt, was sie hinter sich gebracht hatten.
    »Es ist unglaublich, was ein Mensch leisten kann«, sagte Nadeshna. Ihre helle Stimme vibrierte stark. »Aber jetzt ist es zu Ende. Ich werde in den Schnee fallen und schlafen …«
    Es war nur so dahergesagt … Nadeshna tat es nicht. Der heranziehende Abend ließ es nicht zu, sich endlich auszustrecken. Putkin und Andreas schlugen die Zelte auf … nicht am Ufer, sondern im Wald, zwischen den Stämmen, in sicherer Entfernung vor einem Hochwasser, das man im Frühjahr erwartete.
    Im Frühjahr … welch ein Gedankensprung! Der Winter hatte gerade begonnen, die Monate, die noch kommen würden, bargen genug Überraschungen.
    Katja und Nadeshna bauten die Feuerstelle. Steine lagen genug herum, gutes, glattes Urgestein, das nicht in der Hitze zerplatzte. Sie schichteten sie zu einem runden Herd, füllten den Hohlraum mit Holz und bliesen dann Kopf an Kopf in die noch schwachen Flammen.
    »Unsere Freude sollte uns nicht verleiten, planlos zu leben«, sagte Putkin später. Sie saßen um das hochflammende Feuer, aßen ein Stück von einem der Schneehasen, köstlich gewürzt mit Nadeshnas Kräutern, und tranken dazu heißes Wasser. Andreas hatte sich geweigert, Tee zu opfern, und Putkin wiederum hatte es abgelehnt, die Flasche Schnaps, die ihm Kyrill Jegorowitsch geschenkt hatte, anzubrechen. Erst zum Richtfest, hatte er gesagt. Es sei doch klar, meinte er, daß man jetzt ein festes Haus baue.
    »Was tun wir zuerst?« fragte er. Morotzkij schlief noch immer, lag jetzt im Zelt und war mit Fellen gut zugedeckt. »Ich will nichts sagen, sonst heißt es wieder, ich habe die Schnauze vorn. Aber bedenkt, Freunde: Wir werden hier, an dieser Stelle, fünf Monate bleiben! Das ist eine Zeit! Da muß man überlegen, was alles geschehen kann mit uns, und darauf vorbereitet sein. Was also ist zu tun?«
    »Wir bauen eine Hütte«, sagte Andreas. »Eine richtige, feste Blockhütte.«
    »Mit einem großen, warmen Ofen aus Flußgestein«, sagte Nadeshna, als zähle sie ihre Wünsche für Weihnachten auf.
    »Mit Bettgestellen und drei Kammern … für jede Familie eine. Putkin gilt allein als Familie«, sagte die Susskaja.
    »Ein gutes Wort.« Putkin biß in den Hasenschlegel, riß das heiße, dampfende Fleisch vom Knochen, schlang es hinunter, schmatzte, wischte sich das Fett aus dem Bart und trank glucksend ein paar Schlucke des erhitzten Schneewassers. Es schmeckte nicht ganz so fad … Nadeshna hatte ein Gewürz hineingestreut, das einen säuerlichen Geschmack ergab. »Ein Haus! Ein starkes Haus! Andrej, seien Sie ehrlich: Wartet in Deutschland jemand auf Sie?«
    »Meine Firma –«
    »Keine lauwarme Antwort, Schurke.« Putkin stieß ihn mit dem halb abgenagten Hasenknochen an. »Ein Weib, meine ich.«
    »Nein.«
    »Lüge! Ein Kerl wie Sie, der unter jeden Weiberrock guckt, hat in der Heimat eine leere Matratze? Pfui Teufel, wie er lügt!«
    »Es wartet niemand auf mich.« Andreas legte den Arm um Katjas Schulter. Sie kam ihm entgegen, drückte sich an ihn und schmiegte den Kopf an seine Schulter. Putkin betrachtete es mit einem innerlichen Knurren. »Wirklich niemand. Vielleicht, weil ich zuviel Frauen kenne …«
    »Würden Sie in Rußland bleiben, Andrej?«
    »Man würde es nicht zulassen.«
    »Wissen Sie, was Katja Alexandrowna mit Ihnen vorhat? Quer durch Rußland in die Turkmenische Republik und dann nach Persien –«
    »Sie sind ein

Weitere Kostenlose Bücher