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Die Verdammten der Taiga

Die Verdammten der Taiga

Titel: Die Verdammten der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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uns, Serikow?«
    »Vollkommen.« Serikow drehte den Kopf zur Seite.
    »Und was dieser Schwachkopf von Putkin in seinen Meldungen abgegeben hat, ist vollendeter Blödsinn –«, sagte Bubnow und klappte die Mappe zu. »Ein Wichtigmacher. Ein Brüllochse, weiter nichts. Das Schicksal war ihm gnädig und hat ihn mit abstürzen lassen. Andreas Herr hat nie, zu keiner Minute, eine westliche Spionagetätigkeit ausgeübt. Was er fotografierte, geschah unter unseren Augen.«
    »Auch in der Raketenbasis von Jejorssk?«
    »Auch das! Er hatte einen unbrauchbar gemachten Film in der Kamera … zu Hause hätte er's beim Entwickeln gemerkt. Ein Paradefall des Wohlwollens, General Serikow … nur Sie haben versagt.« Der kleine dicke Bubnow erhob sich. »Schlafen Sie weiter, Genosse. Es ist das beste, was man Ihnen wünschen kann …«
    Serikow rührte sich nicht. Er hörte nur das Zuklappen der Tür und wußte, daß er jetzt wieder allein war. Er wartete, aber kein Arzt kam zu ihm, nicht mehr die nette, lustige Krankenschwester mit den gekräuselten lackschwarzen Haaren … niemand kam mehr, um sich um Serikow zu kümmern.
    Er war eine Null geworden. – Ein Nichts.

XVI.
    Sie hatten den vereisten Fluß erreicht, das schmale Felsental, in Millionen Jahren von dem sprudelnden Wasser ausgesägt. Glatt geschliffene Steinmauern, ausgewaschene Höhlen, schmale Spalten, als könne der Fluß eine Axt schwingen und in die Berge hacken.
    Andreas blickte sich um und schüttelte den Kopf. Putkin, der am Ufer stand, beobachtete ihn mißbilligend.
    »Was gefällt dem deutschen Herrchen nicht?« rief er. »Ein Fluß, ein Wald und massive Felsen, was wollen Sie noch mehr? Hier überwintern wir … und wenn die ersten Bären herauskommen und die Fische aus dem Fluß holen, wissen wir, daß es Zeit ist, weiterzuziehen.« Er warf seinen Fellsack in den Schnee und setzte sich darauf. »Ich bleibe.«
    »Putkin, Sie sind Ingenieur wie ich.« Andreas sah den Fluß hinauf, dort, wo er mächtig aus dem Berg kam, als spucke die Natur ihn aus. Jetzt war das alles eine Eisdecke, unter der es rumorte. Aber wenn die Eismauer brach und der Fluß sich wieder frei bewegen konnte, mußte er wie ein breiter Wasserfall herunterkommen, sich in das Felsental zwängen lassen, um erst ein paar hundert Meter südlich in seiner ganzen majestätischen Breite dahinfließen zu können … träge und doch kraftvoll, einer der sibirischen Flüsse, die wie Adern diesem mächtigen Leib das unsterbliche Leben gaben. »Fällt Ihnen nichts auf?«
    »Nein.«
    »Auch wenn Sie nur nach Öl bohren, können Sie unmöglich geologisch ein völliger Idiot sein! Sehen Sie sich diese Felsbarriere an. Seit Millionen Jahren kämpft der Fluß dagegen an. Jedes Jahr siegt er ein bißchen mehr, bricht Ecken ab, gräbt neue Löcher, unterhöhlt, läßt einstürzen, verbreitet die Furchen, bohrt in den Höhlen … und wenn die Schneeschmelze kommt, wird der Fluß um das Doppelte mindestens ansteigen und sich tosend durch diesen Engpaß stürzen. Da hinten, da hat er endlich Platz, da atmet er auf. Aber hier? Und wir sitzen dann dort in den Felsen und ersaufen wie altersschwache Ratten.«
    »Andrej hat recht«, sagte die Susskaja. Sie küßte Andreas in den Nacken. »Geben Sie es zu, Igor Fillipowitsch.«
    »Er hat immer recht, weil er die Teetafeln trägt!« brüllte Putkin.
    »Sie Kindskopf!«
    »Aber bitte, bitte … ziehen wir weiter! Hinunter ins weite Tal. Je breiter das Land, um so kräftiger weht uns der Wind an. Aber der Deutsche muß es ja wissen! Der studierte Herr Ingenieur! Ich beuge mich dem Blödsinn, aber wer mich später für das Wegfliegen der Zelte verantwortlich macht, wenn die Stürme kommen, dem trete ich die Gedärme aus dem Leib.«
    Er warf seinen Sack auf den Rücken und stapfte am Fluß entlang abwärts.
    Andreas spannte sich vor den Flechtschlitten und zog Morotzkij weiter. Es war eine leichte Arbeit, der Boden war glatt, vor allem direkt am Fluß, und wenn es Steine gab, dann waren sie so groß, daß man sie umgehen konnte. Zudem schlief Morotzkij. Zum erstenmal schlief er richtig, ohne hochzufahren und »Hölle! O Hölle!« zu brüllen. Der konzentrierte Teesaft hatte ihn anscheinend betäubt. Er spürte keine Schmerzen mehr, und ein schmerzloser Mensch liegt wie in den Falten von Gottes Mantel.
    Am Abend erreichten sie endlich das weite Tal. Der Wald rückte wieder bis an den Fluß vor … nur ein Streifen von etwa zwanzig Metern blieb zwischen Wasser und Bäumen. Ein

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