Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
du Schlampe!«
Nick drehte seinen Kopf und sah, wie der fast nackte Wilde das Mädchen unter dem Auto hervorzerrte. Er hatte sie an ihren langen, schmutzigen blonden Haaren gepackt. Sie schrie, während sie über den Boden geschleift wurde.
Der andere Überlebende – ein älterer Mann, wie Nick nun erkennen konnte – brüllte: »Nein, lass sie los!«, krabbelte aus seinem Versteck und rappelte sich auf.
Die Entscheidung, ob er warten oder kämpfen sollte, war ihm abgenommen worden. Nick kroch ebenfalls aus der Deckung, sprang auf, holte mit seinem Knüppel aus …
Und stieß ein erstauntes Grunzen aus, als sich von oben eine Drahtschlinge um seinen Hals legte.
Der Draht zog sich immer enger zusammen. Nick ließ den Schläger fallen und zerrte an der Schlinge. Es gelang ihm, seine Finger unter das Drahtkabel zu schieben und sie etwas zu lockern, gerade genug, um nicht in Ohnmacht zu fallen.
»Ich schneide dir den Kopf ab«, gackerte der dachspringende Baumbewohner. »Zack!«
Der Draht grub sich tiefer in Nicks Finger, und er befürchtete, dass er ihm die Fingerkuppen abtrennen und ihn zur Hilflosigkeit verdammen würde. Damit wäre er der Gnade des Barbaren mit seinem Telefonkabel ausgeliefert.
Nicks Finger wurden bereits taub und sein Atem ging immer schwerer. Als er eine verschwommene Bewegung wahrnahm, dachte er, der Sensenmann sei gekommen, um ihn in seine höllische Welt mitzunehmen.
Aber als der Dachspringer sagte: »Du bist der Nächste, alter Mann«, wurde Nick bewusst, dass es der Überlebende war. Der alte Mann holte zu einem Schlag gegen den Dachspringer aus. In seinem benommenen Zustand kam es Nick jedoch so vor, als hätte der Alte in seiner Verzweiflung nur blind um sich geschlagen.
Aber der Baumbewohner schrie auf und der Draht löste sich von Nicks Hals.
Nick fiel zu Boden und hustete heftig. Seine Finger kribbelten und seine Kehle brannte.
Er hörte ein lautes Krachen, gefolgt von weiteren Schreien.
Der alte Mann knurrte: »Dich werd ich auch umbringen, du verdammter Irrer!« Dann ertönte ein Kreischen und nach großem Tohuwabohu wurde die Welt totenstill. Einzig das Prasseln des Regens auf dem Blech der Autos, den Blättern und den Farnwedeln war noch zu hören.
»Ist alles okay?«
Die Stimme des alten Mannes klang rau und ziemlich atemlos.
Nick ließ sich gegen die Seite eines Wagens fallen. Er schnappte nach Luft und starrte zu dem alten Mann hoch. Der Überlebende schien mindestens 60 zu sein und mit seinen langen grauen Haaren und seinem verlebten Gesicht erinnerte er Nick an Willie Nelson. Der Mann war dünn, sah aber überraschend wohlgenährt aus. Sein sonnengebräuntes Gesicht war glatt rasiert – ein seltener Anblick im Dschungel.
»Mir geht’s gut«, versicherte Nick, aber die Worte kratzten an seinen Stimmbändern.
Der alte Mann streckte seinen Arm aus und packte Nick an der rechten Hand. Er zog ihn auf die Beine, und obwohl er sich völlig erschöpft und schwindelig fühlte, blieb Nick aufrecht stehen.
Er drehte sich um. Der Dachspringer lag ausgestreckt auf dem Auto. Eine Seite seines Gesichts war aufgeschlitzt, unter den aus der Wange gerissenen Fleischfetzen schimmerten Muskeln und Knochen durch. Auch seine Nase fehlte teilweise – an der Stelle seines linken Nasenlochs klaffte ein tiefer Schnitt, der Großteil seiner Stirn bildete eine einzige rote, fleischige Masse.
Doch der Baumbewohner lebte noch: Sein Körper zuckte und die Augenlider flatterten, aber er verlor jede Menge Blut. Es rann in roten Strömen über das rostige Autodach.
Nick wandte sich ab. Nun erst bemerkte er, dass der alte Mann seinen Nagelknüppel in der Hand hielt.
Nick brachte ein kleines Lächeln zustande. »Danke.«
»Hey, wir sollten uns bei dir bedanken. Hier, ich glaube, das gehört dir.«
Der alte Mann reichte Nick seinen Schläger. An den Nägeln klebten Blut und Fleischstückchen.
»Das ist eine wirklich gute Waffe«, sagte der Alte. »Hast du die gemacht?«
Nick schüttelte den Kopf. »Hab sie gefunden. Ich hab keine Ahnung, wem sie gehört hat, aber ich schätze, derjenige hat anderen Menschen gern wehgetan.«
Der alte Mann nickte. »Ich bin Graham.«
»Nick.«
»Und das ist Josephine.«
Nick sah zu der Frau hinüber. Sie lehnte an einem der Autos und rieb sich ihren üppigen Bauch. Verglichen mit dem alten Mann – ihr Vater? – befand sie sich nur einen Schritt von der völligen Abmagerung entfernt. Ihre Wangenknochen traten stark hervor und ihre Augen waren stark
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