Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)

eingesunken. »Geht’s dir gut?«
    »Ging mir nie besser«, antwortete sie mit leiser Stimme. »Danke, dass du uns den Arsch gerettet hast.«
    »Ich hab wirklich keine Ahnung, warum ihr zwei euch bei mir bedankt. Die hätten mich umgebracht, wenn Graham nicht gewesen wäre.«
    »Du hast uns sehr geholfen«, versicherte Graham.
    Nick ließ seinen Blick über den nassen, nebligen Regenwald gleiten. »Wo ist der dritte Baumaffe abgeblieben?«
    »Er ist abgehauen, als ihm klar wurde, dass er uns unterlegen ist. Ich wette, er ist zu seinem Stamm zurückgekehrt, um den anderen von uns zu erzählen. Deshalb sollten wir uns auch beeilen und von hier verschwinden, bevor noch mehr kommen.«
    »Verschwinden? Scheiße, mir gefällt’s hier aber«, protestierte Nick.
    »Hier wird’s bald nur so von Baumbewohnern wimmeln. Ich wette, dann gefällt es dir hier nicht mehr so gut.«
    »Da hast du wohl recht«, erwiderte Nick. »Okay, na gut, es war schön, euch beide kennenzulernen …«
    »Willst du damit sagen, dass du nicht mit uns kommen willst?«
    Nick zuckte mit den Schultern. »Ich bevorzuge die Einsamkeit. Nehmtʼs mir nicht übel, ihr scheint wirklich anständige Leute zu sein.«
    »In der Gruppe ist man sicherer. Ich würde sagen, dieser Kampf hat das bewiesen.«
    Nick war in den letzten Jahren immer allein unterwegs gewesen. Es war nicht so, dass er die Menschen nicht mochte oder glaubte, alleine länger zu überleben – Graham hatte schon recht: In der Gruppe war man sicherer. Er zog es einfach nur vor, allein durch den Dschungel zu wandern, sein Lager aufzuschlagen, wo es ihm gefiel, und sich nicht damit belasten zu müssen, dass er eine Verantwortung für das Leben anderer Menschen trug.
    »Ich weiß euer Angebot zu schätzen, aber ich denke …«
    »Sie ist schwanger.«
    Nick schaute zu Josephine hinüber. Die junge Frau nickte. »Ungefähr im fünften Monat, schätze ich.«
    Nick sah auf ihren Bauch und wunderte sich, dass er diesen offensichtlichen Schluss nicht schon früher gezogen hatte. Ihr runder Bauch ließ sich definitiv nicht übersehen, besonders, weil sie so dünn war und ihre Kleider an ihrer Haut klebten.
    Er drehte sich wieder zu Graham um. »Hör mal, ich verstehe ja, dass du und deine Tochter in einer misslichen Lage seid, aber ich weiß wirklich nicht, was ich damit zu tun habe.«
    Der alte Mann sah ihn stirnrunzelnd an. »Tochter? Sie ist nicht meine Tochter.«
    »Du meinst …?«
    »Gott, nein!«, kreischte Josephine. »Graham und ich sind nur … Freunde.«
    »Wir sind vor ein paar Tagen aus einem Rudel geflohen. Ich bin ungefähr ein Jahr dort gewesen, Josephine etwa sechs Monate. Sie haben einen Teil des Dendy Parks übernommen.«
    »Kein sonderlich großes Rudel«, fuhr Josephine fort. »Sie wollten es mit ein wenig frischem Blut bevölkern, also haben sie ein paar der weiblichen Gefangenen benutzt, um es zu erweitern. Ich war eine der Auserwählten. Ich hab ein Glück, was?« Sie spuckte auf den Boden. »Ein Haufen beschissener Tiere.«
    »Wie weit ist dieses Rudel denn weg?«, fragte Nick.
    »Schwer, das mit Sicherheit zu sagen«, antwortete Graham. »Vielleicht fünf Kilometer?«
    »So nah?«
    »Löwen jagen normalerweise nicht sehr weit von ihrem Bau entfernt«, erklärte Graham.
    »Baumbewohner schon«, ergänzte Josephine. »Deshalb sollten wir auch endlich unsere Ärsche in Bewegung setzen. Also, kommst du nun mit uns oder nicht?«
    Der Baumbewohner, der auf dem Autodach lag, gab ein Gurgeln von sich.
    Nick drehte sich um.
    Graham machte ein paar Schritte auf den Baumbewohner zu und fühlte seinen Puls. »Tot.«
    »Auf Nimmerwiedersehen«, kommentierte Josephine.
    Als Nick sich wieder umdrehte, stand Josephine vor ihm, eine Hand auf ihrem Bauch, die andere in ihrem Rücken. »Da drüben, ungefähr da, wo der Range Rover steht, ist der Nepean Highway.«
    Ein roter Range Rover, auf die Seite gedreht und auf die Hälfte seiner Größe zusammengequetscht, lag ein Stück von den anderen Autos entfernt auf dem Parkplatz.
    »Graham und ich folgen dem Highway schon seit ein paar Tagen. Scheiße, ich folge ihm schon seit Ewigkeiten, zuletzt mit einer Gruppe von Überlebenden. Aber wir wurden in der Nähe des Dendy Parks von dem Rudel angegriffen.«
    Dendy Park, Nepean Highway – nichts von alledem sagte Nick etwas. Er stammte ursprünglich aus Red Hill in Queensland und er war nur einmal in den Süden gereist, in ein Skigebiet am Mt. Bulla. Er wanderte nun schon so lange umher, dass er bis zur