Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
zur Verfügung.
Davon abgesehen handelte es sich um ein ziemlich kleines, sehniges Tier. Das arme Ding hätte keine allzu üppige Mahlzeit dargestellt.
»Ich nehme nicht an, dass du mir auch noch hilfst, das Viech zurück in meinen Bau zu schleppen?«, fragte Ben.
Der Dingo blieb auf Abstand.
»Das dachte ich mir.« Ben beugte sich nach unten, packte das Wallaby am Schwanz und begann, es in Richtung Kirche zu schleifen.
Der Dingo hockte da und beobachtete, wie Ben den Farn fällte.
Als der Baumfarn schließlich umstürzte, warf Ben die Pflanze die Stufen hinunter.
»Siehst du, ein Kinderspiel«, erklärte er dem Dingo.
Das Tier blieb stumm sitzen und sah ihn aus seinem niedlichen, neugierigen Gesicht an.
Ben legte die Axt auf den Boden, um mit beiden Händen die Tür aufzustemmen.
Der Torflügel war genauso störrisch wie der andere, und Ben musste all seine Kraft aufbringen, um ihn zu bewegen. Als er es geschafft hatte, stellte sich Ben in die Kirche und zog den Torflügel zu. Die beiden Eisentore schlossen sich perfekt. Ben streckte einen Arm nach oben aus, schob die beiden Riegel vor, bückte sich und verankerte auch die beiden unteren Riegel im Boden. Das Tor verfügte außerdem über ein normales Schloss, ohne Schlüssel jedoch gänzlich nutzlos. Ben drückte versuchsweise die Klinken beider Tore herunter und rüttelte an den Eisenstäben. Das Tor blieb verschlossen. Jetzt konnte niemand mehr durch den Vordereingang die Kirche betreten.
Ben nickte zufrieden.
Er löste alle vier Riegel und öffnete das Tor, trat auf den Treppenabsatz seines neuen Zuhauses hinaus und verkündete dem Dingo: »Zeit fürs Mittagessen.«
Der Dingo setzte sich sogar noch näher zu Ben, als der sich auf der untersten Stufe der Kirchentreppe ein Stück Kängurubaby schmecken ließ.
Obwohl ihm diverse Gartengeräte zur Verfügung standen, hatte Ben einige Mühe gehabt, das junge Wallaby zu häuten. Das Fleisch war sehnig und relativ geschmacksneutral. Er beschloss, den Rest des jungen Kängurus heute Abend über dem Feuer zu braten, um das Fleisch so ein wenig schmackhafter zu machen.
Er schleuderte auch dem Dingo noch ein paar Brocken hin. Das Tier fing sie mit dem Maul auf und schlang das Fleisch in einem Bissen hinunter.
»Junge, du musst aber Hunger haben!«
Es machte die Tatsache, dass der Dingo Ben seine Beute angeboten hatte, umso bemerkenswerter.
»Wo kommst du her, hm?«, nuschelte Ben, während er auf einem zähen Stück Fleisch kaute. »Wo ist deine Familie?«
Der Dingo neigte den Kopf zur Seite.
Ben nickte verstehend. »Sie haben dich auch zu Hause rausgeschmissen, was? Ja, das ist echt beschissen, stimmt’s? Woran lag’s bei dir? Bist du der Kleinste im Wurf gewesen?«
Der Dingo winselte leise und leckte sich die Lippen.
Ben riss ein weiteres Stück Wallabyfleisch ab und warf es dem ausgehungerten Tier zu.
»Ich musste gehen, weil ich zu alt geworden war. Sie fanden, ich sei jetzt erwachsen.« Er schnaubte. »Ein toller Erwachsener bin ich, wenn mir ein winziger Knirps von Dingo das Essen fangen muss.«
Als er seinen Anteil am Fleisch verspeist hatte, warf er den Knochen auf den Boden und stand auf.
Der Dingo kroch vorwärts und schnüffelte an dem Knochen.
»Nur zu, du kannst ihn haben«, meinte Ben.
Der Dingo hob den Kopf und stieß ein hohes Jaulen aus.
Ben runzelte die Stirn. »Was ist denn los?«
Da dämmerte es ihm: das Fell, das er trug. Sein Dingo -Fell.
Ben lachte. Er legte das Fell ab und schlenkerte es vor dem jungen Dingo hin und her. »Siehst du, es ist nur ein Fell. Ich bin kein Dingo.«
Der Dingo knurrte.
Noch immer lächelnd, streifte Ben das Fell wieder über. Der Dingo hörte auf zu jaulen, winselte stattdessen leise.
»Du bist ganz schön gewitzt und stark für so einen kleinen Kerl, aber der Hellste bist du nicht.« Ben schüttelte den Kopf. »Aber wenn du unbedingt glauben möchtest, dass ich dein Dingo-Daddy bin, dann bitte sehr.«
Ben streckte sich und rülpste. Er fühlte sich gut und satt, aber völlig ausgetrocknet.
Er hatte bis zum Einbruch der Dunkelheit warten wollen, bevor er den Marsch zum Fluss auf sich nahm, aber er wusste nicht genau, ob er so lange durchhielt. Das salzige Wallabyfleisch hatte seinen ohnehin beträchtlichen Durst nur noch verstärkt.
In seinem neuen Bau gab es genug zu tun: Er musste die Pflanzen in der Kirche und im Haus entfernen, den Seiteneingang sichern, der noch immer offen stand, entscheiden, was er mit all den Kirchenbänken
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