Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
sagte Bruce, und seine zitternden Lippen verzerrten sich zu einem Lächeln. »Leg den wieder hin, okay?«
Auch Paul, der allmählich wieder zu Atem kam – obwohl seine Eier sich anfühlten, als wären sie auf das Doppelte ihrer normalen Größe angewachsen –, erhob sich langsam.
»Ich hab dir das Leben gerettet«, erinnerte Bruce Beth. »Ohne mich wärst du jetzt Dingo-Futter.«
»Betrachte das als meine Art, danke zu sagen«, knurrte Beth. Sie stürzte sich auf ihn.
Bruce wich einen Schritt zurück und wirkte furchtbar klein und verängstigt.
Er sah das klaffende Loch nicht.
Er trat mit einem Bein hinein, kippte nach hinten und flatterte mit den Armen, während ein »Aah!« aus seinem Mund drang.
Es gelang ihm, sich an einer herunterhängenden Kletterpflanze festzuhalten und zu verhindern, dass er ganz durch die Öffnung stürzte.
Da hing er nun und versuchte verzweifelt, sich zurück auf festen Boden zu ziehen.
Beth baute sich mit dem Speer in der Hand vor ihm auf. Sie trat auf wie eine Amazonenkriegerin.
»Bitte, bring mich nicht um«, flehte Bruce.
Paul stellte sich neben Beth. Er sah den funkelnden Hass in ihren Augen. Ihr stählerner Blick machte ihm gleichermaßen Angst und törnte ihn an.
Mein Gott, was für eine Frau!
Bruce, der sich noch immer an der Liane festklammerte, während ein Bein über dem Loch baumelte, verhielt sich wie ein verängstigtes Kind.
»Du glaubst, du hättest es verdient, weiterzuleben?«, fragte Beth.
Bruce nickte heftig und schnappte nach Luft, als er an der Kletterpflanze nach unten rutschte. »Komm schon, bitte, hilf mir wieder rauf!«, brüllte er. »Ich kann mich nicht mehr lange halten. Meine Hände sind zu rutschig!«
»Warum zur Hölle sollte ich das tun?«, gab Beth mit kratzender Stimme zurück. »Du hast meine Tochter umgebracht.«
»Es … es tut mir leid?«
In diesem Moment veränderte sich Beths Gesicht. Sie verzog die Lippen und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.
Der Schatten des Todes strich über sie hinweg.
Bruce schüttelte den Kopf und versuchte verzweifelt, sich an der Liane festzuklammern.
Mit einem Knurren riss Beth den Speer zurück und stach dann mit aller Gewalt auf Bruce ein.
Der Speer durchbohrte seine Kehle.
Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Paul zuckte zusammen.
Dann riss Beth den Speer mit wilder Kraft heraus. Blut spritzte aus Bruces Hauptschlagader.
Instinktiv legte er eine Hand auf die Wunde, möglicherweise in dem vergeblichen Versuch, die Blutung zu stoppen.
In dem Moment, als er die Liane losließ, stürzte er aus Beths und Pauls Blickfeld und gab im Fallen gurgelnde, kehlige Laute von sich.
Paul und Beth lehnten sich über das Loch und starrten in die Tiefe. Bruce lag in den sanften Armen eines Baumfarns. Die grünen Farnwedel verfärbten sich bereits blutrot.
Beth wandte sich ab, schleuderte den Speer weg und ließ sich auf den Boden fallen. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und weinte. »Mein Baby«, schluchzte sie. »Ich konnte mein Baby nicht retten.«
»Du hast dein Bestes getan«, meinte Paul und stellte sich hinter sie. Er fühlte sich vollkommen hilflos – von nutzlos ganz zu schweigen. Er hatte weder Candice noch Harold vor dem Tod bewahren können. Bruce hatte ihn in seine Schranken verwiesen.
Wenigstens hat der Mistkerl bekommen, was er verdient.
Mit schmerzenden Muskeln und brennenden Rippen setzte sich Paul neben Beth. Er streckte eine Hand aus, legte sie auf ihre Schulter und wartete.
Pauls Gedanken schweiften ab, und schon bald war er in seine eigene Welt abgetaucht – eine Welt, in der Familien von Bäumen zerstört und ganze Vororte von Urwäldern überwuchert wurden.
Als er eine Stimme hörte, schreckte er aus seinem Tagtraum hoch und schaute Beth an. Sie hatte Tränen in den Augen, aber ihre Miene war versteinert.
»Geht’s dir gut?«, fragte sie. »Du siehst aus … als stündest du unter Schock.«
Paul schüttelte den Kopf. »Gut. Mir geht’s gut. Ich hab nur vor mich hin geträumt. Was hast du gesagt?«
»Ich hab gefragt, ob Harold wirklich tot ist.«
Paul seufzte. »Ja.«
Beth, die mittlerweile zu weinen aufgehört hatte, kämpfte sich hoch und taumelte zu Candices nackter Leiche. Sie stellte sich über den kopflosen Leichnam.
Paul erhob sich vorsichtig, und während er Beth folgte, bemerkte er, dass sich die Sonne über den Himmel bewegt hatte. Ein sonniger, beinahe greller Tag.
Wie lange haben wir denn da gesessen?
»Ich bedauere es nicht im Geringsten, dass
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