Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
wurde wie die Cafeteria – eher ein Depot als ein Ort, an dem man jeden Tag arbeitete –, hatten sie nur drei Leute für den Dienst in dem stickigen Raum eingeteilt. Genau wie die Cafeteria verfügte er über eine von innen verriegelte Holztür. Das hatte zur Folge, dass das Trio, das darin wohnte, dauerhaft gereizt war und ihre Mienen zwischen Langeweile und Frustration schwankten. Aber jemand musste auf die Sachen aufpassen, und der Rat der Zuflucht – er setzte sich aus fünf Mitgliedern zusammen, den Personen, die bereits am längsten hier waren, wobei Emerson den Vorsitz innehatte – hatte beschlossen, dass drei Bewohner über die Ansammlung aus Krimskrams wachen sollten. Nicht eine, nicht vier, sondern drei.
Und die drei, denen man diese Aufgabe übertragen hatte, saßen sich momentan ihre Hintern platt, tranken Tee, schwiegen sich an und wirkten gelangweilt.
»Gehen wir weiter«, flüsterte Maddy und führte Grace zum nächsten Zwischenstopp ihres Rundgangs.
»Diese Leute sahen aus, als wären sie sauer«, stellte Grace fest, als sie den Trödelladen hinter sich ließen.
»Das sind sie auch. Das ist nicht gerade der aufregendste Job. Um die Wahrheit zu sagen, ist es wahrscheinlich der schlimmste Job in der ganzen Anlage. Na ja, wenn man vom Ausheben der Toilettengruben mal absieht. Hat man, äh, dir schon erklärt, wie das mit den Toiletten funktioniert?«
»So ungefähr.«
»Was hat man dir gesagt?«
»Nur, dass man Erde draufwerfen muss, wenn man fertig ist.«
Maddy nickte. »Das ist richtig. Das ist sehr wichtig. Selbst, wenn du nur Pipi musst, du musst hinterher immer Erde draufwerfen. Das hilft nicht nur gegen den Gestank, es hält auch die Fliegen und andere Tiere ab.«
Die Toiletten befanden sich im hinteren Bereich des Supermarkts, der früheren Heimat der Milchprodukte. Sie bestanden aus rund einem Dutzend Löcher, die sie in die Erde gegraben hatten.
»Dann hat man dir auch schon erklärt, dass du dir die Hände waschen und Papier benutzen musst, um dich, äh, sauber zu machen, wenn du fertig bist?«
Grace wirkte ein wenig peinlich berührt, nickte jedoch. »Deine Mum hat’s mir gestern Abend gezeigt. Und ich … ich war heute früh schon.«
»Okay. Braves Mädchen. Gut, was die Schlafquartiere betrifft: Der Bereich, in dem du letzte Nacht geschlafen hast, ist für die Mädchen. Auf der anderen Seite der Regale schlafen die Jungs.«
Ein großer Bereich hinter der Cafeteria und dem Trödelladen war – abgesehen von den Bäumen – von Vegetation befreit und durch eine Reihe Supermarktregale in zwei Bereiche unterteilt worden. Die eine Seite ausschließlich für die Mädchen, die andere nur für die Jungs. Darüber hinaus gab es noch einen dritten Bereich, der sich hinter den Kühltheken befand, in denen man einmal die tiefgekühlten Lebensmittel zum Verkauf angeboten hatte.
»Da drüben wohnen die Familien. So müssen wir die Ehepaare und Geschwister nicht voneinander trennen. Natürlich dürfen Familien schlafen, wo sie wollen, aber der Bereich ist speziell für sie abgetrennt.«
Als Maddy nach unten schaute, sah sie, dass Graces Augen glänzten.
Sie streckte ihre Hand aus und wischte dem Mädchen die Tränen weg. »Tut mir leid. Ich hab nicht nachgedacht. Du kannst bei uns schlafen, wenn du willst. Meine Familie hat einen eigenen kleinen Bereich. Möchtest du das gerne?«
Grace schniefte, wischte sich über die Augen und nickte.
»Gut. Okay. Dann kommen wir jetzt zum letzten Teil der Tour. Zum besten Teil. Und dann können wir rausgehen und ein paar Beeren und Kräuter sammeln.«
Und ich muss immer noch Lucy finden – verdammt, wo steckt sie nur?
Maddy spürte, wie sich ihre Brust verkrampfte. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben, und redete sich ein, dass es Lucy ganz sicher gut ging.
Ich entspanne mich erst wieder, wenn ich Lucy hier irgendwo rumrennen sehe.
Maddy führte Grace zum Lagerfeuer.
Ein paar Erwachsene hatten sich darum versammelt. Sie sahen blass und müde aus. Es war ein warmer Morgen und damit unnötig, sich gegen die Kälte zu schützen, so wie in den vergangenen fünf Monaten. Trotzdem saßen sie hier zusammengekauert, klammerten sich an ihren Teetassen fest und starrten in die Flammen und den aufsteigenden Rauch.
Auch diejenigen, die nicht krank waren, fühlten sich nicht gesund.
Es war ein Gefühl, das Maddy nur allzu gut kannte. Sie hatte zwar keine Verletzungen, Wunden oder Krankheiten davongetragen, aber trotzdem kam sie sich immer leicht kränklich
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