Die Verfuehrerin
Wort herausbringen konnte. In den letzten Tagen hatte sie nur daran gedacht, wie sie aus Dysans Haus flüchten und ihr Leben retten konnte. »Kommt das nicht ein wenig plötzlich?«
»Sie wissen, daß das nicht der Fall ist, Chris. Ich habe mich in Sie verliebt, in Ihre Beherztheit und Courage. Eine Frau, die mit einer Axt ein Loch in die Wand eines Wagens schlägt, um sich Gehör zu verschaffen, ist die Frau, mit der ich mein Leben verbringen möchte - nicht mit so einem zimperlichen, sich gar vor Mäusen fürchtenden Frauenzimmer.«
»Und ist es auch nicht das Geld meines Vaters, das Sie zu diesem Antrag veranlaßt? Oder die Tatsache, daß er Ihnen eine Stellung in seinem Betrieb angeboten hat? Das macht mich hoffentlich nicht in irgendeiner Weise für Sie attraktiver, oder doch?«
Asher öffnete den Mund, um etwas darauf zu erwidern, brachte aber keinen Ton heraus. Statt dessen zog er Chris an sich und küßte sie sanft und zärtlich. »Es gab eine Zeit, wo ich glaubte, daß ich Del Mathisons Tochter heiraten würde, auch wenn sie so häßlich wäre wie das Lieblingsmuli meines Vaters. Aber dann lernte ich Sie persönlich kennen, und alles war anders. Chris, Sie sind eine Frau, die sich mit keiner anderen vergleichen läßt. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, daß Sie mich zum Mann nehmen. Und wenn Sie glauben, daß es Ihr Geld ist, hinter dem ich her bin, so würde ich auf der Stelle auf jeden Anspruch auf dieses Geld verzichten. Ich glaube, daß ich wieder ganz von vorn anfangen könnte, wenn ich Sie an meiner Seite wüßte, und diesmal gewiß nicht versagen würde.«
Sie immer noch in seinen Armen haltend, lächelte er auf sie hinunter. »Ich glaube nicht, daß Sie mir ein Versagen durchgehen lassen würden. Ich bin sicher, daß Sie mir die Peitsche um die Ohren schlügen, wenn ich meine Finanzen nicht in Ordnung brächte. Sie würden niemals zulassen, daß ich aufgäbe.«
Sie lächelte zurück. »Nein, ich glaube nicht, daß ich aufgeben würde - nicht, wenn ich mir etwas ganz fest vornehme.« Plötzlich mußte sie an Tynan denken. »Es sei denn, daß ich aufgeben muß«, murmelte sie.
»Ich glaube, wir würden ein gutes Paar abgeben«, sagte er. »Mein gesunder Menschenverstand und Ihr Temperament. Ich sorgte dafür, daß Sie mit beiden Beinen auf der Erde bleiben, und Sie verhinderten, daß ich aufgebe, wenn es hart auf hart geht.«
Sie lachte. »Das klingt ja wie die Fusion zweier Firmen.«
Er drängte sich an sie. »Zuweilen können Fusionen sehr erfolgreich sein. Chris, bitte, sagen Sie, daß Sie über meinen Antrag nachdenken werden. Ich werde alles tun, was Sie von mir verlangen. Wenn Sie möchten, daß ich auf das Geld Ihres Vaters verzichten soll, werde ich es tun. Alles, was Sie von mir verlangen.«
»Das scheint mir aber eine sehr drastische Maßnahme zu sein, und mein Vater braucht jemanden, der ihm bei der Leitung seiner Geschäfte hilft.«
»Soll das heißen, daß Sie meinen Antrag annehmen?« fragte er mit leuchtenden Augen.
»Einen Teufel bedeutet es!« ertönte Tynans Stimme hinter Ashers Rücken. »Nehmen Sie Ihre Hände weg von ihr, Prescott! Wenn Sie sich weigern, werde ich Sie Ihnen wegschießen!«
Chris entfernte sich von Asher. »Du solltest jetzt eigentlich schlafen.«
»Hast du dir das erhofft, damit du dich hinter meinem Rücken mit ihm treffen kannst?«
»Moment mal, Tynan«, meldete sich Asher zu Wort. »Ich habe jedes Recht dazu, das zu tun, was Miss Mathison von mir verlangt. Schließlich wurden Sie dafür angestellt, mir zu helfen, daß ich sie zur Ehefrau gewinne. O Chris«, sagte er, als ihm klar wurde, was er da soeben gesagt hatte.
»Schon gut. Ich wußte das bereits. Tynan, du hast kein Recht, dich in meine Angelegenheiten einzumischen. Und jetzt möchte ich, daß du zurückgehst und...«
Sie beendete den Satz nicht, weil Tynan sie am Arm packte und an sich zog. Er konnte nicht besonders gut gehen, weil sein verletztes Bein wieder steif wurde; aber er konnte sie zwingen, dichter an ihn heranzutreten. »Prescott, gehen Sie ins Lager zurück, und passen Sie auf Pilar und den Alten auf. Ich werde in einer Minute nachkommen.«
Asher wollte protestieren. Aber nach einem Blick auf Tynans Gesicht überlegte er es sich anders und wandte sich wortlos der Blockhütte zu.
»Nimm die Hände von mir weg!« sagte Chris und versuchte, ihm ihren Arm zu entreißen, hatte aber keinen Erfolg damit. »Du hast wirklich kein Recht, dich in diese Sache einzumischen. Außerdem
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