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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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er sah, daß Tynan damit begonnen hatte, die halbverfaulten Tierkadaver in die Schlucht hinunterzuwerfen.
    Der alte Mann lief auf Ty zu. »Was machst du da?« klagte er. »Das sind meine Vorräte. Du willst mich wohl umbringen, wie du das mit deiner leiblichen Mutter getan hast! Du willst mich zum Hungertod verurteilen.«
    Tynan achtete nicht auf den Alten, der ihn am Arm festhalten wollte, sondern blickte über die Schulter auf Chris, die benommen die Szene betrachtete. »Kümmere dich um Pilar«, rief er ihr zu. »Und Sie, Prescott, nehmen das Gewehr und versuchen, uns frisches Fleisch zu besorgen. Chris, nimm diesen Topf dort und schrubb’ ihn mit Sand aus. Dann gehst du damit den Hügel hinauf und holst frisches Wasser.«
    »Immer nur nehmen! Etwas anderes hast du nicht gelernt! Deiner Mutter das Leben vor deinem ersten Atemzug! Und nun mein Eigentum!«
    Tynan nahm ein Werkzeug, das früher einmal eine Schaufel gewesen war, und begann damit, eine etwa einen halben Meter hohe Schicht aus Abfällen vor der Hütte abzutragen und in die Schlucht hinunterzukippen. Bei einem Tierkadaver zögerte er kurz, untersuchte ihn und warf ihn dann dem Hund zu, der ein paar Schritte entfernt geduckt lauerte und ihn mit hechelnder Zunge beobachtete.
    Der alte Goldgräber machte einen Satz auf den Hund zu, riß ihm das halbverfaulte Fleisch aus dem Rachen, und das Tier wurde wieder zu einem Instinktwesen und begann um sein Leben zu kämpfen. Und Chris, die den beiden zuschaute, sah, daß der alte Mann aus den Lumpen, die er auf dem Leibe trug, eine uralte Pistole hervorzog und den Hund ins Bein schoß. Das Tier begann zu wimmern.
    Mit einem triumphierenden Blick nahm der Alte dem Hund das Fleisch wieder weg, klemmte es unter den Arm und entfernte sich damit zu seiner Hütte.
    Tynan folgte ihm, ohne sich sonderlich zu beeilen, nahm ihm das Fleisch wieder weg und brachte es dem Hund zurück. »Chris«, sagte er, während er dessen Bein untersuchte, »kannst du dich seiner annehmen? Ich glaube nicht, daß es eine schwere Verletzung ist. Mit einer Schußwaffe konnte er noch nie umgehen.«
    Es dauerte eine Weile, ehe Chris reagierte und sich von Pilars Seite entfernte. Mit geweiteten Augen ging sie zu der Stelle, wo Ty neben dem Hund am Boden kniete.
    »Leg ihm einen Verband an, und hier« - er gab ihr seinen Revolver - »nimm das. Wenn er den Hund noch einmal belästigt, erschießt du ihn. Er ist kein großer Verlust für die Welt.«
    Chris sah mit offenem Mund zu, wie Ty dem Hund das wiedererbeutete Fleisch gab und das Tier zu fressen begann.
    Ty legte seine Hand unter ihr Kinn und klappte ihren Mund zu. »Bei der Menge von Fliegen, die hier herumschwirren, kannst du dir ein so offenkundiges Staunen nicht leisten. Versorge zuerst den Hund und hole uns dann frisches Wasser. Anschließend muß noch die Hütte gereinigt werden. Wenn du glaubst, es sähe schon hier schlimm genug aus, dann warte erst mal, bis du einen Blick in seine Wohnung geworfen hast.«
    »Hat er einen Namen?« fragte sie, mit dem Kopf auf den alten Mann deutend.
    »Ich wüßte nicht, daß er ihn jemals preisgegeben hätte. Aber ich habe ihm auch nie Geld dafür geboten.«
    »Willst du damit etwa sagen, daß du seit deiner Geburt Umgang mit diesem Mann hattest und dennoch seinen Namen nicht weißt?«
    »Das ist richtig.«
    »Du willst mir mein Gold stehlen, nicht wahr?« jammerte der Alte. »Du möchtest alles haben, was ich besitze!«
    »Ich möchte nur eine Unterkunft in einer Gegend, wo so etwas schwer zu finden ist«, sagte Ty und fuhr fort, den Vorplatz von Unrat zu säubern. »Sonst brauche ich nichts von dir und würde es nicht einmal geschenkt nehmen.«
    Chris überzeugte sich, daß der Hund tatsächlich nur leicht an der Pfote verletzt war, und holte sich dann den Wassereimer. Er war mit grünem Schleim bedeckt. »Ty, dein Bein!« rief sie, zu ihm zurückschauend, als sie hügelan ging. Der Preßverband hatte sich gelöst, und da er das Bein ständig bewegte, war der Schorf aufgerissen, und frisches Blut sickerte aus der Wunde.
    »Ich kann jetzt nicht mit der Arbeit aufhören«, sagte er. »Geh und hole uns Wasser.«
    Als Chris weiter bergan gehen wollte, vertrat ihr plötzlich der Alte den Weg. Sein saurer Geruch nahm ihr fast den Atem. »Er hat keine Mutter. Er hat sie umgebracht.«
    Chris wich ihm aus, wie sie den verfaulenden Kadavern ausgewichen war.
    Nachdem sie den Eimer gesäubert und mit frischem Wasser gefüllt hatte, kam auch Prescott mit einem

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