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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Chance, und jeder von euch weiß das. Sie sind verletzt und können nicht ständig auf ihn aufpassen, und ich muß ihn nur fünfzig Meilen weit nach Süden transportieren, wo sich Mathison seiner annehmen wird. Es ist unsere einzige Chance. Ein Mann schafft es vielleicht, sich bis zu Mathisons Haus durchzuschlagen, aber bestimmt nicht zwei Frauen und ein verletzter Mann.«
    Chris sah, wie Tynan die Stirn runzelte und über Ashers Worte nachdachte. Sie konnte sehen, wie wenig sie ihm gefielen - wie sehr es ihm widerstrebte, ihr aller Schicksal in die Hände eines anderen Mannes zu legen. Und zugleich begriff sie, daß er schlimmer verletzt sein mußte, als er ihnen eingestehen wollte, weil er sonst gar nicht erst über Ashers Vorschlag nachgedacht hätte.
    »Ty, es ist die einzige Möglichkeit«, flüsterte Chris. »Pilar ist nicht transportfähig, und wir können sie nicht hier bei dem Alten lassen. Dysan lauert mit seinen Männern irgendwo dort draußen, und jemand muß Hilfe herbeiholen.« Sie zog eine Braue in die Höhe. »Oder hast du Angst, du würdest deine Begnadigung nicht bekommen, wenn ein anderer Mann meinen Vater hierherbringt?«
    Tynan sah sie lange an, ehe er sagte: »Prescott, Sie werden morgen in aller Frühe aufbrechen. Ich werde heute nacht aufbleiben und den alten Mann beobachten, während Sie schlafen. Ich möchte, daß Sie morgen ausgeruht auf die Reise gehen. Und jetzt legt ihr euch beide zum Schlafen nieder.«

Kapitel 22
    Sobald Tynan sich auf den Boden niedergelassen hatte, schien er nicht mehr die Kraft zum Aufstehen zu haben. Chris legte ihm einen neuen Verband an und stellte dabei aufatmend fest, daß die Kugel nicht in der Wunde steckte, wie sie zunächst befürchtet hatte. Während sie ihn verarztete, lag er still, lehnte sich mit geschlossenen Augen an die Schuppenwand zurück und schien nicht zu merken, wenn sie seinen Schenkel mit ihren Händen berührte. Sie faßte ihn so behutsam wie möglich an und versuchte, ihm nicht zu zeigen, wie besorgt sie war, als sie das zerrissene Fleisch an seinem Schenkel betrachtete.
    »Ich glaube nicht, daß Prescott mit dem alten Mann zurechtkommt. Prescott ist nicht gemein genug. Er ist zu vertrauensselig.«
    »Hast du lange bei diesem Mann gelebt, Ty? Hast du wirklich bei ihm wohnen müssen?«
    »Mit Unterbrechungen ab meinem sechsten Lebensjahr. Aber Kinder lernen rasch. Es dauerte nicht lange, bis ich begriff, daß ich auf mich selbst aufpassen mußte.«
    »Da du schon mit so jungen Jahren selbständig warst -warum bist du dann nicht fortgerannt, als er... er dich verkaufte? Hättest du denn nicht in Reds Haus zurückkehren können?«
    Ty öffnete die Augen und sah sie an. »Ich war betrunken, und zwei Tage lang flößte er mir immer wieder Alkohol ein, bis er mich...« - Tys Gesicht zuckte - »... auf dem Markt verkauft hatte.«
    »Aber du warst damals doch erst sechs Jahre alt.«
    »Ich habe noch keinen kleinen Jungen getroffen, der nicht mal gern ein Glas Bier getrunken hätte. Doch du solltest jetzt schlafen. Du mußt neue Kräfte für morgen sammeln.«
    Sie stand auf und nahm den Eimer mit dem blutgetränkten Wasser vom Boden. Während sie wieder hügelan ging, betrachtete sie ihn, wie er so regungslos dasaß, den Rücken gegen die Schuppenwand gelehnt, als würde er schlafen, doch sie vermochte das dunkle Licht seiner Augen zwischen den Wimpern zu erkennen. Er hatte sich vorgenommen, die ganze Nacht hindurch wach zu bleiben, um sie vor dem Alten zu beschützen- doch er fesselte ihn nicht oder machte ihn auf eine andere Weise bewegungsunfähig. Und sie wunderte sich darüber.
    »Chris.«
    Sie erschrak, weil sie Ashers Stimme so nahe hinter sich hörte.
    »Kann ich mit Ihnen reden?«
    »Sie sollten schlafen. Sie haben morgen einen anstrengenden Ritt vor sich, und Ty sagte...«
    »>Ty sagte !< Das ist alles, was ich von Ihnen zu hören bekomme: Ty sagte dies, Ty sagte das.«
    »Er ist der Anführer unseres kleinen Trupps«, erwiderte Chris, »und seine Entscheidungen haben uns bis jetzt am Leben erhalten.« Sie ging weiter den Hügel hinauf.
    Er hielt sie am Arm fest. »Ich wollte mich nicht erzürnen. Vermutlich ist es die Eifersucht, die aus mir spricht. Chris, der wahre Grund, weswegen ich mit Ihnen reden sollte, ist...«
    »Ja?« unterbrach sie ihn und blickte im Mondlicht zu ihm hoch. »Was wollten Sie mir eigentlich sagen?«
    »Ich wollte Sie fragen, ob Sie mich heiraten möchten.«
    Chris war einen Augenblick so verblüfft, daß sie kein

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