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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Freunde, ein Gesetzloser, kam an den Galgen, und das mag seine Wirkung auf Ty nicht verfehlt haben. Doch das ist nur so eine Vermutung von mir. Aber was es auch gewesen ist: von diesem Tag an wurde er ehrlich.«
    Red schloß einen Moment lang die Augen. »Doch daß er redlich und ehrlich sein wollte, brachte ihn fast um. Er nahm all die Arbeiten an, die niemand haben wollte oder anderen zu gefährlich waren. Er ließ sich sogar in Städten nieder, die von Verbrechern beherrscht wurden, und säuberte sie von diesen Strolchen. Aber da er in jeder Stadt eine Strecke von toten Männern zurücklassen mußte, kamen die braven Stadtbewohner jedesmal zu ihm und forderten ihn auf, er möge sich doch bitte woanders nach einer Wohnung umsehen.«
    »Aber das ist nicht fair«, sagte Chris.
    »Honey, von den unfairen Sachen haben wir bisher noch gar nicht gesprochen. Wie ich schon sagte, hat Ty niemals was mit sauberen Mädchen angefangen; er war immer vernünftig genug, sich von ihnen fernzuhalten. Aber das hielt die Mädchen nicht davon ab, ihn zu umschwärmen wie die Motten das Licht. Sie mögen die Art, wie er sie ignoriert. Nun, eine von ihnen, ein wirklich hübsches kleines Ding, hat ihm besonders tüchtig zugesetzt, daß er fast zusammengebrochen wäre. Dann kam sie eines Tages in den Saloon, um ihn zu holen. Ich sah sie flennen, und er wiegte sie in seinen Armen. Auf Tränen ist er schon immer hereingefallen: er konnte einfach keine Frau weinen sehen. Dann hörte ich, daß er sein Pferd gesattelt und Gewehre aus dem Schrank geholt habe. Das Mädchen hat ihm erzählt, ein mächtiger Viehzüchter aus der Umgebung würde ihren Vater angreifen, und ob Ty ihm helfen könne.«
    Red nahm einen Schluck von ihrem Whisky. »Ich habe ihn beschworen, dazubleiben, weil es nicht seine Fehde sei; aber er wollte nicht auf mich hören. Es gab eine Schießerei, und als der Staub sich legte und der Pulverdampf verflog, lag der Sohn des mächtigen Viehzüchters tot am Boden, und sie schleppten Ty ins Gefängnis.«
    »Und dann haben Sie ihn gerettet?«
    »Sie haben wohl davon gehört, wie? Ja, wir haben ihn gerettet. Nicht er hat den Sohn des Viehzüchters erschossen, sondern das Mädchen hat es getan, und er wollte sich lieber für die Göre aufhängen lassen, als sie zu verpetzen. Anscheinend hatte sie sich heimlich von zu Hause fortgestohlen, um sich mit diesem Jungen zu treffen, und Ty nur dazu benützt, um den Jungen eifersüchtig zu machen. Obwohl Ty das wußte, war er nicht bereit, sie dem Sheriff zu verraten. Da kam ich auf den Gedanken, daß er vielleicht gar nichts dagegen hatte zu sterben. Zuweilen benimmt er sich, als glaube er, nicht viel wert zu sein.«
    »Er sagte, er sei nicht gut genug für mich«, murmelte Chris. »Er sagte, ich verdiente etwas Besseres als ihn.«
    »Glauben Sie das ja nicht, Honey. Es gibt keinen, der besser wäre als er.«
    »Eben das habe ich auch gedacht«, sagte Chris mit einem Grinsen. »Glauben Sie, ich könnte ihn irgendwie dazu bringen, daß er mir gibt, was ich von ihm haben möchte?«
    »Und was Sie haben möchten, ist Tynan?«
    »Von ganzem Herzen und mit ganzer Seele.«
    Red starrte Chris eine ganze Weile an. »Wissen Sie - vielleicht sind Sie genau das, was er bräuchte.« Sie hielt inne und bekam schmale Augen. »Vom Lesen Ihrer Artikel habe ich zwar das Gefühl, als würde ich Sie schon jahrelang kennen; aber ich warne Sie. Falls Sie sich einbilden, Ty wäre nur einer von Ihren Fällen, und Sie könnten sich nach ein paar Monaten wieder von ihm trennen, werde ich Ihnen...«
    Chris brach in ein Lachen aus. »Heißt das die Dinge nicht auf den Kopf stellen? Ist es nicht in der Regel der Vater, der den jungen Mann warnt?«
    Red gab lächelnd zurück: »Zur Mutter habe ich nie recht getaugt.«
    »Mir scheint, daß Sie als Mutter eine großartige Leistung vollbracht haben. Mir zumindest gefällt Ihre Arbeit. Mein Problem ist nur, daß Ty mich nicht mag. Jedenfalls nicht so, wie ich ihn. Wie kann ich diese Drohung, daß er wieder ins Gefängnis müßte, und die Erinnerung, wie ein anderes sogenanntes >gutes< Mädchen ihn behandelt hat, überwinden? Über-dies glaube ich, daß er wirklich einen anderen Typ von Frauen lieber mag als mich.« Chris sah an ihrem nicht mit üppigen Reizen ausgestatteten Körper hinunter.
    Red bekam keine Gelegenheit mehr zu antworten, weil eine Stimme vor der Tür rief:
    »Red, bist du wach?«
    Es stand außer Frage, zu wem diese Stimme gehörte.
    »Einen Moment noch, Ty,

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