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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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einer Revolverkugel.«
    Sie überhörte seine Bemerkung, während sie auf die anderen zuging. Männer und Frauen teilten sich jetzt: Die Frauen breiteten Eßwaren auf gebleichten und gebügelten Tischdecken aus, während die Männer in einer Gruppe zum Fluß hinuntergingen.
    Chris stellte einen Korb voll Eßwaren auf den Boden. »Ich vermute, Sie kennen meinen Verlobten, Mr. Tynan, bereits, nicht wahr?« sagte sie. »Ich würde Sie ihm gern mit Ihrem Namen vorstellen, aber da ich erst gestern in die Stadt gekommen bin, hatte ich leider selbst noch keine Gelegenheit, mich mit Ihnen allen bekannt zu machen.«
    Mit einem Gesicht, als hätte man sie eben auf eine zusammengerollte Klapperschlange aufmerksam gemacht, bewegten die Damen vorsichtig den Kopf in Tynans Richtung.
    »Ty, Liebling, hättest du die Güte, die übrigen Körbe hierherzustellen?« Sie gab ihm mit den Augen ein Signal, daß er sich nun den Männern anzuschließen habe.
    Tynan nahm seinen Hut ab. »Es ist mir ein Vergnügen, die Damen nach zwei Jahren so gesund wiederzusehen.« Er nahm ein belegtes Brötchen von einem der aufgestellten Büfettische, blinzelte Chris zu und ging.
    »Miss Dallas!« begannen die Damen, sobald Tynan außer Hörweite war. »Sie wissen nicht, was Sie da tun. Sie können gar nichts über ihn wissen, sonst würden sie nicht...«.
    »Sie sollten mit Betty Mitchell reden, was er ihr angetan hat, und mit dem armen Mr. Dickerson...«
    »Mitchell?« sagte Chris, die gerade einen der mitgebrachten Körbe auspackte, »war das nicht das Mädchen, das in den Jungen verliebt war, der getötet wurde?«
    »Nun, sie war in ihn verliebt gewesen «, sagte eine der Frauen. »Dem Himmel sei Dank, daß das alles bereits vorbei war, als der Junge erschossen wurde.«
    »O ja«, sagte Chris. »Zu dieser Zeit besuchte sie bereits Tynan regelmäßig im Saloon und drängte sich ihm auf, wo es nur ging. Warum hat sie denn die Verbindung zu dem jungen Dickerson aufgelöst?«
    Die Frauen versuchten ihr alle auf einmal zu antworten:
    »Betty ist ihm eigentlich gar nicht nachgelaufen. Es könnte zwar sein, daß sie in den Saloon gegangen ist, aber ich bin sicher, saß er sie dazu angestiftet hat.«
    »Billy hatte sich mit einem Mädchen angefreundet, das aus Seattle stammte und hier auf Besuch weilte, aber diese Affäre wäre nicht der Rede wert gewesen, wenn Tynan sich nicht eingemischt hätte.«
    »Tynan hat Billy getötet; das wissen wir«, sagte eine der Damen im rechthaberischen Ton.
    Chris stellte eine Apfeltorte an ihren Platz. »Billy Dickerson begann also, sich mit einem anderen Mädchen zu treffen. Betty fing an, sich Tynan aufzudrängen. Dann griff Mr. Dickerson Bettys Vater an und...«
    »Nein«! rief eine der Frauen und schwieg dann wieder still.
    Eine andere Frau beugte sich vor. »Betty war guter Hoffnung, und Billy wollte sie nicht heiraten.«
    »Ah«, sagte Chris. »Also mischte sich Tynan ein, um einem jungen Mädchen zu dem Mann zu verhelfen, der sich weigerte, sie zu heiraten. Und er hat diesen jungen Mann erschossen ? Tynan muß Betty ja sehr geliebt haben, wenn er so etwas für sie getan hat.«
    Die Frauen begannen, die Eßwaren auf dem Tisch hin und her zu schieben.
    »Betty liebte nur Billy, und nach seinem Tod ist sie wieder irgendwohin in den Osten gegangen.«
    »Aber ich dachte, sie und Tynan wären so sehr ineinander verliebt gewesen, daß er für sie einen Mann getötet hat«, sagte Chris mit großen Augen.
    Die Frauen sagten eine Weile nichts.
    »Ich habe den Eindruck, daß mein Sohn Ihren jungen Mann belästigt«, sagte eine Frau, die zum Fluß hin sah. Vier junge Burschen umkreisten Tynan und sahen mit begierigen Augen zu ihm auf.
    »Er wird... ihnen doch hoffentlich nichts tun, nicht wahr?« fragte eine andere Frau zögerlich.
    »Nein«, antwortete Chris mit zuversichtlicher Stimme, »er ist ein sehr guter Mann. Sollen wir nun nicht alle unsere guten Männer zu Tisch rufen?«
    Die Männer waren toleranter als die Frauen, und sie schienen sich keinen Deut darum zu scheren, ob und wie oft Tynan im Gefängnis gesessen hatte. Sie waren mehr an gebackenen Maiskolben und gebratenen Hühnern interessiert.
    Rory Sayers tat sein möglichstes, damit Tynan sich in diesem Kreis nicht wohl fühlte.
    »Besser als der Gefängnisfraß, nicht wahr, alter Junge?« sagte Rory, der Ty gegenübersaß. »Aber mit den Jahren gewöhnt man sich wohl an alles, wie?«
    Als Rory die Hand nach einem Stück Huhn ausstreckte, klopfte eine Frau- die

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