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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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dann zu den drei Damen, die sie mit offenem Mund anstarrten.
    Chris pfiff leise vor sich hin, während sie die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufstieg.

Kapitel 9
    Asher Prescott erwartete sie mit einem grimmigen Gesicht vor ihrer Zimmertür. »Ich glaube, ich muß mit Ihnen reden«, sagte er.
    »Ich bin ziemlich müde und ich...«, begann sie und hielt dann wieder inne. Wenn ein Mann sich in den Kopf gesetzt hat, daß eine Frau eine Gardinenpredigt nötig hat, war es klüger, ihn reden zu lassen. Chris hatte vor vielen Jahren gelernt, daß Männer sich viel besser fühlten, nachdem sie eine Frau »belehrt« hatten. »Ja, was ist?« sagte sie und blieb geduldig stehen.
    »Ich glaube nicht, daß Sie sich so betragen, wie es sich gehört. Ich glaube, Sie verlieren das Gefühl für die Verhältnismäßigkeit. Ich weiß, Sie lieben es, die Partei des gesellschaftlich Benachteiligten zu ergreifen, aber der gesellschaftlich Benachteiligte verdient zuweilen nicht, daß Sie sich für ihn in die Schanze schlagen. Ich glaube, daß man Ihnen die Augen über den Mann öffnen muß, den Sie so vehement verteidigen, Chris.
    Schon mit sechzehn stand er in dem Ruf eines Revolverhelden. Da tötete er nicht nur einen, sondern gleich zwei Männer bei einer Schießerei auf der Straße. Mit zwanzig hatte er bereits so viele Feinde, wie andere in ihrem ganzen Leben nicht zusammenbekommen. Wußten Sie, daß er eine Weile mit der Chanry-Bande geritten ist? Einmal wurde er gefangengenommen und verurteilt, am Strang zu sterben; aber die Bande sprengte das Gefängnis in die Luft und holte ihn heraus. Er hat selbstmörderische Jobs übernommen und ritt ganz allein in Städte, wo er zwanzig Banditen gegen sich hatte.«
    Asher begann sich für sein Thema zu erwärmen. »Und Frauen, Chris! Er hatte Hunderte von Frauen! Für einen Mann wie ihn ist eine Frau nicht etwas Besonderes, das man liebt, sondern mit der man ins Bett geht und sie dann verläßt. Sie reden von Liebe für diesen Mann, während er nicht einmal die Bedeutung dieses Wortes kennt. Er ist ein vagabundierender Tunichtgut und wird nie etwas anderes sein.«
    Chris sagte kein Wort, stand nur da und sah ihn an.
    »Sie sprechen davon, daß Sie ihn heiraten wollen, aber ich glaube nicht, daß Sie wissen, was eine Ehe ist. Eine Ehe bedeutet, daß Sie tagein, tagaus mit dem Mann Zusammenleben. Dieser Tynan kann bezaubernd sein, wenn er möchte, aber heute abend war er verstockt und übellaunig. Er kann sich nicht unterhalten, er kennt keine zivilisierte Gesellschaft, und diese Frau, die angeblich seine Mutter sein soll... Also, ich mag kaum glauben, Chris, daß Sie sich einverstanden erklärten, mit ihr am gleichen Tisch zu essen. Ich für meine Person...«
    Er bremste sich und lächelte sie dann zärtlich an.
    »Wissen Sie, was ich glaube? Ich glaube, dieser Tynan ist so interessant für Sie, weil er für Sie ein Rätsel war. Sie lösen das Rätsel auf und entdecken, daß er nichts anderes ist als Dutzendware - ein ganz gewöhnlicher Revolverheld. Was Sie brauchen, Chris«, sagte er mit weicher Stimme und kam einen Schritt näher, »ist ein Ehemann aus der gleichen sozialen Schicht, aus der Sie stammen. Einen Ehemann und Kinder.«
    Sie sah ihn mit großen Augen an. »So jemanden wie Sie, Mr. Prescott?«
    »Ich halte Sie für eine sehr attraktive Frau, Chris.«
    Als er sich vorbeugte und die Lider über seine Augen senkte, als habe er vor, ihr einen Kuß zu geben, öffnete Chris ihre Hotelzimmertür, schlüpfte in den Raum dahinter und machte die Tür fest hinter sich zu. »Küssen Sie das, Mr. Der-dafür-bezahlt-wird-daß-er-mich-heiratet-Prescott.«
    Sie ging zu Bett und dachte über das Picknick nach, das am Sonntag stattfinden sollte.
    Am nächsten Morgen erwartete Tynan sie bereits in der Hotelhalle. Er trug einen sauberen Anzug, lehnte an einem Fensterrahmen und las in einer Zeitung.
    »Guten Morgen«, sagte sie und lächelte zu ihm hinauf.
    Er lächelte ebenfalls, als er sie erblickte; aber es sah aus wie das Lächeln eines Mannes im Unglück.
    Chris zog sich ihre Handschuhe an. »Sind Sie so weit, daß wir gehen können?«
    Ty nickte nur, bot ihr seinen Arm und führte sie aus dem Hotel auf die Straße.
    Es waren noch andere Paare unterwegs zur Kirche, und jedes blieb stehen, um Chris und Tynan ungeniert anzustarren.
    In der Kirche zog Chris Tynan mit sich zur dritten Kirchenbank, weg von den hintersten Bankreihen, wo er partout Platz nehmen wollte. Er verharrte den ganzen Gottesdienst

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