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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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dir ein, mich mitten auf der Straße auszuziehen?«
    »Oh«, sagte er mit einem schwachen Grinsen, »das war wohl nur die Macht der Gewohnheit. Ich habe mir wirklich nichts dabei gedacht.«
    »Macht der Gewohnheit!« schnaubte sie. »Nichts dabei gedacht! Ziehst du immer die Mädchen aus, wenn du sie küßt?«
    »Also«, meinte er bedächtig, noch immer vor ihr zurückweichend, »die meisten Mädchen, die ich küsse, wollen, daß ich ihnen das Kleid ausziehe. Und ich hatte nicht den Eindruck, daß es dir mißfallen hätte.«
    »Hat man schon mal so einen eingebildeten, eitlen, anmaßenden ... ich hätte Mr. Sayers erlauben sollen, dich zu erschießen. Du hättest es verdient!« Sie begann, ihr Kleid auf dem Rücken wieder zuzumachen und mühte sich mit den vielen winzigen Knöpfen ab.
    »Er kann überhaupt nicht schießen. Er hat nur eine große Klappe. Komm, laß mich das machen. Ich kann sie genauso rasch zuknöpfen, wie ich sie aufmachen kann.«
    »Offenbar hattest du reichlich Gelegenheit, dich darin zu üben«, sagte sie, als er sie umdrehte und sich anschickte, ihr Kleid zuzuknöpfen.
    »Manchmal muß man verdammt rasch in seine Kleider kommen. Du kannst dich wieder umdrehen. Die Knöpfe sind zu. Ich hole dich morgen früh im Hotel ab.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage. Das ist jetzt weit genug gegangen, Mr. Tynan. Sie wollen nicht ins Gefängnis zurückwandern, und ich möchte gern nach Hause zu meinem Vater. Ich denke, wir sollten uns morgen früh wieder auf die Reise nach Süden machen.«
    »Wir können doch noch einen Tag länger bleiben! Ich lasse nicht zu, daß Sie mich vor der ganzen Stadt zum Narren machen. Und schon gar nicht vor Sayers. Sie sagten vorhin, wir beide seien verlobt, und ich möchte wenigstens einen Tag lang so tun, als wären wir das wirklich. Ich möchte den Leuten hier zeigen, daß ich auch ein...«
    »...ein >gutes< Mädchen wie mich bekommen können?«, sagte sie leise und legte ihm die Hände auf die Brust. »Vielleicht habe ich falsche Erwartungen in Ihnen geweckt. Vielleicht war es der Regenwald, das Gefühl der Isolation, das mich meinen Sinn für die Realität verlieren ließ. Aber nun, da wir in die Zivilisation zurückgekehrt sind, sollten wir lieber auf Distanz bleiben. Schließlich müßten Sie ja ins Gefängnis zurück, wenn Sie mich anfaßten.«
    Er faßte sie am Oberarm und brachte sein Gesicht dicht an ihres heran. »In diesem Augenblick befindet sich Sayers in einem Saloon und erzählt der halben Stadt, daß Nola Dallas diesem Mörder ein Eheversprechen gegeben hat. Und Sie sind diejenige gewesen, die ihm das Stichwort dazu geliefert hat.«
    Sie lächelte ihn auf eine Weise an, daß er einen Schritt zurückwich. »Hm - morgen ist Sonntag. Wie wäre es, wenn wir morgen früh zur Kirche gingen und anschließend dann zu dem Picknick, das die Gemeinde veranstaltet? Und uns benehmen wie Verlobte? Natürlich nur einen Tag lang. Und am Montag treten wir dann, natürlich nicht mehr als Verlobte, die Heimreise an. Wäre Ihnen das recht?«
    »Kirche?« fragte er, und selbst im Dunkel konnte Chris erkennen, wie er ganz blaß wurde im Gesicht.
    »Kirche«, wiederholte sie mit fester Stimme und schob ihren Arm unter den seinen. »Wir sollten nun lieber die Gasse räumen, oder mein Ruf ist ruiniert - verlobt oder nicht verlobt. Ich sehe Sie dann morgen in aller Frühe.«- Sie hatten das Hotel fast wieder erreicht. »Nun machen Sie kein so betrübtes Gesicht, Mr. Tynan. Ich werde schon dafür sorgen, daß Sie den morgigen Tag genießen können. Gute Nacht, mein Lieber«, sagte sie zu ihm und lächelte dabei einem Passanten zu. »Sie dürfen mich auf die Wange küssen«, flüsterte sie, »aber keine Knöpfe dabei aufmachen - nicht mal an den Manschetten.«
    Immer noch zu benommen, um etwas sagen zu können, beugte sich Ty vor und küßte sie auf die Wange. Als er sich wieder aufrichtete, sah er drei Damen in der Lobby des Hotels stehen, die ihn mißbilligend ansahen. Einem Impuls folgend, faßte er Chris um die Taille und küßte sie ziemlich ausführlich.
    Als er sie wieder losließ, mußte sich Chris an einer Stuhllehne festhalten, damit sie nicht zu Boden fiel.
    »Ich sehe dich dann morgen früh, Liebling«, sagte Ty, ein Auge zukneifend, setzte seinen Hut wieder auf und verließ das Hotel.
    Chris versuchte, ihre Haltung wiederzugewinnen.
    »Himmel, aber manchmal geht das Temperament mit ihm durch«, sagte sie laut, während sie vorn ihr Kleid glättete. »Gute Nacht«, sagte sie

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