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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sich, zog sich ein frisches Kleid an und begann über die Tatsache nachzudenken, daß sie morgen heimreiten würde. Sie wollte sich nicht einmal mit Tynan darüber streiten, ob sie in Hamiltons Haus bleiben sollte. Vielleicht war es wirklich nicht ihre Sache, herauszufinden, was Owen mit seinem Neffen anstellte- wenn er überhaupt etwas gegen ihn unternahm.
    Als sie sich mit den Knöpfen an ihrem Kleid abmühte, wurde ihr bewußt, daß sie ganz allein im Haus weilte. Und daß dies eine günstige Gelegenheit sei, in Owens Büro zu spionieren.
    Sie stieg die Treppe, die sich in unmittelbarer Nähe ihres Zimmers befand, in das nächsthöhere Stockwerk hinauf und mußte drei Türen öffnen, ehe sie Owens Büro fand. Es war vollgestopft mit Papieren, und in einer Ecke stand ein mächtiger Aktenschrank aus Eiche. Sie hatte keine Ahnung, wonach sie suchte, aber vielleicht konnte sie es dort im Schrank finden. Oder doch wenigstens einen Beleg dafür, was Owen über die Eskridges wußte.
    Sie hatte gerade den Aktenschrank geöffnet und darin einen dicken Ordner mit dem Namen Diana Eskridge darauf entdeckt, als sie Stimmen auf der Treppe hörte - und eine davon war das tiefe Organ von Owen Hamilton.
    Christianas Herz begann heftig zu pochen, während sie sich nach einem Fluchtweg umsah. Da war nur ein Fenster in diesem Büro, und das stand offen. Ohne erst nach unten zu sehen, schob sie die Beine über das Fensterbrett und kletterte hinaus. Die Tür zum Büro ging in dem Moment auf, als sie ihren Rock aus dem Sichtfeld entfernte.
    Sie stand auf dem winzig kleinen Mauersims - er besaß etwa nur die Breite einer Regenrinne -, und unter ihr gähnte ein drei Stockwerk tiefer Abgrund.
    Sie preßte ihren Rücken gegen die Wand des Erkers, der das Fenster von Owens Arbeitszimmer enthielt, und klammerte sich mit den Händen links und rechts am Mauerwerk fest.
    »Diese Reise war besonders ekelhaft«, drang eine Stimme aus dem Zimmer zu Chris, die sie nicht kannte. »Sind Sie sicher, daß Sie alle nötigen Informationen beisammenhaben? Ist er es auch wirklich?«
    »Daran besteht kein Zweifel. Wenn ich Ihnen erzähle, wieviel Mühe es mich kostete, das alles zusammenzutragen, werden Sie mir glauben. Samuel Dysan ist der Name, nicht wahr?«
    Chris beugte sich zum Fenster. Da war etwas an dem Ton, in dem sie redeten, was in ihr den Wunsch weckte, ihnen genauer zuzuhören.
    »Und wie steht es mit Lionel?« fragte der Fremde. »Haben Sie den Namen dieses kleinen Bastards auf die Dokumente bringen können?«
    »Warten Sie eine Sekunde, damit ich das Fenster schließen kann. Es wohnen zu viele Leute in diesem Haus, so daß ich nicht weiß, wo sie sich gegenwärtig überall herumtreiben.«
    Chris zog sich wieder an die Seitenwand des Erkers zurück, als Owen das Fenster schloß und verriegelte. Nun war sie hier auf dem Sims gefangen und hatte keine Möglichkeit mehr, ins Haus zurückzugelangen.
    Die Männer blieben eine Stunde lang im Büro beisammen -es war die längste Stunde ihres Lebens. Hinter sich konnte sie die gedämpften Stimmen von Owen und dem Fremden hören, aber nicht verstehen, was die beiden sagten. Sie hörte, wie Schubladen aufgezogen und wieder geschlossen wurden, Schranktüren knarrten und klapperten, und sie konnte nur hier stehen und verhindern, daß der Wind ihren Rock vor die Scheiben des Fensters wehte.
    Als die Männer dann endlich den Raum verließen, versuchte Chris sofort, das Fenster zu öffnen. Doch da es fest verriegelt war, gelang ihr das nicht.
    »Nun sitze ich in der Patsche«, murmelte sie. Was für eine Entschuldigung konnte sie wohl Vorbringen, daß sie sich außerhalb dieses besonderen Fensters befand? Wenn Owen sich wirklich auf Kosten seines Neffen Lionel bereicherte, konnte es sehr gefährlich für sie werden, wenn er erfuhr, daß sie sich für seine Bürounterlagen interessierte.
    Mit einem Seufzer drehte sie sich wieder vom Fenster weg, und dabei rutschte sie vom Sims ab. Es gelang ihr zwar noch, sich festzukrallen, ehe sie endgültig abstürzte, doch sie merkte, daß sie sich dabei die Haut an den Händen abgeschürft hatte.
    Die Zähne vor Schmerzen zusammenbeißend, zog sie sich am Fenstersims wieder in die Höhe. Sie war völlig außer Atem, als sie wieder mit beiden Füßen auf dem Mauervorsprung stand und sich mit den Händen an der Dachrinne festhalten konnte.
    Da verharrte sie nun eine Weile, voller Angst, sich von der Stelle zu bewegen, als sie unter sich Geräusche hörte. Ein paar Sekunden

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