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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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schon seit Jahren nicht mehr getragen. Ihres ist zu lang und an manchen Stellen, fürchte ich, auch zu weit.«
    Chris seufzte, weil Pilar recht hatte. »Vielleicht hat man Sie mitgenommen, weil Sie gut mit einer Nähnadel umgehen können.«
    »Nun ja - machen wir uns gleich daran, es zu ändern.«
    »Allein für das Oberteil werden wir Stunden brauchen«, murmelte Chris.
    Sie nähten, bis die Sonne unterging, und zogen sich dann beim Mondlicht an, das durch die Fenster sickerte. Sie hatten keine Kerze, keine Kämme, um ihre Haare von Kletten befreien zu können, keinen Schmuck und keine Ahnung, wohin man sie bringen würde.
    Als die Eichentür wieder aufgeschlossen wurde, waren sie so gut Vorbereitet, wie das unter diesen Umständen möglich war. Chris merkte gar nicht, wie sehr sie zitterte, bis Pilar ihre Hände nahm und sie fest drückte, um ihr Mut zu machen.
    Einer der Männer stieß Chris nach vorn und Pilar hinterher, und die beiden Frauen stiegen die Treppen hinunter.
    »Woher wissen Sie denn, in welche Richtung wir reiten müssen?« rief Asher Tynan nach, als sie im vollen Galopp einen Weg hinuntersprengten.
    Tynan gab sich gar nicht erst die Mühe, ihm zu antworten, sondern ritt in scharfem Tempo immer in südöstlicher Richtung, bis er zu einem schmutzigen kleinen Platz kam, auf dem Zelte standen. Dieser Platz verdiente die Bezeichnung Ortschaft< nicht. Die Straßen waren vom Gewitterregen, der kurz vorher gefallen war, so aufgeweicht, daß man bis zu den Waden im Schlamm versank, und als sie an einem Zelt vorbeiritten, an dem ein großes Schild mit dem einzigen Wort >Frauen< hing, sahen sie zwei sich prügelnde Männer, die sich im Schlamm wälzten. Ashers Pferd machte einen Satz zur Seite, als die beiden ineinander verkeilten Männer auf ihn zurollten. Er hatte einen Moment lang Mühe, das Tier wieder unter Kontrolle zu bringen, ehe er wieder aufblicken konnte und Tynan eben in einem der größeren Zelte verschwinden sah. Asher schwang sich hinunter in den Modder und folgte ihm.
    Tynan lehnte an der Theke, als habe er es überhaupt nicht eilig. Mehrere Tische standen im Zelt, an denen Männer saßen und pokerten. Ty beobachtete einen Mann, der im Vergleich zu den übrigen Männern sauber aussah mit seiner goldbestickten Weste und den zwei Revolvern mit Perlmuttgriffen.
    Asher bestellte sich ein Bier und hatte eben einen langen Schluck aus seinem Glas genommen, als sich die Pokerrunde auflöste. Sofort blickte der Mann mit der goldbestickten Weste zu Tynan hoch.
    »Ich dachte, du wärest wegen irgendeiner Geschichte im Knast.«
    »Sie haben mich wegen derselben Geschichte wieder freigelassen«, antwortete Ty. »Und nun bin ich hier, um eine Schuld einzukassieren.«
    Der Mann mit der bestickten Weste nickte kurz und stellte sich dann neben Ty an die Theke. »Zwei Whisky«, rief er und senkte dann die Stimme: »Was verlangst du von mir?«
    »Auskünfte.«
    »Die kommen teuer.«
    »Ich habe bereits dafür bezahlt«, sagte Tynan. »Hast du schon mal von einem Mann namens Beynard Dysan gehört?«
    Der Spieler verschluckte sich fast an seinem Whisky. Als er den Hustenanfall überwunden hatte, blickte er Tynan an. »Vor dem mußt du dich in acht nehmen. Der ist schlimm, wirklich schlimm.«
    »Er hat etwas, das mir gehört, und ich will es mir zurückholen. Wo kann ich ihn finden?«
    »Laß es ihm! Was es auch sein mag: es lohnt nicht. Ja, wenn du nur dein Leben dabei zu verlieren hättest, würde ich nichts sagen, aber dieser Mann kann dir mehr nehmen als nur das Leben.«
    Tynan schwieg eine Weile, ehe er sagte: »Willst du mir jetzt eine Antwort geben oder so tun, als wärst du meine Mutter?«
    »Es war wirklich nett, dich gekannt zu haben, Tynan. Ich werde dir Blumen zur Beerdigung schicken. Ich weiß nicht viel über ihn, nur was die Leute sich so hinter vorgehaltener Hand zuflüstern. Er hat irgendwo nördlich von hier eine Niederlassung. Es gibt eine Stadt dort, die Sequona heißt, und wenn jemand etwas über ihn weiß, dann sind es die Leute in dieser Stadt. Du kannst dich ja schon auf dem Weg dorthin nach ihm erkundigen, aber dann riskierst du, eine Kugel in den Kopf zu bekommen - höchstwahrscheinlich in den Hinterkopf. Dieser Mann liebt es, im Verborgenen zu leben. Er kann es nicht leiden, wenn ihm jemand in die Karten guckt.«
    Der Mann mit der gestickten Weste leerte sein Glas. »Was hat er, das dir gehört?«
    »Del Mathisons Tochter.«
    Der Mann ließ ein leises Pfeifen hören. »Mathisons Macht

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