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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Sattelschuh steckte. Sich in den Steigbügeln aufstellend, daß die Fransen wie Standarten hinter ihm herflatterten, ballerte Ty mit dem Gewehr auf die Dachtraufen, während das Pferd in nördlicher Richtung aus der Stadt galoppierte. Ein paar von den Männern, die sich auf den Dächern versteckt hatten, standen auf, um nachzusehen, was da unten los wäre, und Ty schoß nur wenige Zentimeter an ihren Köpfen vorbei.
    Asher, der Ty auf einem zweiten Pferd folgte, war überzeugt, daß sein Gesicht so weiß sein müsse wie Tynans Lederkostüm. Doch die Männer auf den Dächern dachten, daß ihnen hier eine Wildwest-Show gratis geboten würde, und einige von ihnen bedankten sich dafür, indem sie gleichfalls ihre Gewehre gen Himmel richteten und die Magazine leerschossen.
    Asher wagte erst wieder durchzuatmen, als sie bereits meilenweit von der Stadt entfernt waren und Tynan plötzlich hinter ein paar Bäumen verschwand. Als Asher zu ihm stieß, wühlte Ty wie besessen in den weißen Satteltaschen.
    »Was ist denn los?« fragte Asher, sich von seinem Pferd herunterschwingend.
    »Ich hatte gehofft, sie hätten mir noch ein paar vernünftige Sachen eingepackt. Verdammt! Red hat mir nicht mal meine Hosen mitgegeben!«
    »Mich deucht, die Hosen, die Sie jetzt anhaben, hätten Sie immerhin gesund bis hierher gebracht. Ist Ihnen eigentlich klargeworden, daß Sie um ein Haar einen von Dysans Männern erschossen hätten?«
    »Ich habe alles in allem elf Männer gezählt. Und Sie?«
    »Was ich?«
    »Wieviel Sie gezählt haben? Weshalb, glauben Sie wohl, habe ich einen solchen Lärm gemacht? Ich wollte, daß sie alle aus ihren Löchern herauskommen, um nachzusehen, was dieser Krach zu bedeuten habe. Vier von ihnen saßen im Puff in der Halle, fünf auf den Dächern entlang der Straße, und zwei kamen noch aus den Hinterhöfen. Ich schätze, daß noch einige von ihnen im Süden der Stadt auf mich lauern. Ich gebe ihnen zwei Stunden Zeit, bis sie begriffen haben, daß ich in diesen weißen Lederklamotten stecke. Also haben wir zwei Stunden Zeit, damit ich mir neue Sachen besorgen und das da loswerden kann.« Er blickte das rotäugige Pferd ungläubig an. »Sonst könnten wir ebensogut versuchen, einen Berg in einer Puppenstube zu verstecken. Ich wünschte, wir fänden jemanden, der diese Klamotten für mich anzieht. Dann könnten Dysans Männer ihn verfolgen und mir eine Verschnaufpause gönnen.«
    Asher schnaubte: »O ja, und wo finden wir so einen Trottel? Ich wüßte keinen, der selbst gegen gute Bezahlung so ein Kostüm anziehen würde. Und wenn Sie versuchen, es jemandem zu schenken, wird er sofort mißtrauisch und fragt nach dem Grund. Am besten wäre es, wir würden die Sachen verbrennen. Wir können nicht erwarten, jemand zu finden, der dumm genug ist, sie zu tragen.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Ty, der sich wieder auf den Schimmel schwang und fluchte, weil er sich erst noch die Fransen unter dem Hintern hervorziehen mußte. »Die Welt ist voll von allen möglichen Typen.«

Kapitel 18
    Tynan stand wie angewurzelt an der weißen Wand eines Hauses, als hoffte er, sich auf diese Weise unsichtbar machen zu können. Asher nahm sich verdammt viel Zeit, neue Kleider für ihn zu finden, damit er sie gegen die weiße Lederkluft vertauschen konnte. Einige Minuten lang hatte Ty sogar ernsthaft daran gedacht, Asher das lose Maul zu stopfen - vielleicht sogar mit einem Knebel. Doch dann war es ihm gelungen, Asher davon zu überzeugen, daß es auch in seinem eigenen Interesse sei, wenn er ihm zu neuen Kleidern verhülfe.
    Vorsichtig schob Ty den Kopf um die Hausecke herum, um zu erkunden, ob jemand in der Nähe war. Als er sicher war, daß sich niemand auf der Straße befand, ging er die zwei Schritte bis zum Pferdetrog und steckte den Kopf hinein. Asher hatte sich nicht entblöden können, anzügliche Bemerkungen über den strengen Veilchenduft zu machen, der Tys Haaren entströmte und offenbar auf Reds weißen Talkumpuder zurückzuführen war.
    Als er eben den Kopf wieder aus dem Wasser heben wollte, spürte er etwas Kaltes im Nacken, das vom Stahl einer Waffe herrühren mußte.
    »Sprich ein Gebet«, sagte der Mann, der ihm die Waffe ins Genick drückte, »denn das ist die letzte Minute deines Lebens.«
    »Lester Chanry«, sagte Tynan, den Kopf drehend, um den Mann hinter sich ansehen zu können: Dieser war so groß und so dünn wie eine Bohnenstange und hatte rote Haare, die ihm bis zu den mageren Schultern hinunterreichten. Sein

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