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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Gesicht war von Sommersprossen bedeckt, die ihm etwas Farbe verliehen; denn seine Brauen und Wimpern waren so hell, daß man zweimal hinsehen mußte, um ihr Vorhandensein zu bemerken. Er trug ein hellrotes Hemd mit einer vier Zoll breiten indianischen Perlenstickerei auf den Schultern und drei Silberconchos in den Haaren. »Lester, es tut gut, dich wiederzusehen. Tatsächlich habe ich erst vor zehn Minuten über dich gesprochen.«
    »So-so. Hast du davon gesprochen, wie du meinen Bruder getötet hast?«
    »Das war ein Unfall.«
    Lester drängte Tynan gegen die Hausmauer. »Du hast ihn umgebracht, und dafür wirst du nun bezahlen.«
    »Ich war es nicht, und das weißt du auch.«
    »Dieser Sheriff war hinter dir her, und daher hättest du ihn ebensogut töten können. Deshalb bist du auch derjenige, der dafür bezahlen wird. Bist du bereit zu sterben?«
    »Nur wenn du mir versprichst, mich in meinem neuen Anzug zu beerdigen.«
    Zum erstenmal blickte Lester auf die prächtige Lederkluft hinunter, mit der Ty bekleidet war, und Tynan beobachtete Lesters Gesicht. »Du versprichst mir doch, daß du mich darin beerdigst, nicht wahr, Lester? Das ist mein letzter Wunsch, und der letzte Wunsch eines Sterbenden sollte immer respektiert werden.«
    »Wo hast du denn diese Klamotten her?« fragte Lester mit ehrfürchtiger Stimme.
    »Ein Mann mußte erst sein Leben aushauchen, ehe ich sie haben konnte«, sagte Tynan. »Du versprichst mir doch, daß du mich darin beerdigst, Lester?«
    »Nun... vielleicht würdest du sie mir vorher noch verkaufen. Ich mag nämlich solche Sachen.«
    »Verkaufen! Was soll ich denn mit dem Geld, wenn ich tot bin? Wie wäre es, wenn wir uns auf einen Handel einigten? Ich schenke sie dir, und du läßt mich dafür laufen.«
    Lester stieß Ty wieder zurück gegen die Hauswand. »Ich werde dich erschießen und sie mir dann einfach nehmen.«
    »Ich bin aber ein starker Bluter. Ich brauche mich nur beim Rasieren zu schneiden, und schon ist alles voller Blut. Ich würde den Anzug so versauen, daß du ihn nicht mehr tragen könntest, und außerdem entginge dir das dazu passende Pferd.«
    »Pferd?« fragte Lester. »Belügst du mich auch nicht, Ty? Denn wenn du das tust, werde ich dir...«
    »Lester, ich kämpfe um mein Leben. Du läßt mich laufen und bekommst dafür diesen weißen Lederanzug und ein weißes Pferd mit einem weißen Sattel.«
    »Weißen Sattel?« sagte Lester atemlos. »Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen weißen Sattel gesehen. Tynan, wenn du mich auf den Arm nehmen willst, werde ich dir...«
    »Nun, fuchtle bitte nicht so viel mit deinem Revolver herum, Lester, sondern laß dich von mir zu der Stelle bringen, wo das weiße Pferd versteckt ist, und ich gebe dir das alles einschließlich einem Kaufvertrag, damit die Sache auch legal ist. Aber wenn du mich erschießt, bekommst du nur einen blutigen Anzug - und du weißt ja selbst, wie steif Leder von Blut wird -, und du wirst auch niemals das weiße Pferd finden, sondern irgendein Bauernlümmel, der dann den einzigen weißen Ledersattel besitzt, den es auf der Welt gibt. Habe ich dir eigentlich schon gesagt, daß am weißen Zaunzeug lauter kleine silberne Medaillons hängen?«
    Lester brauchte einige Sekunden, um zu verdauen, was Tynan zu ihm gesagt hatte, während Tynan einen Arm hochhob, damit er die langen Lederfransen bewundern konnte, die vom Ärmel herunterhingen.
    »Also schön, ich nehme das Angebot an. Aber wenn du versuchen solltest, mich zu betrügen, werde ich...«
    »Ich und einen Chanry betrügen? Lester, ich bin nicht so alt geworden, weil ich ein Narr bin. Komm, laß uns gehen. Es wird mir leichter fallen, mich von meinem Anzug zu trennen, wenn wir nicht so lange darüber reden«, sagte Ty mit einem Seufzer.
    Als Chris die Treppe hinunterstieg, versuchte sie das Oberteil ihres Kleides etwas über ihre Brüste hinaufzuziehen; doch der Stoff reichte nicht hin, um das zu bedecken, was bedeckt werden sollte. Mit einem Blick auf Pilar bemerkte sie, daß diese Frau mehr heraushängen ließ, als sie selbst in ihrem ganzen Leben zu entblößen nicht hoffen durfte.
    Am Fuß der Treppe blieben die beiden Männer stehen und ließen die beiden Frauen plötzlich in einem großen Raum mit einem aus Ziegeln bestehenden Fußboden allein. Er war mit schweren Möbeln eingerichtet, die mit seidenen Schärpen bedeckt waren. Außer ein paar Sesseln und einem kleinen Tisch an einer Wand konnten sie nicht viel von der Einrichtung sehen.
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