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Die verfuehrerischen Vier

Titel: Die verfuehrerischen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Triana
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zusammenbleiben würden.

Tag 2, 11.00 Uhr
    Auf See
    An unserem zweiten Tag draußen auf dem Atlantik präsentierte uns die Temptress ihre ganze Pracht eines Ozeanriesen. Mir war nicht bewusst gewesen, dass hundertzwanzigtausend Tonnen Stahl so viel schiere Kraft erzeugen konnten (ich hatte die Kabinenbroschüre gelesen), aber Schönheit und Design des Dampfers waren unglaublich. Wie etwas so Schweres schwimmen konnte, war mir unverständlich. Aber mein Kopf bestand ja zum größten Teil aus Crêpe Suzette, nicht aus Technik. Der Schornstein und das Jogging-Deck vibrierten anregend und kraftvoll. Im Bauch des Schiffes konnte man total vergessen, wo man war. Da gab es Kinos, Restaurants und Wellness-Bereiche - wie zum Beispiel das Meer der Stille, ein Tagesbad, in dem die Kreditkarte von Killians Vater gerne akzeptiert wurde.
    Dort landeten wir nach dem Frühstück, bei dem Yoli mal wieder absolut keine Kohlehydrate gegessen hatte. Nicht zu fassen. Wir waren doch im Urlaub. Da konnte man doch mal normal essen. Aber als Geschenk zum Schulabschluss gönnte sie sich stattdessen eine Ganzkörpermassage.
    Ich bin nicht sicher, warum, aber mir war bei dem Gedanken an die Massage nicht ganz wohl. Erstens, weil ich nicht dafür zahlte und immer ein schlechtes Gewissen bekam, wenn ich die Großzügigkeit anderer ausnutzte, obwohl das
Killians Eltern wirklich kein bisschen störte. Zweitens hörte ich am Empfang, dass alle Masseurinnen belegt waren. Das bedeutete, dass ein Mann mit seinen Händen an meinem nackten Körper zugange sein würde - was meinem Freund bestimmt nicht gefallen würde.
    »Ich weiß nicht so recht«, sagte ich und sah zu, wie Killian die Rechnung unterschrieb.
    »Fee, mach dir bloß keinen Kopf. Das ist meinen Leuten doch ganz egal.« Sie unterschrieb mit schwungvollen riesigen Kringeln.
    Sie verstand mich nicht. Nicht ihre Eltern bereiteten mir Sorgen, sondern Lorenzo und was er davon halten würde. Ich beschloss jedoch, ihr nichts zu sagen. Sie würde es doch nicht verstehen, da sie Wortführerin der Kampagne ›Wer findet sonst noch, dass Lorenzo ein Arsch ist‹ war. Ich wusste nicht, warum sie ihn so unmöglich fand. So verschieden waren die beiden gar nicht. Beide waren direkt, beide waren manchmal unausstehlich. Aber beide waren auch tief im Inneren unsicher. Komisch, dass Killian das nicht merkte.
    Wenn ich also was sagte, würde sie nur antworten: »Das ist doch nur’ne Ganzkörpermassage … warum sollte Lorenzo was dagegen haben? Und er muss es ja auch gar nicht erfahren.«
    Hinter dem Empfangstisch trat eine Barbiepuppe mit glänzendem langem braunen Haar und einem gestärkten weißen Minikleid hervor und brachte uns in einen Raum mit einem plätschernden Wasserfall und entspannender Musik. »Setzt euch. Ihr werdet aufgerufen, wenn jemand frei ist.« Sie lächelte uns mit blendend weißen Zähnen an.
    »Danke«, sagten wir im Chor.
    Wir setzten uns und Alma lehnte sich an meine Schulter. »Es ist wegen Lorenzo, stimmt’s?«

    Ich starrte sie an. Vielleicht hätte sie Madame Fortuna zu einem Duell im Hellsehen herausfordern sollen. »Ja, das wird ihm nicht passen.«
    Sie zuckte die Schultern. »Hör mal, du hast doch versucht, eine Masseurin zu bekommen, aber die sind ausgebucht. Du hast dir die männliche Version schließlich nicht absichtlich ausgesucht.« Alma versuchte, mich vor einer unsichtbaren Jury zu verteidigen. Sie war wohl in Gedanken schon an der Brown-Universität.
    »Hallo, vielleicht will ich ja eine männliche Masseuse.« Ich hatte das Gefühl, mich selbst verteidigen zu müssen. Schließlich war ich ja kein Unschuldslamm oder so.
    »Das heißt Masseur bei einem Mann. Du brauchst wirklich kein schlechtes Gewissen zu haben. Jeder weiß doch, wie treu du bist. Lorenzo sollte das mal zu schätzen wissen.« Sie schlug die Beine übereinander und schüttelte einen Fuß aus. »Gott! Ich brauch unbedingt’ne Zigarette!«
    Ja, Lorenzo müsste eigentlich wissen, dass ich nichts tun würde, was ihn verletzen könnte. Warum benahm er sich dann so idiotisch?
    Als ob sie meine Gedanken lesen könnte, zog Alma eine Augenbraue hoch. »Wenn du dich so schuldig fühlst, lass die Massage doch einfach sausen.«
    Ich starrte wie hypnotisiert in den Wasserfall. Ich musste einen Weg finden, Lorenzo davon zu erzählen. Oder mich drücken und es versehentlich gar nicht erzählen. Aber genau darum war es in unserem vorletzten Streit gegangen. Ich hatte von ihm verlangt, mir von jedem zu erzählen,

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