Die verfuehrerischen Vier
setzte sich ihren Sonnenhut auf. »Klar. Hast du nicht erzählt, dass er verheiratet ist?«
Killian zog ihr Bikinioberteil zurecht. »Hm-mhm, hübsche Frau.«
Yoli, die den Sarkasmus heraushörte, meinte defensiv: »Könnte aber schon seine Frau sein!«
Alma nickte. »Oder seine Nichte.«
Killian und ich lachten uns schlapp. Ich klappte den Deckel meines Sonnenöls auf. Yoli streckte uns die Zunge heraus. Wer
konnte es schon wissen? Keiner. Es hatte also keinen Zweck, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Ich wollte glauben, dass das Mädchen seine Frau war und mit ihm zusammen auf dem Schiff arbeitete, und heute hatten sie mal einen Tag frei. Am Strand. Händchenhaltend.
Ich sah zu Santi und Monica hinüber, die auf jeden Fall ein Ehepaar waren. Sie lagen nebeneinander, schienen aber Welten voneinander getrennt. Keine Berührung. Kein Kuss. Gelegentlich murmelten sie sich was zu. Ich sah zu Bruno hinüber, der sein Wellness-Mädchen küsste.
»Na gut, vielleicht ist sie ja nicht seine Frau«, sagte ich enttäuscht.
Wo steckten eigentlich die Jungs von der Temptress ? Vor allem Raul der Adverbienkenner und Tyler-Schrägstrich-Schnuckel? Auf Tortola konnte man schließlich nicht so viel unternehmen, dieser Strand war praktisch die einzige Attraktion der Insel. Vielleicht tauchten sie ja noch auf. Nennt mich verrückt oder vielleicht war mir auch nur langweilig, aber ich wollte unbedingt wissen, wie die Mädchen reagieren würden, wenn Tyler auftauchte. War es ein Fehler von mir, zu wetten, dass Killian den Sieg davontragen würde?
Der Sand war fein wie Puderzucker. Und der Strand war heiß und wurde im Verlauf des Vormittags immer heißer. Einmal nickte ich ein, aber die meiste Zeit ging mir durch den Kopf, dass dies meine letzte Chance war. Meine letzte Chance, abzuhängen, ehe mein Kurs anfing.
Um ehrlich zu sein, ich war stolz auf mich, dass ich die Schule mit so guten Noten abgeschlossen hatte. Ich hätte es auf viele Colleges geschafft, aber ich war schon ganz wild auf den Dessert- und Konditorkurs am Französischen Kulinarischen Institut. Nachdem ich dort aufgenommen worden war, meinte Lorenzo, das sei doch gar keine richtige Schule, aber
er beruhigte sich wieder, als er begriff, dass ich nach einem Jahr schon fertig sein und dann schon Geld verdienen würde. Obwohl ich es liebe, liebe, liebe, Desserts zu machen, war ich nicht begeistert von der Vorstellung, schon drei Jahre vor meinen studierenden Altersgenossen in der Arbeitswelt zu landen. Aber was sollte ich sonst machen? Desserts sind nun mal mein Ding.
Als ich klein war, saß ich in der Küche an der Arbeitsplatte und sah meiner Mutter zu, wie sie für jedes Schulfest Muffins für meine Klasse machte. Sie nahm dazu Fertigteigmischungen und Tütenzuckerguss, aber dann spritzte sie auf jeden Muffin kleine Muster, manchmal persönlich zugeschnitten auf jeden aus meiner Klasse, und meine Freundinnen staunten nur so darüber. »Wenn ich doch nur deine Mom hätte«, hatte Killian im Lauf der Jahre wiederholt gesagt. »Meine kauft nicht mal fertige Muffins.«
Es war eigentlich total einfach. Jeder hätte das hinbekommen. Aber keiner machte es. Außer meiner Mutter und dann mir. Ja, ich lernte schnell, dass süße Überraschungen mir den Weg in die Herzen meiner Freundinnen ebneten. Also fing ich an, Kekse, Pasteten und Kuchen zu backen. Ich verschenkte sie, nur um die Reaktion auf den Gesichtern der Mädchen zu sehen, wenn sie in einen Butterkeks bissen, gefüllt mit Erdbeermarmelade, die ich aus frischen Erdbeeren gemacht hatte. Ich fand es entspannend, in der Küche zu stehen und alle möglichen Teigarten zu mischen, rühren, ziehen und kneten und verschiedene Gebäcksorten daraus zu backen.
Nachdem ich dann gehört hatte, dass der renommierte Chocolatier Jacques Torres am FKI in SoHo Kurse anbot, bewarb ich mich und bekam ein Stipendium. Und ich war auch wirklich begeistert darüber, außer … ich weiß auch nicht. Es wäre mir einfach lieber, nicht so früh damit anfangen zu müssen.
Es war mir ja gar nicht so eilig, den Kurs am FKI hinter mich zu bringen, ich wollte lieber mit Lorenzo irgendwohin reisen, nur er und ich, oder vielleicht sogar … vielleicht sogar meinen Vater besuchen. Ich weiß auch nicht.
Es gab so viele Dinge, die ich mir durch den Kopf gehen lassen musste, wenn ich von der Kreuzfahrt zurückkam.
»Oh … mein Gott«, hörte ich Killian ausstoßen.
»Was?« Wir reckten alle die Köpfe, aber es war schwierig, in dem
Weitere Kostenlose Bücher