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Die verfuehrerischen Vier

Titel: Die verfuehrerischen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Triana
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Klang aufnahm und bis zum Ufer trug. Ich sah mich um, ob Yoli zumindest lächelte. Tat sie nicht. Sie tat so, als sei sie tief in eine Broschüre versunken.
    »Pssst«, rief ich.
    Sie sah auf und grinste lahm. War sie immer noch sauer wegen gestern Abend? Als wir uns am Morgen angezogen hatten, kam sie mir wie immer vor, aber seit wir wieder mit Killian zusammenwaren, hatte sie sich wieder in Stein verwandelt. Madame Fortuna würde sich freuen, wenn sie erfuhr, dass sie irgendwie recht gehabt hatte. In Sachen Zwietracht und zerrissenen Banden. Ich konnte nur hoffen, dass es nicht schlimmer wurde.
    Aber vielleicht würde es heute sogar besser werden. Zuerst würden wir an die Cane Garden Bay gehen, am Strand liegen und es wie die anderen Touristen machen. Dann wollten wir improvisieren, vielleicht ein bisschen shoppen, auch wenn ich nicht gerade viel Geld hatte. Danach war alles offen.
    Wir schlurften die Gangway hinunter und warteten an einer Shuttlebus-Station, die in der Nähe lag. Dort trafen wir Santi und Monica. »Hallo, Mädels, bereit für den nächsten ausgeflippten Tag?«, sagte Santi und schüttelte den Kopf.
    »Heute mal nicht so ausgeflippt«, sagte Killian.
    Ich merkte, dass sie wild entschlossen war, sich heute zusammenzureißen. Ich selbst kam mir allerdings unheimlich flippig vor, verglichen mit meiner sonst so lahmen Art zu Hause. Bisher hatte ich mir von einem Fremden meinen fast nackten Körper mit Öl massieren lassen, ich hatte mit einem heißen Typ namens Raul geflirtet (so fand ich zumindest), einen heißen Dreiertanz hingelegt und in einer winzigen Bar
in Puerto Rico drei Margaritas getrunken. Und dabei war die Kreuzfahrt noch nicht mal zur Hälfte um.
    Der Shuttlebus fuhr los und wir kurvten durch die Bergstraßen, bis wir den nördlichen Teil der Insel erreichten. In Cane Garden Bay machten die meisten Schiffe fest, denn dort lagen sie geschützt vor den starken Winden - auch das hatte ich in einer der zahlreichen Broschüren gelesen, die auf dem Schiff herumlagen. Dort gab es einen Strand, ein weißer Bogen, der an dem türkisfarbenen Wasser aufleuchtete. Obwohl es noch früh war, gab es schon eine Menge Touristen, die sich einen Platz in der Sonne suchten.
    Santi reichte dem Fahrer ein Trinkgeld, dann nahm er Monica an die Hand. Ob meine Eltern wohl auch mal so Händchen gehalten hatten? Erinnern konnte ich mich nicht daran. Mein Vater war vor langer Zeit nach Seattle abgehauen - ausgerechnet nach Seattle. Immer wieder stellte ich mir vor, dass eines Tages ein gut aussehender Mann auf einem Pferd vor unserer Eingangsveranda auftauchen und mich und meine Mutter in ein Haus am Meer mitnehmen würde, aber das passierte natürlich nie. Mom bildete sich wohl ein, dass Lorenzo vielleicht so was wie dieser galante Mann war, aber meine Mutter neigt auch ein wenig zu Wahnvorstellungen. Lorenzo rülpst ständig. So was nenne ich nun wirklich nicht galant.
    Wir schlurften durch den Sand und suchten nach einem Platz, wo wir uns fallen lassen konnten. In der Nähe einer Strandbar fanden wir einen, weit genug von anderen entfernt, um nicht dauernd mit Sand beworfen zu werden.
    Yoli hielt schützend die Hand vor die Augen. »Leute, hier ist es echt super.« Sie stellte rasch ihre Tasche ab und fing an, darin herumzuwühlen, bis sie ihren Fotoapparat fand. »Rückt zusammen.«

    »Kommt, ich mach das Bild«, sagte Santi und nahm ihr den Apparat ab.
    Wir standen nebeneinander, hinter uns der Strand und das Meer. Ich hatte die Arme um Yolis und Almas Taillen gelegt, Killian ihren um Alma, und ich spürte das Besondere dieses Augenblicks. Ich versuchte, der Situation nicht allzu viel Bedeutung beizumessen - den Bergen, der Bucht, meinen Freundinnen, jung und schön wie wir waren in unseren Bikinis. Eines Tages, wenn wir alle Kinder hatten, würden wir uns das Bild wieder ansehen und sagen, wie dünn wir damals doch waren.
    »Sagt cheese «, befahl uns Monica, die neben Santi stand.
    » Cheeeeese …«
    »Queso« , sagte Alma. Ich lachte laut. Das wurde bestimmt ein tolles Foto.
    Nachdem wir uns in die richtige Bräunungsstellung gebracht hatten, fiel mir auf, dass viele der Badegäste Passagiere von unserem Schiff waren. Drüben an der Strandbar sah ich sogar Bruno, meinen Masseur im fortgeschrittenen Alter meines Vaters. Er hielt die Hand des weiß gekleideten Mädchens vom Empfang des Wellness-Bereichs.
    »Schaut mal, mein Masseur«, sagte ich zu den anderen. Sie sahen auf. »Ob das seine Frau ist?«
    Yoli

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