Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
»Und Sie waren ein Narr, Ihrem Diener Jenkins zu vertrauen.«
Lord Petre war noch wie betäubt von dieser Entdeckung. »Ich begreife einfach nicht, weshalb mein Diener mich im Stich gelassen hat«, sagte er.
»Jenkins ist sehr viel gerissener, als Sie es gewesen sind«, antwortete Caryll. »Hätte er allein Sie erpresst, dann hätte er fürchten müssen, dass Sie ihn durch irgendetwas zum Schweigen bringen. Indem er aber zu mir kam, verschaffte er sich nicht nur die eigene Sicherheit, sondern zugleich seiner Schwester auch noch Protektion.«
»Aber er zerstört unsere Hoffnung auf Rebellion.«
»Jenkins stellt die Interessen seiner Familie über politische Ambitionen«, sagte Caryll. »Sie werden sicherlich wissen, was er uns über seine Schwester erzählt hat.«
»Das Kind ist nicht meins!«, brauste Lord Petre auf. »Das ist eine infame Lüge!«
»Das ist der eine Aspekt dieser Angelegenheit, und da stehe ich Ihnen zur Seite. Aber wie Molly Walker sehr schlau erkannt hat, liegt die tatsächliche Vaterschaft bei diesem Kind im Dunkeln. Jenkins wird die Verschwörung und Ihre Rolle darin aufdecken, wenn Sie sich weigern, die finanzielle Verantwortung für Mollys Kind zu übernehmen.«
»Die Aktion ist bereits angelaufen, Sir«, sagte Lord Petre. »Ich werde meine Leute nicht im Stich lassen.« Seine Stimme war heiser vor Erregung.
Caryll blieb ungerührt. »Leider muss ich Ihnen sagen, dass Sie genau das tun müssen«, versetzte er trocken. »Um Ihre Familie zu schützen, werde ich nicht zögern, Sie zu entlarven.«
Lord Petre war stumm. Langsam begriff er, dass Caryll ihn ausmanövriert hatte.
Es entstand eine Pause, dann sagte Caryll, als sei es ein nachträglicher Einfall: »Ihre Mutter stellt übrigens eine Forderung an Sie.«
Lord Petre blickte ihn an, Angst im Herzen.
»Sie hat Ihnen eine Braut ausgewählt«, sagte Caryll.
Lord Petre konnte es nicht fassen. »Eine Braut?«
Da trat seine Mutter ins Zimmer. Sie war in ihrer Jugend eine schöne Frau gewesen, und jetzt trat sie auf mit dem vornehm imposanten Gebaren einer Person, die es gewöhnt ist, Macht auszuüben. Ihrem Sohn gegenüber war sie immer distanziert gewesen. Aber sie hing sehr an ihrer Tochter Mary, und Lord Petre wusste, dass eine etwaige Beeinträchtigung des Ansehens und der Heiratsaussichten seiner Schwester Lady Petres Denken jetzt beherrschte.
Beide Herren hatten sich bei Lady Petres Eintreten erhoben, aber nun hatten sie wieder Platz genommen, und Caryll fuhr fort:
»Die Eheschließung wird mit einer Person stattfinden, deren familiäre Verbindungen den eingehendsten Nachprüfungen standhalten«, sagte er.
»Und wie bitte stellen Sie sich vor, eine solche Verbindung zustande zu bringen?«, fragte Lord Petre.
»Das haben wir schon getan«, erwiderte seine Mutter. »Sie ist bereits arrangiert.«
Er wurde blass. »Darf ich mich etwas genauer nach der infrage stehenden Dame erkundigen?«
»Ihr Name ist Miss Catherine Walmesley«, sagte sie. »Sie ist fünfzehn Jahre alt und sehr fromm. Auch hat sie ein Vermögen von fünfzigtausend Pfund.«
»Catherine Walmesley! Das kann nicht Ihr Ernst sein!«, schrie er, echte Verzweiflung in der Stimme.
»Nie im Leben war es mir ernster«, erwiderte seine Mutter.
Bevor er den Namen seiner Zukünftigen gehört hatte, war ihm gar nicht bewusst gewesen, dass durch all das seine Beziehung zu Arabella betroffen sein könnte. Caryll und seine Mutter hatten vor, seine sämtlichen Verbindungen zu kappen. Diese Erkenntnis ließ ihn schaudern.
»Diese Partie ist in jeder Hinsicht zu beanstanden!«, widersprach er. »Ihre Familie ist barbarisch. Miss Walmesley selbst – kaum mehr als ein Kind – ein Mädchen ohne Erziehung, ohne Kultur, ohne persönlichen Charme.«
»Ihre äußere Erscheinung ist ein wenig unglückselig«, meinte seine Mutter, »aber das gereichte uns nur zum Vorteil, das Arrangement mit ihrem Vormund sicherzustellen.«
»William Dicconson!«, fauchte Lord Petre. »Jeder weiß doch, was für eine Sorte Mann das ist. Madam, Sie und Mr. Caryll haben mir heute Abend einen ganz miesen Streich gespielt. Sie haben es bei dieser Partie auf Catherine Walmesleys Vermögen abgesehen, und Sie nutzen meine hilflose Lage aus, mich zu einer Ehe zu zwingen, die ich sonst niemals eingehen würde.«
Seine Mutter blickte ihn schweigend an. Es war ja auch nicht notwendig, diese Darstellung ihres Handelns zu bekräftigen.
»Das ist unerträglich«, stöhnte Lord Petre.
Keiner der beiden
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