Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
Coffee-House in der Leadenhall Street geschickt, wo Douglass all seine Post empfing. Aber Lord Petre erhielt keine Antwort. Ein oder zwei Tage später arrangierte John Caryll ihm eine Zusammenkunft mit William Dicconson und Catherine Walmesley, und die Planungen für seine Heirat begannen.
Fast wunderte er sich selbst darüber, dass er während der nächsten paar Tage so gut wie gar nicht über die Jakobiten oder die heroische Rolle nachdachte, die er in ihrer Aktion hatte spielen sollen. Ebenso wenig dachte er an Jenkins oder an Molly Walker. Arabella aber lag ihm ständig im Sinn. Er wusste nicht, was er tun sollte. Erst jetzt, da die Gefahr, sie zu verlieren, sich so bedrohlich über ihm zusammenbraute, wurde ihm bewusst, wie sehr er sich in sie verliebt hatte. Aber er war machtlos, geknebelt durch einen teuflischen Pakt. Und er sah keine Möglichkeit des Entrinnens.
Er sehnte sich, sie wiederzusehen, fürchtete aber, wenn er es täte, würde ein Diener seine Mutter informieren. Schließlich vereinbarte er ein Treffen an einem Nachmittag, nachdem Jenkins ihn an seinem Klub abgesetzt hatte. Er schlich sich fort, heuerte eine Droschke an und fuhr zu Arabellas Haus.
»Ich dachte, es wäre mal eine amüsante Abwechslung«, erklärte er, als sie ihn fragte, weshalb er sie nicht in seiner eigenen Kutsche abholte. »Wir fahren zur Hackney-Hole, tun so, als machten wir einen Sonntagsausflug.«
»Aber es ist nicht Sonntag«, protestierte Arabella.
»Das macht es nur umso erfreulicher«, versicherte er ihr. »Die Straßen werden leer sein.«
Kaum waren sie allein, konnte er seine Hände nicht mehr von ihr lassen. Er packte ihr Gesicht und küsste es heißhungrig, fuhr mit den Händen durch ihr Haar, streichelte ihren Hals, ihr Brustbein, ihre Schultern, fuhr die Linie ihrer Arme entlang, ihrer weißen Hände. Nahm wieder ihr Gesicht in die Hände und küsste ihre Augen, ihren Mund. Er zog sie auf seinen Schoß, fuhr mit den Händen unter ihren Rock...
»Wunderbare Arabella, mein größtes Glück.«
Das Drängen, das physische Ungestüm seines Gefühls, als er sie liebte, war überwältigend. Noch nie war er so gewesen wie jetzt, dachte Arabella.
Später, wieder ruhig geworden, war er wieder mehr er selbst, der Robert, den sie so gut kannte.
Er berührte ihren Hals. »Darf ich dich um ein Unterpfand bitten, zur bleibenden Erinnerung an deinen Zauber?«, fragte er.
Sie stieß ihn fort. »Das werde ich dir verwehren«, versetzte sie, obwohl ihr Lächeln ihre Worte Lügen strafte. »Eine Dame möchte ihren Zauber nicht erinnert, sondern aktiv bewundert wissen«, erklärte sie.
Er lächelte und versuchte, sie erneut zu küssen, aber sie entzog sich noch immer. Sie wusste nicht recht, ob er Spaß machte oder nicht.
»Wenn du mir eine so geringfügige Gabe nicht gewährst, könnte ich darauf verfallen, sie mir zu stehlen«, sagte er und wand seine Finger durch ihre Locken. »Wäre es nicht eine romantische Geste von dir, mir eine Locke deines Haares zu schenken?«
»Lächerliches Ritual!«, sagte sie. Ihre Stimme war kalt. »Weshalb sollte eine Frau ihre gesamte Aufmachung schädigen, bloß um ein so nutzloses Geschenk zu gewähren?«
Arabella war entrüstet. Welch absurder Gefallen, um den Lord Peter da bat! Er musste doch wissen, wie lächerlich fehl am Platze solch eine Geste war. Haarlocken auszutauschen, das gehörte doch nur zum Werbungsritual der ganz Keuschen oder der ganz Jungen.
Sie erinnerte sich an eine solche Geschichte, als sie etwa fünfzehn gewesen war und einem jungen Mann, dem sie auf einem ländlichen Ball begegnet war, eine Haarlocke geschickt hatte. Als Antwort auf diese Gabe hatte sie ein zartes Sonett aus seiner eigenen Feder erhalten, und sie war sich sehr kultiviert vorgekommen. Der junge Mann war achtzehn gewesen und hatte anschließend die dritte Tochter eines Marquis geheiratet. Sie und Lord Petre waren doch längst weit über die Phase solcher Unterpfänder hinaus. Für ihn stand jetzt eine weit fundamentalere Entscheidung an. Sie verstand es einfach nicht.
Lord Petre erwähnte die Haarlocke nicht weiter, und als er sie nach einer kleinen Weile erneut in seine Arme zog, da wehrte sie sich nicht.
»Wie du mich verhext, Arabella«, wisperte er, als er sie küsste, und das heiße Drängen endete, wie es begonnen hatte: in Schweigen.
Während Lord Petre derart beschäftigt war, trat James Douglass durch die Tür der Bratstube, die das verliebte Paar vor etlichen Monaten besucht hatte.
Weitere Kostenlose Bücher